Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Bevölkerung ist ganz außerordentlich spärlich, und, 
wie ich glaube und mir die Handelsagenten auch 
bestätigten, recht wenig produktiv. Zwar giebt es 
in den ausgedehnten Urwäldern, die die wenigen 
kleinen Dorfkomplexe tagemärscheweit trennen, recht 
vielen Baumgummi, doch verbietet die Spärlichkeit 
der Bevölkerung dessen rationelle Ausnutzung. Nach 
meinem Dafsürhalten läßt sich das Ndsimugebiet mit 
Bombassa oder Bangandu jedenfalls auch nicht ent- 
fernt vergleichen, zumal der Verkehr zwischen den 
einzelnen Dorfkomplegen in der Regenzeit theilweise 
außerordentliche Schwierigkeiten bereiten dürfte. 
So wenig ergiebig demnach diese kleine Expedition 
bezüglich des Oeffnens neuer Gebiete für den Handel 
auch war, so hat sie betreffs der Landesaufnahme doch 
einige Resultate ergeben. Durch ein ziemlich aus- 
gedehntes Netz kleiner Routenaufnahmen ist das Gebiet 
wohl fast erschöpfend behandelt, und sind damit für 
die Grenzregulirung weitere Anhaltspunkte gewonnen. 
Im Allgemeinen ist das passirte Gelände sehr 
flach mit größeren, der Ueberschwemmung ausgesetzten 
Strecken. Es sind vom Ssanga bis auf etwa einen 
Tagemarsch an den Djah heran wohl kaum Niveau- 
differenzen von über 50 bis 80 m vorhanden. In diesem 
letzten Tagemarsch steigen die relativen Höhen bis 
etwa 150 m an. Der ausgedehnte Urwald, der das 
Gebiet bedeckt, ist von dem übrigen Urwald Süd- 
kameruns nur durch durchschnittlich geringere Ueppig- 
keit, wohl eine Folge des schlechten angeschwemmten 
Bodens, verschieden. Die Fauna ist wohl die gleiche. 
Es wäre noch zu bemerken, daß ich einen breiten 
Raphiasumpf, der in auffällig eingeschnittenem Bett 
sich vom Ssanga zwischen Diembe und Rdsimu weit 
ins Inland fortsetzt, für eine mögliche Verlängerung 
der in meinem früheren Bericht erwähnten Lagune, 
die vom Djah abzweigt, halte. Genaueres darüber 
wird die am 16. Februar von hier wegen der nie- 
drigen Wasserverhältnisse zu Lande nach Bangandu 
abgehende Expedition ergeben, die ja diese Lagunen-= 
bildung irgendwo kreuzen müßte. 
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft „Victoria“. 
Nach dem Geschäftsbericht für 1900 waren am 
Schluß des Geschäftsjahres in Kultur genommen 
bezw. gerodet etwa 1080 ha, wovon auf Bauplätze, 
Weiden, Gemüsegärten, Maisfelder, Wege 2c. etwa 
80 ha entfallen, während etwa 1000 ha mit 
450 000 Kakaobäumen bepflanzt waren. Auf diese 
450 000 Bäume wurden bis Ende 1900 nach Aus- 
weis der Bilanz Mk. 1 150 225,55 verwendet. 
Somit steht der Baum mit durchschnittlich etwa 
Mk. 2,55 zu Buche. In der Arbeiterfrage trat 
gegen Ende des Jahres 1900 eine wesentliche Besse- 
rung ein, und namentlich kamen die Bali zahlreicher 
wieder zur Küste. Durch Einrichtung eines größeren 
Krankenhauses, successive Anpflanzung von etwa 
400 000 Bananen, Vergrößerung der Arbeiter- 
häuser 2c. 2c. glaubt die Gesellschaft, in der Besserung 
  
der Lage ihrer Arbeiter wieder einen Schritt vor- 
wärts gethan zu haben. Abgesehen davon, daß das 
Saatgut für die Neupflanzungen zum Theil von 
eigenen Bäumen geerntet wurde, wurden 230 Sack 
Kakao auf den Markt gebracht, für welche nach 
Abzug von Fracht, Assekuranz rc. 2c. Mk. 13 825,60 
vereinnahmt wurden. Gegen das Vorjahr ergiebt 
dies eine erhebliche Steigerung. Neben dem Plan- 
tagenbau wurde auch dem Handelsgeschäfte größere 
Aufmerksamkeit geschenkt und neben dem Handelshause 
in Busa auch Faktoreien in Molyko und Bali er- 
richtet. Durch diese Faktoreien ist es gelungen, in 
nähere Berührung mit den Eingeborenen zu treten. 
Sowie die Eingeborenen die Möglichkeit erkannten. 
ihren Monatslohn in für sie brauchbare Waaren 
umzusetzen, stellte sich auch Arbeitslust ein, und all- 
mählich lernen sie, mit steigenden Bedürfnissen, den 
Werth der Arbeit bezw. des Geldes kennen. Der 
Gewinn der Handelsabtheilung nach Abschreibung 
der Unkosten beträgt nur Mk. 14 862,58, da die 
Gesellschaft im Interesse der Beamten und Arbeiter 
einen sehr geringen Aufschlag auf alle Artikel nimmt 
Die Gesellschaft verfügte am 31. Dezember 1900 
über Mk. 373 112,75 liquide Mittel. 
Westafrikanische Panzungsgesellschaft „Bibundt“. 
Die in der letzten Hauptversammlung beschlossene 
Erhöhung des Stammkapitals hat durch die Ausgabe 
von 600 Vorzugsaktien à 1000 Mk. ihre Erledigung 
gefunden. Vorgesehen war die Erhöhung des Grund- 
kapitals von 1 500 000 Mk. auf 2 250 000 Ml., 
also um 750 000 Mk. Von den zur Ausgabe ge- 
langten 600 Vorzugsaktien sind 25 péCt. baar ein- 
gefordert. 
— 
Wißenschaftliche Kammlungen. 
Der Oberleutnant v. Bülow, Stationschef von 
Ebolova in Südkamerun, sandte der zoologischen 
Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde 
in Berlin folgende Objekte ein: 
5 Säugethierschädel, 10 Reptilien und Amphi- 
bien, 1 Käfer, 1 Fliege, 3 Spinnenthiere, 2 Krebse. 
Die Konservirung der Thiere war gut. Unter 
den Säugethierschädeln waren besonders willkommen 
der eines ziemlich erwachsenen Drill (Papio leuco- 
phaeus) und vier Schimpansenschädel. Besonderen 
wissenschaftlichen Werth haben die Reptilien und 
Amphibien. Die Fliege war für das Museum neu. 
Die Krebse gehören einer anscheinend neuen Spezies an. 
Togo. 
PDantage Rpeme. 
Die Gesellschaft hielt im April zu Berlin ihre 
ordentliche Generalversammlung ab, in welcher seitens 
der Geschäftsleitung für das Jahr 1900 Bericht
	        
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