Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

waren weit entgegenkommender als die Wanyanturu, 
obgleich auch sie sich vorsichtig benahmen. 
Von Turu aus führte der Weg durch ein un— 
dewohntes lichtes Dornpori, bezw. durch weite Gras- 
landschaften nach der ausgedehnten, fruchtbaren und 
dicht bevölkerten Landschaft Jyambi, deren Einwohner 
sich semdlich stellten, so daß ich mit den Leuten zu- 
nächst nicht in Verbindung treten konnte. 
auch in dieser Gegend bis nach Issansu nicht die 
Spur von Baumwuchs, nur selten trifft man kleme 
Büsche an. 
Schon das Beschaffen von Brennholz für die 
Expedition machte wie in Turu so auch hier 
Schwierigkeiten. 
In der zwischen Jyambi und dem Gebirge von 
Issansu liegenden Gimbusteppe (Kiepertsche Karte 
Blatt C 4, Turu 1:300 000) hatten die Einge- 
borenen üppig stehende Getreidefelder angelegt. 
Eine sichtbare Grenze zwischen Issansu und 
Jyambi ist nicht vorhanden. Die Bewohner dieser 
beiden Landschaften stehen im engsten Verkehr mit- 
einander. 
Das Gebirgsland Issansu wurde in allen Rich- 
tungen von mir durchzogen. 
Diese gut bewässerte Gebirgslandschaft ist weit 
ausgedehnter, als es die Karien erscheinen lassen. 
Man sollte meinen, daß zwischen diesem enormen 
Felsgewirr nichts gedeihen könnte. Es ist aber ge- 
rade das Gegentheil der Fall. Selbst dort, wo hoch 
oben im Gebirge zwischen den gigantisch übereinander 
gethürmten Granitblöcken nur eine geringe Erdkrume 
vorhanden ist, haben die Eingeborenen Schamben 
angelegt, und das Getreide stand vorzüglich. 
In den Thälern und auf den Plateaus lassen 
wundervolle Viehweiden und prächtige Schamben 
mit Mtama, Mais, Erdnüssen, Kartoffeln und Bohnen 
die Fruchtbarkeit des Bodens erkennen. 
Auffallend war der bedeutende Anbau von Tabak. 
Neben jeder Tembe und auch mitten in den Getreide- 
schamben waren größere Tabakfelder anzutreffen, in 
denen die Pflanzen vortrefflich standen. 
Die Fruchtbarkeit des leichten Bodens in diesem 
Gebirge ist wohl dadurch zu erklären, daß dort oben 
das ganze Jahr hindurch Nebel und selbst in der 
Trockenzeit kleine Regenschauer fallen, dem Gebirgs- 
land so ständig Feuchtigkeit gebend. 
Hungersnoth soll in Ussanfu nicht vorkommen. 
Im Gedbirge herrscht stets ein angenehmer, frischer 
Wind von Osten, der selbst die Mittagssonne für 
Europäer erträglich erscheinen läßt. Von Sonnen- 
untergang ab bis gegen 9 Uhr vormittags ist es, 
namentlich nachts, empfindlich kalt. 
Die Höhenlage des Gebirgslandes, sowie dessen 
felsiger Untergrund und der Umstand, daß in der 
näheren Umgebung keine Sümpfe vorhanden sind, 
lassen darauf schließen, daß dies Gebirge ein für 
Europäer gesundes Klima hat. 
Leider ist auch dieses Hochland ohne jeden 
Waldbestand. Es sind nur einige Büsche und ver-! 
einzelt auch prächtige alte Laubbäume vorhanden, 
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Leider ist 
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die zuweilen mitten zwischen den riesigen Granit- 
trümmern stehen. Jedenfalls ist dieses Gebirgsland 
wohl früher bewaldet gewesen und erst nach und 
nach von den Eingeborenen abgeholzt worden. Wenn 
diese Höhen angeforstet würden, so dürfte sich die 
Bewässerung des Landes wohl noch günstiger ge- 
- - 
Die Bevölkerung am Juß des Gebirges, sowie 
hoch oben in demselben ist eine ganz außerordentlich 
dichte. 
Früher ist durch Issansu die direkte und kürzeste 
Karawanenstraße nach Muanza gegangen. In den 
letzten Jahren hat sich aber die Bevölkerung dem 
Verkehr gegenüber so feindselig gezeigt, daß die 
Karawanenleute es nicht mehr wagten, diesen Weg 
zu nehmen. Sie machten daher von Mkondoa— 
Irangi aus den weiten Umweg über Ussure. 
Es ist nicht zu verwundern, daß die Wanißkuru 
mehr und mehr zu einem Räubervolk ausarteten. 
Das Gebirge ist zu räuberischen Ueberfällen wie 
geschaffen, und da sie sich wegen der großen Ent- 
fernung von Kilimatinde vor durchgreifenden Straf- 
zügen sicher glaubten und annahmen, daß sie in 
diesem Felslabyrinth mit den vielen natürlichen Schlupf- 
winkeln nicht zu fassen seien, so wurden die Leute 
von Jahr zu Jahr frecher und übermüthiger, und 
übten, da niemals nachhaltig bestraft, einen sehr 
schlechten Einfluß auf die umwohnende Bevölke- 
rung aus. 
Wie mich regierungsfreundliche Eingeborene jener 
Gegend versicherten, würde der Verkehr nach Issanfu 
mit Beendigung der kriegerischen Unternehmung 
namentlich von Usukuma bezw. von Mkondoa—Irangi 
aus sehr rege werden. Ein ständiger Druck auf 
die Wanissancu sei allerdings Vorbedingung für den 
Handel und Verkehr. 
Die recht intelligent erscheinenden Wanissancu 
sind fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Sie waren 
im Besitz ganz ungeheuer großer Viehheerden. 
In Issanfu habe ich an den Bachläufen vielfach 
recht guten Kalk gefunden. 
Von Issansu aus nahm die Expedition ihren 
Weg südwestlich nach Kaula (Werthersche Karte der 
Irangi-Expedition 1:750 000) und von dort nach 
Süd-Iramba. 
Diese ganzen riesigen Gebiete sind erstaunlich 
dicht bevölkert und infolge der von Issansu, IJyambi 
und Kmyakumi (Werthersche Karte der Irangi-Expe- 
dition 1:750 000) kommenden und zum Dulumo- 
bach (Werthersche Karte der Irangi-Expedition 
1:750 000) abfließenden Bäche sehr fruchtbar. 
Unabsehbar dehnen sich herrliche Schamben dort aus. 
Der Viehreichthum ist sehr groß. Die ein- 
geborenen Waramba sind dort theilweise noch recht 
übermüthig und erkennen die Autorität der Regierung 
vorläufig nicht an. 
Die früher eingesetzten Jumben scheinen wenig 
Gewalt über ihre Untergebenen zu haben. 
Erst in Kaula erschienen die Leute regierungs- 
ffreundlicher und mehr in der Hand ihrer alten 
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