rüstung für zwei Europäer etwa 20 Aslaris zu be-
fördern bezw. die entsprechenden Lasten. Bei den
Engländern sind außer einer großen Zahl Segel-
transportschiffe zur Zeit drei Dampfer im Bau. Der
Nyanza wird bald ein viel befahrenes Wasser sein.
Der Wegebau im engeren Bezirk Muanza, das
heißt in Ussukuma, hat seit der letzten Regenzeit große
Fortschritte gemacht. Die vorhanden gewesenen beiden
Straßen von Tabora nach Muanza, die sich am
Moame zu einer Straße bis Muanza vereinigen,
sind ausgebessert und mit Rasthauskolonien und
Märkten versehen worden. Die Markteinrichtung
ist, da erst eben entstanden, noch nicht erprobt, doch
verspricht sie Erfolge. Neu angelegt sind befahrbare
Straßen, die die Station mit allen Landschaften, mit
jedem Sultansdorf und jedes Sultansdorf mit denen
aller Nachbarsultane verbinden. Jedes Sultansdorf
unterhält ein stets fertiges Lager mit Markteinrich-
lung. Für die Sicherheit des Bezirks, für die Er-
schließung bisher weniger besuchter Landschaften wie
für deren Verbindung untereinander wird das
Straßennetz seine Bedeutung beweisen. Die Ein-
sassung mit Baumreihen ist für den Beginn der
neuen Regenzeit beabsichtigt.
Die Hüttensteuer ist seit dem 1. April d. Is. im
ganzen Gebiet, mit Ausnahme von Schirati, einge-
führt worden. Die Einführung ist an keiner Stelle
auf Widerstand gestoßen.
Ueber die bauliche Thätigkeit im Bezirk Muanza
ist Folgendes zu erwähnen: Die Mission Bukumbi
hat eine sehr große Kirche gebaut, auf Ukerewe ist
eine solche im Bau begriffen. Die hiesige Nieder-
lassung der Deutsch-Ostafrikonischen Gesellschaft sieht
ihrer Vollendung entgegen; der Hauptbau, das
Europäerhaus, macht einen recht stattlichen Eindruck
und gereicht der Stadt zur Zierde. Die Firma
H. L. H. Koether haot auf einer Höhe unweit der
Station ein villenartiges Gebäude mit Wirthschafts-
räumen erbaut, das seiner günstigen Lage wegen als
Erholungsstation oder als Miethshaus vielleicht eine
Nolle spielen wird. Die Station schließlich hat an
der Erweiterung, Verbesserung und Verschönerung
der Stadt Muanza mit Erfolg weiter gearbeitet.
Gradlinige, 5 m breite Straßen durchziehen den Ort;
ihre Ränder sind durchweg mit Bäumen eingefaßt.
Die gesammten Wohnungen der Askaris und farbigen
Angestellten sind ausgebessert oder umgebaut, ihre
Dächer sind erneuert. Auf Reinlichkeit in den
Straßen und hinter den Häusern wird von der
Polizei geachtet. Etwas außerhalb der Stadt
ist eine Karawanserei neu gebaut, die etwa
300 Menschen gleichzeltig aufnehmen kann; auch hier
wird der Sauberkeit besondere Aufmerksamkeit zu-
gewandt. Der Bau einer 20 m langen, 10 m breiten
und 8 m hohen Markthalle mit gepflastertem Boden
fällt gleichsalls in die zweite Hälfte des Berichts-
sahres. Der Markt wird auch von der weiteren
Umgebung, wie von den Wakerewe, stark besucht; der
Verkehr ist den ganzen Tag ein sehr lebendiger.
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Infolge des Verbotes an Askaris und farbige An-
gestellte, ihren Lebensunterhalt selbst auswärts ein-
zukaufen, und infolge des Schutzes, den die stets
anwesende Polizei auswärtigen Marktbesuchern an-
gedeihen läßt, werden jetzt die Feld= und Garten-
erzeugnisse in die Stadt zum Markt gebracht.
Die Sicherheit im Bezirk ist eine völlige; keine
Karawane, mag sie groß oder klein sein, wird beim
Durchmarsch Schwierigkeiten haben.
Als wichtigstes Ereigniß für den Bezirk Muanza
war im Vorjahre die Gründung der Station Schirati
zu bezeichnen. Dieser Posten an der englischen
Grenze hat allen Erwartungen entsprochen. In
politischer Beziehung ist er ein wichtiger Faktor, um
die deutsche Herrschaft zu zeigen und zu verbreiten,
in taktischer und strategischer Beziehung ein Stütz-
punkt unseres Einflusses. Infolge seiner Nähe zum
Endpunkt der Mombassabahn, Port Ugowe, wird
Schirati noch eine große Rolle spielen.
Bukoba.
In politischer Hinsicht ist im Berichtsjahre nichts
von Bedeutung vorgefallen Wenn sich auch die
Unruhen in Uganda bis an die deutsche Grenze
heranzogen, so wurde deutsches Gebiet doch nirgends
hiervon in Mitleidenschaft gezogen. Die Waganda-
rebellen haben zu jeder Zeit deutsches Gebiet sorg-
fältig respektirt. Der Häuptling Gabriel Miosi, ein
Anhänger des früheren Königs Mwanga, konnte ohne
Anwendung von Gewalt an der Grenze entwafsfnet
werden. Die mit ihm übergetretenen Waganda, 550
an Zahl, sind in der Nähe der Station, in einem
neuen Dorfe, angesiedelt worden. Der in Karagwe
ausgebrochene Thronfolgestreit wurde beigelegt.
Kaketo, der Urheber dieser Streitigkeiten, stellte sich
freiwillig der Station und erhielt drei Stunden
südlich von Bukoba eine Schambe zum Aufenthalt
angewiesen. Der Sultan Loisabuba, welcher seine
Nachbarn durch fortwährende Räubereien belästigte,
wurde abgesetzt und erhielt die Schambe Ishozi.
Das Land Mpororo, welches etwa 250 000 Ein-
wohner zählt und bis dahin so gut wie unbekannt
war, konnte, von unbedeutenden Zusammenstößen
abgesehen, auf friedlichem Wege zur Anerkennung
der deutschen Herrschaft gebracht werden. Fünf
Sultane dieses Landes haben Flagge und Schutzbrief
erhalten, und schon jetzt bringen mehrere Sultane
größere Schauris zur Kenntniß der Station. Der
jetzige friedliche Zustand im Bezirk wird von allen
Sultanen geschätzt.
Die Ernte im Bezirk muß auch in diesem Jahre
als gut bezeichnet werden. Während sich in Uganda
ein Mangel an Nahrungsmitteln fühlbar machte,
war im Bezirk Nahrung überall reichlich vorhanden.
Wenn auch im Vergleich zu früheren Jahren diesmal
weniger Regen gefallen ist, so hatte dies doch kaum
einen Einfluß auf die Ernte. Die Bananenkultur
ist nach wie vor die verbreitetste. Mtama, Mais
und Eleusine wurden nur spärlich gebaut. Ersterer
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