Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Datte ich mein Kommen anmelden lassen und wurde 
von den Owakwangaris, die sich im Allgemeinen keines 
Quten Rufes erfreuen, sehr freundlich ausgenommen. 
Sie brachten eine Menge Korn und Bohnen, und 
der Häuptling Himarua schickte seinen Bruder, um 
mich zu sich einzuladen. Leider konnte ich seine 
Werft nicht besuchen, da diese nicht auf deutscher Seite 
liegt; doch schickte ich ihm einige Geschenke, für die 
er mehrere Elefantenzähne und eine Kuh sandte. 
Himarua besitzt reiche Viehbestände und hat sich von 
den Verlusten der Rinderpest 1897 um so leichter 
erholt, als er inzwischen einige Hereros, die Damara= 
land verlassen hatten und sich am Okavango ansiedeln 
wollten, ihres Viehes beraubt hat. Sämmtliche Rinder 
waren gesund, und es ist zu hoffen, daß bei einiger 
Umsicht die jetzige Seuche das Okavangogebiet 
verschont. 4 
In früheren Zeiten besuchten zahlreiche Händler 
und Jäger den Okavango, an dem ein starker Handel 
mit Elefantenzähnen und Straußenfedern stattfand. 
Seitdem die Jagdzüge aufgehört haben, ist nur selten 
ein portugiesischer Händler zum Okavango gekommen, 
so daß die Eingeborenen, die sich ehemals an allerlei 
Lebensbedürfnisse gewöhnt haben, den Mangel an 
Händlern schwer empfinden und durchgehend die 
dringende Bitte aussprechen, man möchte ihnen 
Händler senden. 
Allerdings haben sie wenig Elfenbein und sind 
gewöhnt, solches nur für Munition zu verkaufen, 
aber dafür lassen die Häuptlinge in neuerer Zeit von 
Buschmännern nördlich des Okavango viel Wurzel- 
kautschuk sammeln, der, wie ich höre, in Mossamedes 
einen guten Preis erzielt. 
Der Okavango, der bei Okambambo eine Breite 
von 110 m und eine Tiefe von 4 bis 5 m hat, 
führt zur Zeit noch viel Wasser, in der trockenen Zeit, 
Juli bis Dezember, soll das Wasser sehr abnehmen, 
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so daß selbst Ochsenwagen den Fluß an einigen Furten 
passiren lönnen. 
Werften inmitten ausgedehnter Felder, in denen vor 
Allem Kafferkorn, Bohnen, Erdnüsse und Kürbisse 
und Tabak gebaut werden. Die Felder werden nicht 
im Flußthale angelegt — wohl weil dieses alljährlich 
überschwemmt wird —, sondern an und auf den 
Thalrändern. 
Vom 11. bis 21. Juni zog ich am rechten Ufer 
des Okavango flußabwärts. Etwa 75 km weit ziehen 
sich die Dörfer von Himarua hin, deren bedeutendste 
Stopago, Omarutu, Katango und Omuscheche heißen, 
dann kommt ein unbewohnter Streifen von 12 km 
Breite, hierauf beginnen die Dörfer von Kapongo, 
die sich über eine Länge von 60 km flußabwärts 
erstrecken. 
Der Weg führte meist in dem Flußthale nahe 
dem Okavango, an manchen Stellen stand noch so 
viel Wasser, daß der Thalrand erstiegen und im 
Busch weitergegangen werden mußte. 
Sobald man den Busch betrat, begann wieder die 
Arbeit mit Axt und Beil, um einen Weg für die Fahr- 
Am Fluß entlang sind zahlreiche 
  
zeuge zu schaffen. Am 15. Juni traf ich in Oschone 
(Ossone), der ehemaligen Werft von Kapongo, ein, 
die, auf dem linken Flußufer liegend, mit zwei dicht 
neben ihr ganz isolirt stehenden außerordentlich 
großen Exemplaren der Hyphaena ventricosa weit- 
hin sichtbar ist. 
Kapongo war ein weiblicher Kapitän, sie genoß 
bei den Händlern und Eingeborenen ein großes An- 
sehen. Vor zwei Jahren ist sie gestorben, jetzt re- 
gieren in den drei nur wenig voneinander entfernten 
Werften Pengango, Ossone und Omatuka ihre drei 
Söhne Karupu, Haussiku und Nambaze. Kurz bevor 
man Ossone erreicht, sieht man am jenseitigen Thal- 
ufer den Fluß Kafuma münden, der nicht regelmäßig 
läuft, aber zahlreiche Quellen hat und der in dem 
dichten Busch, der seinen Lauf begleitet, zahlreiche 
Elefanten beherbergen soll. Die Werft des Haussiku 
steht dicht über dem steilen Uferrande und macht mit 
ihren Pallisaden einen stattlichen Eindruck. 
Die Werften der Owakwangari sind alle gleich- 
mäßig angelegt. Die ganze Werft, die einen genau 
abgemessenen Kreis bildet, hat je nach der Bedeutung 
des Häuptlings einen Durchmesser von 50 bis 100 m 
und ist von etwa 3 m hohen, in die Erde gerammten 
Baumstämmen umgeben. Innerhalb der Baumstämme 
sind etwa 2 m hohe Binsenmatten gezogen. In der 
Werft sind wiederum durch Pfähle, die aber nur 
1½ bis 2 m hoch, ebenfalls mit Matten umgeben 
sind, eine Menge kreisrunder Abtheilungen geschaffen, 
deren jede ihren besonderen Zweck hat, man sieht den 
Versammlungsraum, Kornstampfraum und die ein- 
zelnen Wohnungen für die Familienmitglieder und 
das „Volk“. Das Korn wird zum Schutze gegen 
Termiten in ganz mächtigen, 2 bis 3 m im Durch- 
messer haltenden Körben aufbewahrt, die auf 1½ bis 
2 m hohen Pfählen ruhen. 
Die Hütten sind rund, aus Aesten und Zweigen 
gebaut und mit einem spitzen Dach versehen, Alles 
ist mit Matten bekleidet und macht so einen sanberen 
freundlichen Eindruck. In einer Werft wohnen trotz 
des beschränkten Raumes eine Menge Menschen, und 
es wimmelt darin herum wie in einem Ameisenhaufen. 
Die Owakwangari sind sehr wohlgebaute Menschen, 
Kleider sieht man kaum, die meisten tragen um den 
Leib einen Ledergürtel, an dem vorn und hinten 
in Falten geraffte Lederstreifen fast bis zur 
Erde hängen. Zur Bedeckung des Gesäßes tragen 
viele auch das Fell eines Leoparden, einer Ginster- 
katze oder einer Otter. Das Haar wird in mancherlei 
wunderlicher Form getragen, meist ist es ganz kurz 
geschoren, mit Ausnahme eines Kreises oder eines 
Streifens Haare, die stehen bleiben. Um den Hals 
tragen sie mit Vorliebe Ketten aus Perlen oder ge- 
drehten Eisenstückchen, welch Letztere sie von den 
Schmieden der Oukwanjarua Ovambos bekommen. 
An den Füßen sind sie unbekleidet, nur wenige 
tragen Sandalen aus Wildfell. 
Als Wassen tragen sie sogenannte Ovambomesser, 
außerdem Speere oder Gewehre, meist Vorderlader.
	        
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