Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

kolabäumen in allen Theilen des Gebietes ist an- 
ust reben. 
tamerunkolanuß als minderwerthig beschrieben. 
deineswegs ist dies zur Verwendung für den euro- 
äischen Markt der Fall, wie ich später an der 
dHand der chemischen Untersuchung zeigen werde. 
Wie bedeutend der Konsum in Kolanüssen, 
tlamentlich frischen, in Westafrika selbst ist, lernen 
vir beim Besuch des Kolamarktes in Lagos kennen, 
dei Durchsicht der Ein= und Ausfuhrzahl des eng- 
ischenn Blaubuches. 1897. Ausfuhr 216 Centner 
gzleich 395 Psund, 36,60 Mk. per Centner. 1899. 
Ausfuhr 150 Centner gleich 396 Pfund, 49,20 Mk. per 
Centner. 1897. Einfuhr nach Lagos 11 184½ Centner 
gleich 21 190 Pfund gleich 37,00 Mk. per Centner. 
Einfuhrzoll 5 pCt. gleich 1059 Pfund. 1899. Em- 
fuhr nach Lagos. 14 0 45 ½ Centuner gleich 27 920 
Pfund gleich 29.75 Mk. per Centner. Einfuhrzoll 
p Ct. 1399 Pfund. 
Bei der Emführung der frischen Kolanüsse ins 
Jnnere Afrikas durch die Haussahändler steigert sich 
der Preis bedeutend. Je frischer die Nuß beim 
Transport bleibt, je höher der Preis. Wie in 
Europa, so werden auch im Innern Phantasiepreise 
gezahlt für frisch erhaltene Kolanüsse. Einen eigent- 
lichen Preis giebt es nicht; derselbe schwankt je nach 
der Ernte. Für den Handel mit frischen Kola- 
nüssen, der, wie ich in Lagos feststellte, aus- 
schließlich in den Händen schwarzer Händler lag, 
sind zwei Punkte von Bedeutung, eine gute Konser- 
virungsart für die frischen Nüsse und eine rasche 
Beförderung. 
Als ich beim König Tofa in Porto Novo war, 
schenkte mir Tofa frische rothe Kolanüsse und ge- 
trocknete grüne, innen weiße Kolafrüchte, die den 
rosenartigen Duft, welcher an den Duft der Marschall- 
Niel-Rose erinnert, noch erkennen ließen. Diese Kola- 
nmuß war identisch mit der Kamerun-Kolanuß. Wie 
Tofa mittheilte, wird das Holz vom Zweig des 
Kolabaumes als Zahnreiniger besonders geschätzt, 
und sah ich diese Reinigungs-Methode bei den 
schwarzen Frauen Tofas. Dieses Holz wird auch 
mit Wasser gekocht, als Gurgelwasser bei Hals- 
katarrh benutzt. Wir sehen also, daß das schwarze 
Naturvolk die wissenschaftlich begründete thera- 
peutische Anwendung gerbsäurehaltiger Gurgelwasser 
im richtigen Instinkt angewandt hat und lange 
kennt. Abgekochtes Wasser wird beim Kolakauen 
schmackhaft; auf diese Eigenschaft möchte ich besonders 
aufmerksam machen. Bel der Verwendung von 
destillirtem Wasser als Trinkwasser ist nach meinen 
Versuchen das Kauen der frischen Kolanüsse vor 
dem Trinken von Wasser ein beachtenswerthes 
Trinkwasser-Corrigens. Eingehende Untersuchungen 
nach dieser Richtung hin sind wünschenswerth. 
Der leider ermordete, mit den Eigenthümlich- 
keiten und Sitten der schwarzen Stämme Kameruns 
wohlbekannte Kaufmann Konrau führte stets frische 
Kolanüsse auf seinen Märschen mit. Er behauptete, 
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In der Kolalitteratur finden wir die 
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daß das Kauen frischer Kolanüsse auf seinen Wan- 
derungen ihm gute Dienste geleistet. 
In Lagos gelang es mir, 500 Stück drei 
Monate alte Kolapflanzen, und zwar Gondja-Kola, 
die ich auch im vorigen Jahre schon bezogen, vom 
Botanischen Garten zu kaufen. Die von Lagos nach 
Viktoria gebrachten 500 Stück Gondja-Kolapflanzen 
ließ ich in Pflanzkörbe auspflanzen und in Saat- 
beete bringen. Von den im vorigen Jahre aus- 
gepflanzten liberianischen Kolanüssen fand ich 165 
Stück kräftig entwickelte Pflanzen vor. Um die 
Pflanzungs-Gesellschaften zur Kolaanpflanzung an- 
zuregen, übergab ich der Pflanzung Kriegsschiffhafen 
und der Molive-Pflanzung je 50 Kolapflanzen. 
Der Pallotiner Mission übersandte ich 300 Stück 
Kolapflanzen, da der vorjährige Versuch gezeigt, 
daß in dieser Höhenlage und diesem Boden die 
Pflanzen gut gedeihen. 
Mit Herrn J. Weiler suchte ich im Soppo- 
Gebiete unterhalb Buea geeignetes Land für Kola- 
anpflanzungen aus. Hier ließ ich versuchsweise 
zunächst 150 Stück Kolapflanzen auspflanzen. 
Nach Buea wurden 50 Stück Kolapflanzen ab- 
gegeben, welche im Soppogebiete ausgepflanzt sind. 
Herr Weiler theilt mir mit, daß die Kolapflanzen 
sich kräftig entwickelt haben, und daß man in Kamerun 
mit der Kolaanpflanzung rege vorgeht. 
Die verschiedenartigsten Höhenlagen sind bei den 
Pflanzungsversuchen berücksichtigt, so in Kriegsschiff- 
hafen und Molive 100.—200, in Bonjongo 400, 
J. Weiler 800, Buea 1000 Meter. 
Nach westindischer Methode werden zunächst 
zweckmäßig beim Kolapflanzen Bananen ausgepflanzt 
und einige Monate nachher werden die Kolapflanzen 
in Abständen von ca. 7 Meter ausgesetzt. In 8 bis 
9 Jahren wird man auf eine Ernte rechnen können. 
Die Schätzung des Betrages kann man nicht genau 
angeben. O. Warburg giebt denselben auf 50 kg 
an, in Westindien rechnet man bei zwei jährlichen 
Ernten auf 100 bis 150 kg frischer Nüsse. In 
Porto-Novo standen im Hospitalgarten Bäume, deren 
Erträge jährlich auf 50—60 kg geschätzt werden. 
Eine Rentabilitätsberechnung für eine Kolaanpflanzung 
kann man heute noch nicht aufstellen, da erst Er- 
fahrungen gesammelt werden müssen. 
Für meine Untersuchung der frischen Kolanüsse 
richtete ich mir in Viktoria zunächst eine Versuchs- 
anstalt ein, mit Unterstützung der Herren J. Weiler 
und Willhöft. Dargestellt wurden aus der Kamerun- 
Kolanuß Extrakt und trockene Nüsse, die ich nach 
meiner Rückkehr behufs Prüfung der Bestandtheile 
der Kamerun-Kolanuß untersuchte. Die Untersuchung 
des Extraktes ergab, daß dasselbe durchschnittlich 
1,552 Reinkoffein enthielt. Das nach besonderem 
Verfahren aus den Kamerun-Kolanüssen hergestellte 
Kolaroth löst sich langsam im Wasser mit himbeer- 
rother Farbe auf und scheidet schon nach kurzem 
Stehen, schneller beim Erhitzen einen weißen, 
krystallinischen Körper ab, während der Farbstoff in 
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