Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

hierüber befragt, äußerte, daß der Wiederbesetzung 
der Station rücksichtlich der äußeren Sicherheit nach 
seinem Dafürhalten nichts im Wege steht.) 
Einem in der Missions-Jugendschrift „Das 
Heidenkind“ veröffentlichten Briefe einer Schwester 
entnehmen wir über die Weihnachtsfeier in der 
Missionsstation Nyangao (Benediktiner) Folgendes: 
Weihnachten war dieses Jahr für uns, weiß und 
schwarz, ganz besonders ein Fest der Freude; denn 
der schon so lange gehegte Wunsch ging dieses Jahr 
in Erfüllung: nämlich am Vorabend des Weihnachts- 
festes war Einweihung unserer neuen Kirche. Die- 
selbe ist groß und geräumig, faßt über 700 bis 
800 Personen, das erste Mal schon, in der Weihnacht, 
war sie von etwa 800 bis 1000 Kirchenbesuchern 
angefüllt. Am Vorabend vor Weihnachten ver- 
sammelten sich die Leute von nah und fern hier auf 
der Station. Alle schwarzen Lehrer der Außen- 
stationen kamen mit ihren Schülern, zusammen etwa 
200, angerückt. Nach dem Abendläuten wurde das 
hohe Fest durch Flintenschüsse verkündet, worauf sich 
dann Alle zum ngoma (Spiel und Tanz) begaben. 
Um 10½ Uhr nachts wurde der Christbaum ange- 
zündet, der im Freien errichtet ward. Die Kinder 
sangen dabei zweistimmige Weihnachtslieder mit 
Harmoniumbegleitung, während die versammelten 
Männer abseits sich mit Flintenschüssen amüsirten. 
Es muß nänmlich ordentlich knallen, dann erst ist es 
ein sikukuu (Festtag). Darauf folgte die Verthei- 
lung der Geschenke an die eigentlichen Missionskinder. 
Nach einer kleinen Weile rief das Glöcklein zur Kirche, 
zur Feier der Geburt des Herrn, wobei zum ersten 
Mal in der hl. Weihnacht die Friedensklänge, das 
Gloria in excelsis Deo, in der neuen Kirche ertönten. 
Der Jahresbericht über die Missionsthätigkeit der 
Weißen Väter im Berichtsjahre 1899/1900 theilt 
über die Entwickelung des apostolischen Vikariats 
Unyanyembe u. A. Folgendes mit: 
Vor einigen Jahren starb Ndega, König von 
Uschirombo, derselbe, der unsere Missionare in sein 
Land gerufen und ihr Werk nach Mitteln und Kräf- 
ten zu unterstützen versprochen hatte. Sein Nach- 
folger wurde sein Sohn Robert, einer unserer 
Neophyten. Ein Theil der heidnischen Bevölkerung 
jedoch brachte der Thronbesteigung dieses christlichen 
Negerfürsten gar wenig Interesse und Begeisterung 
entgegen, zumal Robert sich von Anfang an als 
entschiedenen Gegner der Zauberer und ihrer 
schwarzen Künste zeigte. Robert mußte Amt und 
Würden abtreten an seinen Bruder Konstantin, der 
zwar auch Christ war, aber in der Verurtheilung 
des Zauberwesens weniger streng zu Werke ging. 
Nun hat Robert, der sich geistig und körperlich voll- 
ständig rüstig glaubte, vor einiger Zeit bei der deut- 
schen Behörde in Tabora Beschwerde geführt. Ein 
Regierungsvertreter wird nun nach Uschirombo kom- 
men, um den Streit zu schlichten. Aber trotz dieser 
  
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kritischen politischen Lage schreitet das Werk Gottes 
rüstig voran. Bei der letzten feierlichen Taufe wurden 
65 Erwachsene in den Schoß der Kirche aufgenommer, 
Unter letzteren befanden sich auch Schimbulu, Hämwt- 
ling des kleinen Distrikts Bukwaya, welcher 115 
Stunden von der Mission entfernt liegt. Sehr ge- 
stiegen ist im verflossenen Berichtsjahr die Zahl der 
Sklaven, die entweder selbst bei uns Zuflucht suchten 
oder aber nach ihrer Befreiung von Seiten der 
Regierung uns von letzterer zugeführt wurden. — 
Die Station Sankt Michael in Msalala wurde im 
verflossenen Berichtsjahre schwer geschädigt durch den 
Tod ihres Oberen, des hochw. P. Gosseau. Von 
ihm darf man in Wahrheit sagen, daß er im heißesten 
Kampf dahingerafft wurde, schreibt Bischof Gerboin 
— Der neue Obere von Msalala, P. van der Wee, 
schreibt: „Die Eingeborenen und die Häuptlinge 
halten darauf, freundschaftliche Beziehungen zu den 
Missionaren zu unterhalten. Wimu hat uns alle 
seine Mannen zur Verfügung gestellt, um das für 
unsere Bauten nöthige Gehölz zu hauen, und die 
Häuptlinge des Kahama besorgen den Transport zur 
Mission.“ — Aus Sankt Joseph in Ndala schreibt 
Pater Müller: „Wollten wir Alle, welche die hl. Taufe 
verlangen, anhören, so wäre unsere Kirche viel zu 
klein. Aber wir lassen zu diesem entscheidenden 
Schritt nur jene zu, welche gut über unsere heiligen 
Lehren unterrichtet sind, und welche wir mehrere 
Jahre hindurch geprüft haben, die somit die ge- 
nügende Sicherheit für ein recht christliches Leben 
bieten.“" — In der Mission Sankt Antonius von 
Padua in Urundi ist eine Wendung zum Bessern im 
Benehmen der Eingeborenen zu konstatiren. Der 
Eifer im Besuche des Unterrichts liefert den besten 
Beweis dafür. — Die junge Mission Heiliges Herz Jesu 
in Mugera hatte mit besonderen Schwierigkeiten zu 
kämpfen. Zweimal schon giug sie in Flammen auf. 
Die Missionare bauten sie jedesmal mit unverdrossenem 
Muthe wieder auf und benutzten alle Gelegenheiten, 
um das Vertrauen der Heiden zu gewinnen. Sie 
haben bereits eine beträchtliche Anzahl recht eifriger 
Katechemunen um sich gesammelt. — Das Vikariat 
zählt augenblicklich: 49 Katechisten, 1342 Neophyten, 
etwa 6000 Katechumenen, 6 Schulen mit 150 Knaben 
und 30 Mädchen. Im verflossenen Jahre zählte 
man: 227 Taufen von Erwachsenen, 60 Kindertaufen, 
84 Taufen in articulo mortis, 42 Ehen. 45 372 
Kranke wurden verpflegt in 6 Hospitälern oder 
Apotheken. 
  
Wie der „Stern von Afrika“ berichtet, brach der 
apostolische Präfekt von Kamerun, P. H. Vieter, 
mit Br. Jäger am 27. Januar d. Is. ins Innerc 
auf, um die längst geplante Missionsstation in Daunde 
zu errichten. Laut den letzten Nachrichten sind die 
beiden Missionare wohlbehalten an ihrem Bestimmungs- 
orte angekommen, und marschirte P. Hoegen mit 
15 Trägern von der Küste ab, um den Präfekten bei 
Gründung der Station zu unterstützen. — Am
	        
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