Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

reuen Ziegelbrand beschäftigt, erhalte ich die schrecken- 
rregende Nachricht, von dem hochw. P. Schöller 
elbst mitgetheilt, daß er, an Schwarzwasserfieber 
chwer erkrankt, in unserer Buschschule zu Ndogotunda 
iege. Er wünschte, daß Br. Bernhard und ich so— 
zleich zu ihm kommen sollten. Die Fahrt den 
Sanaga hinunter wurde möglichst beschleunigt, und 
etwas nach zwei Uhr kamen wir in Ndogotunda an. 
Der hochw. P. Schöller lag in dem von der Schule 
durch eine Mattenwand abgetrennten Schlafraume 
des schwarzen Lehrers. Er hatte am Morgen die 
9. Messe in der Schule gelesen und nach derselben 
eine Ansprache an die versammelten Schüler und 
Christen gehalten. Während derselben wurde er 
unwohl und er mußte sich niederlegen. Das Schwarz= 
wasserfieber stellte sich gleich darauf ein. 
Als wir ankamen, hatte sich sein Zustand etwas 
gebessert, und lächelnd bemerkte er bei unserem Er- 
scheinen: „Es ist wieder gut; ich habe Euch wohl 
unnöthig in Schrecken gesetzt.“ 
Der von uns befürchtete Rückfall trat denn auch 
leider zu bald ein. 
Ich hatte an den Vorsteher der in der Nähe 
liegenden Basler Mission Lobethal geschrieben und 
ihn um Ueberlassung des Motors der Mission ge- 
beten, zur Ueberführung unseres Kranken nach 
Marienberg oder Kamerun. Von den Basler Herren 
erhielt ich freundliche und zusagende Antwort, zugleich 
mit dem Anerbieten, den Kranken bei sich aufzunehmen. 
In der Nacht stieg das Fieber, der Zustand des 
Kranken verschlimmerte sich, er bekam mehrere Male 
heftigen Schüttelfrost, so heftig, daß er später meinte, 
er hätte gefürchtet, wahnsinnig zu werden. Endlich 
kam der Morgen, aber eine Besserung trat nicht 
eim. Ich las die h. Messe für den Kranken und 
dann erwartete ich sehnsüchtig die Ankunft des 
Motors, der um 2 Uhr nachmittags an dem Strande 
Qua-Qua anlangte. Die Basler Missionare, unter 
ihnen der Vorsteher, Herr Maier, waren mit- 
gekommen. Br. Bernhard und ich begrüßten die 
Herren, und dann begaben wir uns zu dem Kranken, 
um zu berathschlagen, was zu thun sei. 
Es wurde beschlossen, was unter den obwaltenden 
Umständen wohl das Beste war, und was der 
Kranke auch selbst wünschte, nämlich das freundliche 
Anerbieten des Herrn Maier anzunehmen und den 
Kranken nach Lobethal zu trausportiren. Der Trans- 
port wurde dann sofort ins Werk gesetzt und ging, 
ohne besondere Anstrengungen für den Kranken, sehr 
gut von statten. Um 3 Uhr nachmittags lag der 
hochw. Pater Schöller gut gebettet in einem freund- 
lichen Zimmer der Basler Mission. Der Kranke 
fühlte sich recht wohl in der angenehmeren Umgebung, 
und wir hegten die Hoffnung, daß nun bald eine 
Besserung eintreten würde. Leider trat diese nicht 
ein, vielmehr blieb der Zustand, wie er war. 
Es verflossen 12 Stunden, und unsere Hoffnung 
wurde geringer; es verflossen 24 Stunden, und sie 
hörte ganz auf. An eine Besserung war jetzt nicht 
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mehr zu denken, und Alles, was wir thun konnten, 
war darauf beschränkt, dem Kranken das Leiden zu 
erleichtern. Heftigere Schmerzen hat Pater Schöller 
eigentlich nur an den beiden ersten Tagen seiner 
Krankheit gehabt. Später verneinte er eine solche 
Frage wiederholt, aber er fühlte sich sehr müde und 
matt. Am Dienstag Morgen empfing der hochw. 
Pater Schöller die heilige Oelung und die Bene- 
dictio apostolica. Er selbst betete jedesmal das 
Contiteor und auch die Responsorien. Im Zimmer 
des Kranken feierte ich am Mittwoch das heilige 
Meßopfer, und während desselben wurde dieser mit 
dem Brote des Lebens zu seiner weiten Reise ge- 
stärkt. 
Am Mittwoch Abend, etwa 10 Minuten nach 
7 Uhr, fühlte ich plötzlich keinen Puls mehr. Schnell 
reichte ich ihm etwas Sekt zu trinken, um ihn ins 
Bewußtsein zurückzubringen, was auch gelang. Dann 
begann der Todeskampf, und nach nur wenigen 
Minuten war der hochw. Pater Schöller leicht und 
sanft verschieden. 
Die Missionsschrift „Kreuz und Schwert“ ver- 
öffentlicht in ihrer Julinummer einen Brief des 
Missionars Ap. Präfekten Vieter aus Jaunde, 
15. April 1901. Gegen Ende Januar d. Is. 
sandte ich an Sie die Mittheilung, daß ich Ende 
desselben Monats nach Jaunde gehen werde, um 
dort eine Missionsstation anzulegen. Die Abreise 
von Kribi nach Jaunde fand am 29. Januar statt. 
Da wegen Erkrankung eines Paters der P. Hoegn, 
der für Jaunde bestimmt war, zurückbleiben mußte, 
marschirte ich mit Br. Joh. Jäger allein ab, nach- 
dem wir uns und das neue Unternehmen in der 
Kirche zu Kribi dem Schutze Gottes und seiner heil. 
Engel empfohlen hatten. Am ersten Tage trafen 
wir noch Dörfer an, die von Mabeas bewohnt, und 
übernachteten auch in einem Mabea-Dorfe. Unser 
Lager hätte dem strengsten Anachoreten als Lager- 
stätte dienen können. Es war ein sogenanntes Neger- 
bett, bestehend aus runden Knüppeln, quer gelegt, 
ein dicker Ast vertrat die Stelle des Kopfkissens. 
Wir suchten unsere Lage natürlich bequem zu machen, 
doch da wir nicht zu viel auspacken wollten, gelang 
uns dies nur sehr schlecht. Wir hatten eine ziemlich 
schlaflose Nacht, wozu außer unserm harten Lager 
die Festlichkeit beitrug, die der Dorfälteste zu Ehren 
seiner Gäste nachts veranstalte. Er ließ nämlich, da 
es mondhell war, nachts Tanz und Spiel aufführen 
mit Trommel und Tamtam. Wie hier, so erging 
es uns in den meisten Dörfern, in denen wir nach 
Durchquerung des Urwaldes übernachteten. Trommel 
und Tamtam, Tanz und Spiel und kein Ende, ob- 
schon wir stets baten, uns ruhig schlafen zu lassen, 
da wir müde seien. 
Am Morgen nach der ersten, nicht gerade an- 
genehmen Nacht las ich auf unserm Tragaltar die 
h. Messe. (Dasselbe that ich jeden Morgen, bis wir 
Jaunde erreichten.) Nach einem kleinen Frühstück
	        
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