des Klimas zu schützen. Das Häuflein der Christen
ist stetig gewachsen (jetzt an 1500), und die zahl-
reich besuchten Missionsschulen (an Knaben allein
über 800) berechtigen zu den schönsten Hoffnungen
für die Zukunft. Mit den Erwachsenen ist hier
wie in den meisten afrikanischen Missionen im All-
gemeinen wenig anzufangen. Die herrschenden heid-
nischen Sitten und Gewohnheiten üben einen so
mächtigen Einfluß auf die Neger aus, daß es fast
wie ein Wunder erscheint, wenn Jemand den Muth
zeigt, allen diesen Einflüssen zu trotzen. Die Fetisch-
Priester wissen ihre despotische Gewalt über die
Menge mit wirkungsvollen Mitteln aufrecht zu er-
halten, so daß ihre Ungnade und ihre Drohungen
gar sehr gefürchtet werden. Allerdings hat die
Regierung ihnen bezüglich ihres verbrecherischen
Treibens das Handwerk gelegt, wenigstens für die
Oeffentlichkeit. Aber zweifellos geschieht noch vieles,
was nicht an das Tageslicht kommt, den Betheiligten
aber als eine Strafe des erzürnten Fetisches gilt.
Bislang hatte sich die Thätigkeit der Missionäre
hauptsächlich auf die Küste und deren nächste Um-
gebung beschränkt. Im vergangenen Jahre hielt
die Mission die Zeit für gekommen, auch im Innern,
hier allgemein „Busch“ genannt, Missionsstationen
anzulegen. Schulen waren freilich schon seit einigen
Jahren vereinzelt im Innern eingerichtet worden;
aber bei ihrer weiten Entfernung von der Küste
war die nothwendige regelmäßige Visitation der-
selben seitens der Missionare ausgeschlossen. Die
erste Buschstation wurde im vorigen Jahre in Atak-
828
pame, ca. 36 bis 40 Stunden von der Küste nord-
wärts gelegen, errichtet. Zwei Patres und ein
Bruder sind daselbst stationirt.
Nach einem Artikel von D. A. Merensky in der
„Allgemeinen Missions-Zeitschrift“ bietet die Arbeit
der Rheinischen Missionsgesellschaft in Deutsch-
Südwestafrika ein erfreuliches Bild. Es arbeiteten
hier 35 Rheinische Missionare auf 25 Stationen,
und wenn noch einige Lücken ausgefüllt sind, wird
eine weitere Anlegung von Hauptstationen nicht mehr
nöthig sein. Augenblicklich geht durch Südwestafetika
eine große Bewegung zum Chrisftenthum hin. Der
letzte Jahresbericht der Rheinischen Gesellschaft zeigt,
daß 1899 500 Heiden getauft werden konnten und
1064 im Taufunterricht standen, von denen die
Mehrzahl auf die bis dahm ziemlich unzugänglichen
Herero kam. Auf der Station Okahandja wurden
123 Erwachsene getauft, und 141 traten wieder in
den Unterricht. Auf einer anderen Station Otji-
hasnena, auf welcher die Gemeinde bisher nur 51
erwachsene Glieder zählte, standen am Schluß des
Jahres 188 im Taufunterricht. Im Einzelnen ist
noch zu erwähnen, daß am 30. Juli (1899) in Be-
thanien die stattliche Friedenskirche eingeweiht werden
konnte, an der man zwei Jahre lang gebaut hatte.
Zwei neue Stationen sind angelegt worden: im Osten
Otjlkango. Der Mangel an tüchtigen eingeborenen
Gehülfen machte sich bei dem gesteigerten Bedürfniß
sehr fühlbar. Zur Ausbildung der Epvangelisten ist
in Okahandja das Seminar „Augustineum" gegründet,
welches sich in gedeihlicher Entwickelung befindet. Die
deutsche Kolonialregierung steht den Eingeborenen und
der Mission wohlwollend gegenüber. — Statistik der
Rheinischen Mission in Deutsch-Südwestafrika im
Jahre 1899: Stationen 25, Seelenzahl der Ge-
meinden 10 989, Taufen von Erwachsenen 385, von
Kindern aus den Heiden 124, Katechumenen 1064,
Schüler 2218, Aufbringungen der Gemeinden
13 267,69 Mk.*) Erinnert sei noch daran, daß im
deutschen Theil des Ovambolandes auch 12 finnlän-
dische Missionare arbeiten, welche auf drei Stationen
725 Christen gesammelt haben.
Ein in „Kreuz und Schwert“ veröffentlichter
Brief des P. Ziegenfuß berichtet über die Missions-
station Windhoek Folgendes:
Vor Allem ist es die herrliche Lage, die unserem
Missionshause den Charakter einer recht günstigen
Stelle in Groß-Windhoek verleiht; auf einem sauft
ansteigenden Hügel, ungefähr im Centrum der Stedt,
liegt in freier und luftiger Höhe die Station der
Unbefleckten Empfängniß“, eigentlicher Sitz des Prä-
fekten des apost. Vikariates in Nieder-Cmmbebasien
Ein Flügel des geplanten Missionsgebäudes ist mit
an der Sonne getrockneten Ziegelsteinen bereits 1892
aufgeführt; die Südhälfte umfaßt vier Zimmer mit
einer kleinen Hausbibliothek, die Nordhälfte diem
provisorisch als Missionskirchlein. Sämmtliche Räune
sind nur mit dem Allernothwendigsten versehen; der
Fußboden ist mit Steinplatten belegt, vier weiß
Wände und darüber das mit schweren Steinen be-
schwerte Wellblechdach. Die an sich einförmize
Fassade des Hauses ziert eine dieses Jahr erbantm
und hier zu Lande geradezu unentbehrliche Verande
Linker Hand schiebt sich, nur einige Schritte vom
Missionshause entfernt, ein zweiter Flügel senkrec
zu unserer Wohnung vor. Durch die erste Thür
treten wir direkt in das kleine Speisezimmer, das
mit einer Küche und dem Proviantraume in Vel-
bindung steht. Hieran schließen sich der Reihe nac
aneinander an der Schlafraum für vier Loaienbrüder.
das Schullokal für etwa 30 Kinder und die ver-
schiedenen Werkstätten, wie Schmiede, Schreinerd.,
Schusterei und Schneiderei. Werfen wir nun eiren
Blick in den Garten am Fuße des Hügels. Gerade
ist der Bruder Gärtner damit beschäftigt, die Wein-
reben zu beschneiden und zu einer prächtigen Weg-
laube mitten durch den Garten aufzubinden. Eintze
Negerknaben, flink und behende, helsen ihm bem
Bewässern der Beete, beim Umgraben des Bodens-
*) Mutlerweile ist der Jahresbericht pro 1900 erschienen.
der melden darf, daß die Bewegung zum Christenthum hur-
besonders auf den nördlichen Hererostationen, noch zuget
nommen hat. Die Gesammtzahl der Getauften ist am
die Station Okazeva und im Hererolande der Platz 12 164, die der Katechumenen auf 1623 gestiegen.