Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

an deren Spitze der Gouverneur Leutwein selbst 
stand, Windhoek verlassen. Vier Tage später trafen 
wir uns in Okahandya, dem „Berlin des Herero- 
landes“, wie ein schwarzer Schulmeister, der 1896 
als afrikanische Sehenswürdigkeit auf der Berliner 
Ausstellung gedient hat, sich stolz ausdrückte. 
Okahandya hat als Sitz des Oberhäuptlings sämmt- 
licher Hereros einige Bedeutung. Der Platz selbst 
theilt sich in ein christliches und heidnisches Dorf. 
Im Letzteren wohnen die Ungetauften; sie kleiden 
sich in ihre nothdürftige Lederschürze, während jene, 
die Getauften, europäische Kleidung tragen. Die 
ganze Beschäftigung der Männer besteht im süßen 
Nichtsthun. Die Arbeit fällt den Weibern an- 
heim. Dieselbe besteht in der Sorge um das Vieh 
und ein wenig Gartenbau. Vor der Rinderpest be- 
saßen die Hereros so zahlreiche Herden, daß sie außer 
Fleisch und Milch keiner weiteren Nahrung mehr 
bedurften. Jetzt ist es anders. „Noth lehrt beten, 
aber auch arbeiten“; deshalb betreiben sie nun 
etwas Gartenbau. Die Regierung besitzt in Oka- 
handya eine Militärstation; zu dieser gehört ein 
großer Garten, in welchem Alles auf das Beste ge- 
deiht. Außer den Soldaten sind 15 bis 20 Weiße 
am Platze. 
In den „Berichten der Rheinischen Missions- 
geiellschast“ schreibt Miss. Möller aus Warmbad 
(Deutsch-Südwestafrika), daß von den 700 Getauften 
nur ein kleiner Theil auf dem Platze wohne, 
was allerdings bei der durch die Beschaffenheit des 
Landes bedingten Wirthschaftsweise kaum anders zu 
erwarten sei. Das Gemeindeleben leide unter der 
zerstreuten Wohnweise, was sich namentlich in dem 
Kirchenbesuch bemerkbar mache. Viele hindere an 
letzterem auch das leidige Zucker= und Honigbier= 
runken. Miss. Möller kann doch aber auch schreiben, 
daß es eine ganze Anzahl von Christen in seiner 
Gemeinde gäbe, die aufrichtig bestrebt seien, ihrem 
Christenthume Ehre zu machen. „Ich könnte von 
eingen eingeborenen Christen und Christinnen er- 
zählen, an denen sich zeigt, daß der Herr Christus 
eine Macht in ihnen geworden ist.“ Besonders auf 
Kranken= und Sterbebetten zeige sich oft, daß mehr 
vorhanden sei an innerem Leben, als man auf den 
ersten Blick meine. — Miss. Lang in Otjosazu 
blickt auf ein ungemein gesegnetes Jahr zurück. Er 
hat im Jahre 1900 nicht weniger als 225 Heiden 
taufen können. 236 Heiden standen noch im Unter- 
richt; weitere Scharen warten noch auf Aufnahme 
in den Unterricht. Für seine Gemeinde giebt Miss. 
Lang ein kleines Monatsblättchen heraus von der 
Größe eines Briefbogens. Er vervielfältigt es selbst 
auf einer Schreibmaschine. Es ist billig, es kostet 
nur 50 Pfennig jährlich. Bis jetzt hat es 42 Leser. 
Miss. Lang hofft aber noch viele zu gewinnen. Das 
Blältchen betitelt sich Omahungi, d. h. Erzähler: es 
bringt aber auch kleinere Betrachtungen. Zu Miss. 
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Lang sind auch vorläufig die Seminaristen des durch 
den Tod des Miss. Niehe verwaisten Augustineums 
in Okahandja übergesiedelt. 
Aus fremden lvlonien und 
Produktionsgebieken. 
Suckerer zeugung in Britisch-Centralafrika. 
Britisch-Centralafrika soll Aussichten haben auf 
die Entwickelung einer bedeutenden Rohrzuckerindustrie 
Man erwartet die Anlage sehr großer Zuckerplantagen 
in dem reichen und fruchtbaren Gebiete am Sambesi, 
wo eine Gesellschaft 1100 Acre Land mit Zuckerrohr 
bepflanzt hat und in der nächsten Zeit ihre Plantagen 
über weitere 2500 Acre auszudehnen gedenkt, während 
andere Unternehmer theils schon Pflanzungen angelegt 
haben, theils die Vorbereitungen zu solchen Anlagen 
treffen. Der Boden soll dort zum Zuckerrohrbau 
sehr geeignet sein, und das Erzeugniß soll das ägyp- 
tische an Güte übertreffen. Arbeiter sind in genü- 
gender Zahl vorhanden. Da für die Rohrzucker-= 
erzeugung verhältnißmäßig wenig Anlagekapital nöthig 
ist und man in Natal genügende Erfahrungen über 
die vortheilhafteste Behandlung des Rohres in jenen 
Gegenden gesammelt hat, hofft man, in Centralafrika 
in kurzer Zeit ein bedeutendes Zuckererzeugungsgebiet 
schaffen zu können. (Nach The Tradesman.) 
Schif'sverkehr Sanfibars im Jahre 1900. 
Der Hafen von Sansibar wurde im vergangenen 
Jahre von 208 Schiffen von 342 461 Reg.-Tons 
in großer Fahrt und von 175 Schiffen von 35523 
Reg.-Tons in der Küstenfahrt angelaufen. Der Ein- 
gang von Fahrzeugen einheimischer Bauart (Dhaus) 
belief sich auf 7282 Segler von 92621 Reg.-Tons. 
In großer Fahrt war die deutsche Flagge mit 
109 Schiffen von 180 998 Reg.-Tons, die englische 
Flagge mit 62 Schiffen von 101 709 Reg.-Tons 
und die französische Flagge mit 27 Schiffen von 
50 036 Reg-Tons an dem Schiffsverkehr mit San- 
sibar betheiligt. An der Küstenfahrt nahmen 103 
deutsche Schisfe von 19 640 Reg.-Tons, 38 Sansi- 
barer Schiffe von 8892 Reg.-Tons, 10 französische 
Schisse von 4150 Reg.-Tons und 24 englische 
Schiffe von 2841 Reg.-Tons theil. Von den ein- 
gelaufenen Dhaus führten 2149 von 36732 Reg.= 
Tons die englische Flagge, 2465 von 21222 Reg.- 
Tons die Sultansflagge und 2180 von 13 645 Reg.- 
Tons die deutsche Flagge. 
Deutschland war in dem Schiffsverkehr Sansibars 
mit der größten Anzahl von Schiffen und mit dem 
stärksten Tonnengehalt vertreten und hat Großbri- 
tannien um 47 Schiffe in großer Fahrt von 79 289 
Reg.-Tons und um 79 Küstenfahrzeuge von 16 799
	        
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