meist von Faktoreien beschäftigt waren, konnte alles
Nöthige beschafft werden. Die Expedition trat am
15. Juni den Rückmarsch, um allen Verwickelungen
aus dem Wege zu gehen, bis zum Djahübergang auf
demselben Wege an.
Um nun zunächst die geographischen Resultate der
bisherigen Expedition nochmals zusammenzufassen,
so ergab sich wohl als hauptsächlich bemerkenswerth
ein sehr viel weiter, ols bisher angenommen, nach
Westen reichendes Stromgebiet des Djah. Ohne
irgend welche sich einigermaßen hervorhebende Wasser-
scheide geht der Uebergang aus dem Djah= in das
Nyonggebiet vor sich. Ja nicht einmal eine etwas
wasserärmere Gegend von einiger Ausdehnung macht
sich zwischen den beiden Stromgebieten bemerkbar.
Abgesehen von dem Bumba, fließt, eine naturgemäße
Folge des nach Westen fast einen Längengrad aus-
gedehnten engen Flußbogens, von Norden dem Djah
in seinem Mittellaufe kein einigermaßen bedeutendes
Gewässer mehr zu, und auch der Oberlauf, die nörd-
liche Hälfte des großen Bogens, kann der Nähe des
Nyong halber kaum größere Zuflüsse aufweisen. Aus
Besten dagegen führen der Lobo im Westende des
großen Bogens, etwa zwei Tagemärsche stromabwärts
der Libe und weitere zwei bis drei Tage unterhalb
der Ayenne dem Fluß bedeutende Wassermengen zu.
Soweit sich aus den gemessenen Höhendifferenzen
ergiebt, kann der Djah auf dieser gesammten, jetzt
annähernd bekannten Strecke nur geringen Fall haben,
und stimmte der thatsächliche Befund an der Ueber-
gangsstelle im Verein mit mannigfachen Erkundungen
auch mit dieser Thatsache überein. Abgesehen von
einigen unpassirbaren Felsbarren, die mit ziemlicher
Sicherheit im Esamesalegebiet, etwa zwei Tage unter-
halb der Uebergangsstelle anzunehmen sind, herrscht
im östlichsten Bule= und Limvomegebiet ein offenbar
mehrtägiger lebhafter Kanuverkehr, und auch auf-
wärts der Uebergangsstelle scheint auf mehrere Tage-
märsche ein Verkehrshinderniß im Flusse nicht zu
bestehen. Den Erkundungen über den weiteren Ober-
lauf des Djah sowohl wie des Bumba nach zu ur-
theilen, erhält die Auffassung einige Berechtigung, daß
südwestlich von Bertua ein größeres Quellgebiet sich
befindet, aus dem einige Nyongquellen, der Diah, Bumba
und einige Kade#izuflüsse ihren Ursprung nehmen.
Allem Anschein nach dürfte aber auch hier von
größeren Terrainerhebungen kaum die Rede sein, wie
denn das gesammte passirte Gebiet fast völlige
Ebene war.
Eine recht interessante Erweiterung hat die Kennt-
niß der Bewachsung des durchquerten Gebietes er-
fahren. An Stelle der früher östlich des Lobo an-
genommenen weiten Grasflächen hat sich bis an den
Ssanga heran eine zusammenhängende Urwaldzone
ergeben, deren Nordgrenze, wenigstens weiter im
Westen, an vielen Stellen bis an den Nyong, wenn
nicht gar bis an den Sannaga herangeht.
Die Zusammensetzung und Gruppirung der Be-
völkerung nebst den wenigen mit Sicherheit erzielten
geschichtlichen Notizen stimmen fast genau mit meinen
seinerzeit über die Verhältnisse des Bezirks Lolodorf
(
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veröffentlichten Doten überein. Als Zusatz ließe sich
nur erwähnen, daß die Ostbule südlich des Djah
noch viel weiter, als früher angenommen wurde, nach
Osten reichen, die Mengonestämme dagegen zu Gunsten
der Bule und Njem sehr viel näher am Nyong be-
reits ihre Südgrenze finden. Als besonders auffällig
wäre vielleicht noch das außerordentlich zahlreiche
Auftreten der Zwergnomaden im Osten des bereisten
Gebiets anzuführen, die in Ngumba „Bekue“, in den
Pangwedialekten „Bagielli“, in Bomome, Kunabembe
und Bombassa „Badjirl“ und bei den Bangandu
„Bayaga“ genannt werden, und die als die eigent-
lichen Hauptlieferanten des frischen Elfenbeins im
östlicheren Gebiet anzusehen sind. Auch die sprach-
lichen Verhältnisse stimmen mit dem in erwähnter
Skizze Ausgeführten völlig überein. Ein neues, aber
zweifelloses Moment wird in der Zukunft sicher
einige Bedeutung gewinnen, nämlich ein unbestreit-
barer, stetiger Zug der Gesammtbevölkerung nach
Osten, der in Einzelheiten auf fast jedem Tagemarsche
eine Bestätigung fand.
Betreffs der Gummigewinnung ist zu bemerken,
daß westlich der todten Zone in einigermaßen er-
reichbarer Nähe der bewohnten Landstriche oder be-
gangenen Wege gerade die ältesten und schönsten
Kickria an Stelle einer Anzapfung fast durchweg
gekappt worden sind. Die westwärts der Njemwest-
grenze wieder theilweise außerordentlich häufigen
Landolphia sind dagegen meist verschont geblieben.
Trotzdem giebt es in den Urwäldern der todten Zone
und des Njemlandes noch viele Striche, die fast aus-
schließlich ous Kickria bestehen. Durch eingehende
Belehrung mit Hülfe eines neu eingeübten Instruk-
tionspersonals aus Yaundesoldaten habe ich mich in
sämmtlichen größeren Niederlassungen, meist anschei-
nend mit Erfolg, bemüht, den Leuten eine rationelle
Gummibereitung und ihre Vorzüge klar zu machen.
Abgesehen von Elfenbein und Kautschuk, kann in den
durchquerten Strecken schon der Transportkosten
halber kaum ein Produkt für den Handel vorläufig
in Frage kommen. Doch gedeihen Tabak, Erdnüsse,
soweit sie vorhanden, und einzelne anscheinend aus
dem Norden eingeführte Baumwollensträucher aus-
gezeichnet. Palmöl, ein wesentliches Bedürfniß der
gesammten Flußschifffahrt des oberen Kongo, giebt
es abgesehen von der Gegend um Allad (Endpunkt
der Bombassa-Expedition), etwa von 12°5 ab östlich
überhaupt nicht mehr. Ich habe deshalb einige freie
Träger mit keimfähigen Palmkernen zur Aussaat an
verschiedenen Stellen des Rückmarsches nach kongo-
staatlichem Vorbild beladen. Die Bevölkerung, soweit
eine solche vorhanden ist, giebt schließlich für die
spatere Nutzbarmachung des auegedehnten Cebiets
recht gute Aussichten, da Bomome und Kunabembe
sowohl wie Njem und Ostbule ziemlich erwerbssichtig
sind und für Negerverhältnisse recht gerne schon jetzt
einige Arbeit als Träger 2c. leisten.
Der Rückmarsch hat auf dem bereits gemeldeten
Wege ohne irgend welchen Zwischenfall stattgefunden,
und vom Lobo ab östlich war fast die ganze Wege-
strecke jetzt breit ausgeschlagen. Auch die wegen