Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

wird zur Pombebereitung verwerthet, letzterer soll 
bei etwaiger Hungersnoth eine Reserve bilden. Mais 
wird hauptsächlich in Ussuwi gepflanzt. Die Erdnuß 
wird zur Herstellung von Del, das zum Einfetten 
des Körpers gebraucht wird, gepflanzt. Bohnen und 
Erbsen findet man im ganzen Bezirk in den ver- 
schiedensten Sorten vertreten; sie werden von der 
Bevölkerung gern gegessen. In Mopororo haben 
Bohnen und Erbsen die Banane fast vollständig ver- 
drängt; daneben werden noch Bataten, Mtama und 
Mais gebaut. Tabak findet man überall im Bezirk; 
eine gute Sorte gedeiht in Mpororo. Auf den 
Kaffeebau verwendeten die Sultane besondere Sorg- 
falt. Die wild wachsenden Bäume wurden freigelegt 
und beschnitten, auch besondere Saatbeete angelegt, 
aus welchen die Pflänzchen in regelrechte Kaffee- 
schamben ausgepflanzt wurden. Es steht zu hoffen, 
daß mit der Zeit die Qualität des Kaffees durch 
sorgfältige Behandlung gut wird. Schon jetzt wird 
er von den Europäern und Arabern des Bezirks 
gern getrunken, auch nach Muanza und Ushirombo 
ausgeführt. Die Eingeborenen essen die Bohnen roh. 
Mit Weizen und Reis wurden befriedigende Erfolge 
erzielt. Ersterer gedeiht in Karagwe, letzterer in 
Kifsumbiro an der Kagera. Der Anbau von euro- 
päischen Kartoffeln wurde mehreren Sultanen zur 
Pflicht gemacht; die Kartoffel gedeiht fast überall im 
Bezirk. Die Stationsbesatzung konnte in eigenen 
Schamben ihren Jahresbedarf ernten. Die im Vor- 
jahre begonnenen Anforstungen mit Nutzhölzern 
wurden fortgesetzt. Die Station hat in Saatbeeten 
eine Viertelmillion Schambiabäumchen gezogen, welche 
zum Theil an die Sultane abgegeben, zum Theil 
bei der Station ausgepflanzt wurden. In Kyanga, 
Kyamtura und Kisiba wurden regelrechte Anforstungen 
gemacht. Diese Anforstungen werden von den Sul- 
tanen unterstützt, da das Schambiaholz den Bohr- 
würmern und Termiten widersteht und mit Vorliebe 
zum Hüttenbau verwendet wird. In Kanyosa an 
der Kagera wurde ein kleiner Bestand von Sandel- 
holzsträuchern gefunden. Zur Erlangung und Er- 
haltung eines guten Holzbestandes wurde dem Ab- 
brennen des Grases und Unterholzes nachdrücklich 
entgegengearbeitet. In der Stationsschambe wurden 
an europäischem Gemüse gepflanzt: Kohlrabi, Roth- 
und Weißkohl, rothe Rüben, Salat, Gurken, Erbsen, 
Bohnen, Tomaten, Mohrrüben und Zwiebeln. An 
Früchten: Ananas, Papayen, Kapstachelbeere, Magera 
und Citronen. Ein Versuch mit dem Anbau von 
arabischem Kaffee scheint einzuschlagen. An die Sul- 
tane wurde Samen von europäischem Gemüse ab- 
gegeben. 
Es passirten vom 1. April 1899 bis 31. März 
1900 die Station 590 Karawanen mit 8419 Trä- 
gern. Nach Uganda wurden hauptsächlich Tausch- 
artikel, vor Allem Zeugstoffe, ausgeführt, nach 
Tabora Elfenbein eingeführt. Die Elfenbein- 
einfuhr hat sich fast um das Doppelte gesteigert. 
Das Elfenbein stammt zum größten Theil aus Toru 
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und Ungoro. Zum Transport desselben wird imwer 
noch, so lange die Unruhen in Uganda fortbestehn. 
der sichere Weg durch das deutsche Gebier vorgezogen 
werden. Wenn aber von Ungoro und Tom guu 
und sichere Verbindung nach der Bahnstation Kami- 
rondo am Victoria-See vorhanden sein wird, dem 
wird auch die jetzt noch bestehende Elfenbeineinfubr 
ihren Weg auf der englischen Bahn nach Mombefi 
nehmen. Von Uganda nach dem deutschen Gebe. 
wird der Handel dann auf den nothwendigen Lelal- 
handel beschränkt werden. Zur Förderung und Er 
leichterung des Karawanenverkehrs im Bezirk wurde 
das vorhandene Straßennetz in gutem Zustand er 
halten und erweitert. An den meisten Lagerplößzen 
befinden sich offene Unterkunftsräume, in welchen die 
Karawanen Schutz gegen Wetter und Wind finden. 
An fahrbaren Straßen sind im Bezirk etwa 500 kn 
vorhanden. Diese Straßen sind mit Brücken urd 
Abflußgräben versehen und stellenweise mit Bäumer 
bepflanzt. In Angriff genommen sind weiter- 
160 km. 
Die Einziehung der Hüttensteuer bereitet kein: 
Schwierigkeiten. Jeder Sultan hat monatlich er: 
der Größe seines Landes und der Anzahl seiner 
Unterthanen entsprechende Summe auf der Statm 
abzuliefern. Dieses ist um so leichter durchzuführe 
als die Sultane auch von ihren Unterthanen für #er 
Hütte eine monatliche Steuer von einigen Peso ver 
langen. Der Mangel an Bargeld verhindert indeh#er 
die Einziehung der ganzen Steuer in Bar; die sed 
lenden Beiträge werden daher durch Lieferung der 
Naturalien, Elfenbein und durch Arbeitsleistunge- 
eingebracht. Mit der Zeit wird sich die Bareinnad#. 
an Steuern im Bezirk erhöhen, wenn die Sulur# 
den Werth des Geldes erst kennen gelernt hoben. 
Alle Sultane haben im letzen Halbjahr bereits ent 
Steigerung der Barablieferungen zu verzeichnen. 
Die Stellung der Sultane in ihren Bezirer 
wurde von der Station unterstützt und gesorden 
Die Eingeborenen sind mit der Regierungsweise id'#e#- 
Sultane zufrieden. Sämmtliche kleine Schauris er 
ledigen die Sultane innerhalb ihres Bezirks selber 
Schauris der Sultane gegen einander, Klagen de- 
Eingeborenen gegen ihre Sultane sowie Schaar: 
zwischen Eingeborenen verschiedener Sultane wurde: 
stets von der Station erledigt. Zur ständigen Ver 
bindung zwischen der Station und den Sultanen ### 
jedes Land einen Katikiro ständig in Buloba wohner 
dem etwaige Befehle zur sofortigen Weiterbeförderur 
an seinen Sultan übertragen werden. Diese Ern 
richtung, die sich in jeder Hinsicht bewährt hat, 
von dem Lande Mpororo abgesehen, auf alle Sultea#mn 
des Bezirks ausgedehnt worden. Von den Sultave- 
sind alle, mit Ausnahme von Kassussura von L'- 
Ussuvi, der am weitesten entfernt wohnt, ein oder 
mehrere Male auf der Station erschienen. 
Dem Sklavenhandel, dem sich durch die Unruder 
in Uganda ein günstiger Boden zu bieten schier 
wurde seitens der Station mit Nachdruck entgeger
	        
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