der Dorfbewohner ließen uns auf 500 m, ohne Miene
zum Weglausen zu machen, herankommen. Ich ließ
unseren ganzen Trupp Halt machen und ging allein
mit Pater Rascher ins Dorf, wo es uns nach einigem
Zureden gelang, ein halbes Dutzend Männer zum
Dableiben zu bewegen. Bewaffnet traten die Leute
ins nicht entgegen. Dann besetzte die herbeigerufene
Polizeitruppe das Dorf. Den allmählich zurück-
ehrenden erwachsenen männlichen Dorfbewohnern
#efahl ich, nachdem wir zweifellos festgestellt hatten,
Vraß sie zum Stamme Dangpets gehörten, unentgeltlich
Berpflegung für meine Leute heranzubringen. Beim
Abmarsch nahm ich zwei anscheinend einflußreiche
heute als Gefangene fest, indem ich ihren Stammes-
zenossen erklärte, die Geiseln würden freigegeben
verden, wenn der Stamm auf der Missionsstation
Is Sühne für seine Thaten vier große Schweine
ibgeliefert hätte.
Der Rückmarsch war auf den von strömendem
stegen erweichten Kanakerpfaden sehr anstrengend.
Das etwa mittwegs liegende Thälchen des immer
Vasser führenden, Fälle bildenden Tareviring, der
u den Weberhafen mündet, bot uns einen kühlen
Kastort. Gegen 5 Uhr erreichten wir mit den beiden
zefangenen nach einem Gesammtmarsche von acht
Stunden unser Lager.
Nachdem wir anderen Tages in der Frühe unser
astliches Lagerdörschen verlassen hatten, wurden wir
ereits auf halbem Wege nach der Küste von den
keuten des Häuptlings Dangpet, welche den aufer-
gten Schweinetribut in vorzüglichster Qualität an-
rachten, eingeholt. An der Küste vereinigten wir
ie beiden seindlichen Stämme zu friedlichem Bei-
ammensein. Herr Pater Rascher setzte ihnen in
tleinem Auftrage auseinander, daß sie in Zukunft
ia Frieden miteinander leben und Uebergriffe und
zetzereien der Uferleute mir durch Vermittelung der
Rissionsstation mittheilen sollten. Die beiden ge-
mgenen Baininger wurden entlassen und für die
usgestandene Angst reichlich belohnt.
Die sämmtlichen Bewohner des Baininggebirges
Feichen in Sprache, Sitten und Gebräuchen wenig
oneinander ab. Sie zeichnen sich durchweg im
zergleiche mit den Uferleuten durch Friedlichkeit,
hastlichkeit, Bescheidenheit und Fleiß aus. Von den
lierleuten werden sie seit Jahrhunderten bedrückt.
zs muß daher in dieser Gegend als die erste Auf-
abe der Verwaltung gelten, die Baininger vor den
lebergriffen der Uferleute zu schützen. Bei häufigeren
ZJeziehungen wird es dem Gouvernement gelingen,
#sie arbeitsamen Baininger für öffentliche Zwecke und
#ie europäischen Privatleute nützlich zu verwenden.
Auf unserem Marsch bis zur Ortschaft Siridrit
#ossirten wir, von der Küste aus gerechnet, folgende
Zerge: Guovaiguim, 400 m, Kovick und Nembang,
twa 550 m, Hru und Paechim, etwa 800 m hoch.
Am anderen Morgen brachte uns der „Gabriel“
um Flusse Karawat am Südufer des Weberhafens.
An der Flußmündung schlug ich mit Pater Rascher
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auf hohem Sandstrande das Lager auf. Darauf
fuhren wir den Fluß 1½ km weit bis zu einem
Punkte aufwärts, wo uns eine Sandbank und quer
über das Wasser gefallene Baumstämme die Weiter-
fahrt versperrten. Unter besonders schönen, riesigen
Bambussträuchern stiegen wir an Land und fanden
dort Fischerhütten, die vermuthlich von dem das
Hinterland des Weberhafens bewohnenden Stamme
der Tombaul herrührten, aber zur Zeit verlassen
waren, da diese Kanaker nur, wenn die Meereschen
die Flüsse hinaufsteigen, zu den Flüssen des Weber-
hafens herabkommen. Wir machten vom Flußufer
aus einen dreistündigen Spaziergang in den ebenen,
von schmalen Eingeborenenpfaden durchzogenen Busch
und stießen am Flußufer noch auf vier andere Fischer-
niederlassungen. Der Boden ist fruchtbar, am Flusse
steht viel Bambus und Eucalyptus. Das Gewässer
scheint für flachgehende Boote, wenn die zuweilen ein
Hinderniß bildenden, quer herübergestürzten Stämme
fortgeräumt sind, eine erhebliche Strecke weit be-
fahrbar zu sein. Im Busch sah man außerordentlich
viel Fährten von wilden Schweinen sowie auch
Spuren von Kasuaren. Buschhühner flogen auf, und
von den die riesigen Bäume belebenden kreischenden
Vögeln wurden von mir ein Nashornvogel, ein
weißer Kakadu und zwei große wilde Tauben erlegt.
Krokodilfährten waren auf den Sandbänken des
Flußufers häufiger abgedrückt, aber die scheuen Thiere
kamen uns nicht zu Gesicht. Als Plantagengebiet
ist diese unbewohnte, weite, herrenlose Ebene wegen
ihres Reichthums an gutem Humusboden und fließen-
dem Wasser und wegen des guten Ankergrundes vor
der Mündung des Karawat sehr geeignet. Es ist
merkwürdig, daß diese Gegend bisher so wenig be-
achtet und von Europäern besucht wurde.
Am 29. führte uns der „Gabriel“ nach Her-
bertshöhe zurück.
RAus dem Bereiche der Wissionen und
der KAnkisklaverei-Bewegung.
In Kissarawe hat, wie wir den „Nachrichten
aus der ostafrikanischen Mission“ entnehmen, die
Regenzeit den Feldern große Fruchtbarkeit gegeben,
die Außenverkündigung des Evangeliums aber ist
etwas gehemmt worden dadurch. Nachdem der
Lehrerkursus beendet und die Theilnehmer wieder
auf ihre Posten zurückgekehrt sind, ist mit den 18
besten Schülern ein neuer Kursfus begonnen, um sie
allmählich zu Lehrern heranzubilden.
Die Missionszeitschrift „Gott will es“ veröffent-
licht einen Brief der Schwester Leonarda aus
Kiboscho am Kilimandscharo, worin es heißt:
Mit Bewunderung betrachteten wir Alles, was sich
unserm staunenden Auge darbot. Wir fanden acht
Zimmer vor; die Küche mit Vorrathskammer, die
Schule mit der Schusterei, daran angrenzend den