Fideikommisse — Finanzverwaltung, Finanzbehörden 783
dene, ist zur Mitwirkung berufen, sowohl bei der
Entstehung und Erweiterung der F., wie bei der
Normierung ihrer ferneren Schicksale (staatliches.
Verfahren zur Herbeiführung von Familien-
schlüssen; staatliches Aufgebot unbekannter An-
wärter; staatlicher Ersatz grundlos verweigerter
Zustimmungen; staatliche Bestellung von An-
wärtervertretern; staatliche Genehmigung gewisser
Verfügungen des F. Besitzers: Bestätigung oder
Genehmigung von Familienschlüssen u. a.). Das
Maß staatlicher Mitwirkung — die hie und da noch
ganz fehlt — ist in den einzelnen Rechtsgebieten
äußerst verschieden (am buntesten wohl, teilweise
auch unsicher, in Schleswig-Holstein und Lauen-
burg; vgl. Begr. z. vorl. Entw v. 1903 S 7).
Verschieden sind auch die zur Erfüllung der
Staatsaufgaben berusenen Organe: bisweilen
wird die Genehmigung des Landesherrn
gefordert, vor allem zur Errichtung oder Erwei-
terung der F. (Sachsen, Baden, Hessen) oder der
großen F. (Gebiet des ALfR) oder zur Aufhebung
der F. Eigenschaft (Schlesien); hie und da hat
der Landesherr das Recht zur Erteilung von Dis-
pensen (Sachsen); als F. Behörden sind meist die
Oberlandesgerichte berufen: so im Ge-
biet des Allg. Landrechts (nicht das OL# der
belegenen Sache, sondern das des Stifterwohn-
sitzes), Bayern, Sachsen, darüber als zweite In-
stanz der Justizminister; oder sogleich der Ju-
stizminister (Baden) oder das Amtsge-
richt der belegenen Sache (Hessen, Hamburg),
oder eine besondere Verwaltungsbehör-
de (Mecklenburg).
Duellen: Die wichtigsten Quellen des heutigen
F. Rechts sind: für Preußen: in den alten Provinzen
1 47 f f ALMf II. 4 (dazu AG z. BGBas)9, A# z. GBO
à 15 ff), serner 3 6 LandnulturEd. v. 14. 11. 1811, G über
Familienschlüsse v. 15. 2. 40, G betr. d. Kompetenz d. Ge-
richtsbehörden v. 5. 3. 55 (dazu #i 49 AG z. GUG# v. 24.
4. 78). Gemeines Recht gilt in Neuvorpommern und Rü-
gen (daneben seit Gv. 12. 7. 96 die in den alten Provinzen
geltenden Vorschriften über Familienschlüsse und not-
wendige Darlehen), Schleswig-Holstein u. Lauenburg, im
Bezirk d. Justizsenats Ehrenbreitstein, Hohenzollern (wo
zur Zeit aber keine F. vorkommen), größeren Teilen von
Hessen--Nassau. In Hannover gilt z. T. das ALK mit Er-
gänzungen, z. T. ein G v. 13. 4. 36. In der Rheinprovinz
Kab O v. 25. 2. 1826. Eine Vereinheitlichung wird seit Jah-
ren geplant (vorläufiger Entw eines Gesetzes über F. von
1903). Iu Württemberg und den meisten Kleinstaaten
gilt gemeines Recht, durch zahlreiche Spezialgesetze ergänzt
(Württ. AG z. B## a 25—31, 93, 216, 280, 281). In
Bayern: Edikt üb. d. F. v. 26. 5. 1818 (mit V v. 3. 3.#57,
AG z. BGB a 185, AG z. GBO a 18, 16, 34—36). In
Sachsen: G üb. d. Familienanwartschaften v. 7. 7. 00
(A8 v. 29. 9. 00). In Baden:a 36 AG z. BG (1899).
In Hessen Gv. 13. 8. 58 (dazu AGz. BGB a 103, 277).
In d. beiben Mecklenburg: AVz. BGB 388 124ff
(1 122 ff). Iu Braunschweig: G v. 28. 3. 37, 19.
8. 50, 20. 5. 58 (3 41 AcS z. BGB).
Literatur: Kninpschildt, De fidelcommissis
familiarum nobillum 1654; Lewis, Familienfideikom-
mißrecht 1868; Gerber, Gesammelte Abhandl. 1872,
100 ff; Wippermann, Kleine Schriften 1 1873:1 S.
Meyper, Beiträge zur Geschichte der fideikommissarischen
Substitutionen 1878; 38 f. Rechtsgeschichte, germ. Abt. 14,
131; Brunner, Zur Rechtsgeschichte der römischen und
german. Urkunde (1880) 1, 190 ff; Art. „Familienfidei-
kommiß" in Holtzendorffs Rechtslexikone; Grundzüge der
deutschen Rechtsgeschichte" 233; Kunsemüller, Zur
Entstehung der westfälischen Fideikommisse (Münster 1909);
dazu Rosin, 3 f. Rechtsgeschichte, germ. Abt. 44, 459 fj
Pfaff u. Hofmann, Erkurse über österr. allg. bürg.
Recht 2 277 ff: Rosin Iherings IJ. 32, 323 ff; Otto
Gierke, HW Staate W 4°, 103 ff; Otto Hans Gierke,
Iherings I. 49, 187f f; Polenske, Beitr. z. Lehre v.
deutschen F. Erbrecht, Diss. Berlin 1904; G. v. Schmitt,
Der Familienwechsel nach bayrischem F. Recht 1907; Ram-
dohr, Das Familienfideikommiß im Gebiet des Allg. Land-
rechts, 1909; A. Sautier, Die Familien F. b. Stadt u.
Republik Luzern, Bern 1909; Beyerle, Iherings J. 58,
1 ff. — Lehr. und Handbücher des deutschen Privatrechts.
von Stobbe-Lehmann 22 18 197ff; Stobbe 5,
* 321; Beseler 1 181; Gerber-Cosack 1 75,
76, 321; Gengler“ 1 57, 184, 185; Roth 3 1/ 330
bis 335; Franken 135; Hübner 314 44, 115.— Lehr-
und Handbücher des bürgerlichen Rechts: Crome 3,
581 ff Dernburg 3, 442 ff; Martin Wolff in
Enneccerus-Kipp-Wolff II 1, 273 ff. Darstellungen des
Landesrechts in den Ergänzungsbänden zu Dernburg:
OCertmann, Bayr. LP#l S 442ff, 6838; Kloß,
Sächs. LP# 269 ff; v. Buchka, Mecklenb. L PR 120 ffj
Dorner-Seng, Badisches L PN 402 ff; Nöldeke,
Hamburg. LPR 838 f; Paul Wols, Hessisches L P 339 ff;
Lange, Waldeck. L PR 86 f. — Krückmann, AUrch bürg.
R. 23, 181 ff; Martin Wolff, Die Neugestaltung des
Familiensideikommißrechts in Preußen 1904; Conrad,
Tübinger Festg. f. Hanssen 1889; HW Staats W 47, 116 ff;
Hager, Familien F. 1897; Max Weber, Arch f. Soz.=
Wiss. 19, 503 ff; Sering, Wörterb. d. Volkswirtsch.“ 2,
977ff; Schmollers J. 1904, 61 ff; K. v. Reibnitz, Fa-
milien F., ihre wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Wirkungen, 1908; F. Lenz, Jahrb Oek 94, 353 ff;
H. Krause, Die Familien F. von wirtschaftlichen, legislat.
geschichtl. und politischen Gesichtspunkten, 1909.
Martin Wolfsf.
Filialsteuer
Gemeindeabgaben, Warenhäuser
Finanzministerium
Finanzverwaltung (S 786 f)
Finanzverwaltung, Finanzbehörden
[Vergl. Abgaben, Gebühren, Kolonialsinanzen, Reichs-
finanzen, Staatshaushalt, Staatsrechnungswesen!
A. Finanzverwal tung: 65 1. Begriff und Wesen.
* 2. Verwaltung des Staatsvermögens. 1 3. Verwaltung.
der Einnahmen. 1 4. Verwaltung der Staatsausgaben.
5. Staatsschulden und deren Verwaltung.
B. Finanzbehbrden: i 6. Begriff und Arten.
* 7. Das Reich. 1### 8, 9. Preußen. 15 10, 11. Bayern.
512. Sachsen. 1 13. Württemberg. s 14. Baden. 5 15. Hes-
sen. 4 16. Elsaß-Lothringen.
[— Finanz!
A. Finanzverwaltung (staatliche)
5 1. Begriff und Wesen. I. In der Regel ver-
steht man unter FVerwaltung das F Ministerium