Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Trotzdem find wir nicht ganz ohne Sorgen, denn 
zu einem Versuche für Feld= und Gartenbau müssen 
wir erst die Regenzeit abwarten. Auf eine Unter- 
stützung von seiten der Betschuanen können wir vorab 
nicht rechnen, und darum gilt es jetzt vor allem: 
Aus Namakunde, der jüngsten Station der 
Rheinischen Missionsgesellschaft im Ovambolande 
(Deutsch-Südwestafrika), kann Miss. Tönjes von hoff- 
nungsvollen Anfängen berichten. Er schreibt in dem 
Organ der Missionsgesellschaft: 
„Die sonntäglichen Gottesdienste, die anfangs im 
Freien gehalten wurden, waren stets gut besucht. 
Besonders in den letzten Wochen ist die Zahl der 
Besucher bedeutend gewachsen. Die Form des Gottes- 
dienstes ist bisher natürlich noch die allereinfachste. 
Nach dem Gesang eines Liedes verlese ich die Gebote, 
woran sich wieder der Gesang eines Liederverses 
schließt; dann solgt das gemeinsame Bekenntnis des 
Apostolikums, und hieran schließt sich dann nach vor- 
angegangenem Eingangsgebet die Predigt. Selbst- 
verständlich muß auch diese sich dem Denkvermögen 
der Leute anpassen. Je einfacher, um so besser! 
Gilt es doch stets zu bedenken, daß man den meisten 
Leuten mit etwas ganz Neuem kommt. Um mich zu 
vergewissern, ob die Leute mich verstehen, und auch 
um zu sehen, ob sie bei der Sache sind, unterbreche 
ich meine Predigt oft durch Zwischenfragen. Oft er- 
hält man die rechte Antwort, oft auch natürlich das 
gerade Gegenteil derselben. Fast stets herrscht Ruhe 
und Ordnung bei den Gottesdiensten. Das muß 
man überhaupt unseren Leuten zum Ruhme nachsagen, 
daß sie sich im Umgange mit uns fast immer ordent- 
lich benehmen. Wie der Besuch der sonntäglichen 
Gottesdienste uns zu frohen Hoffnungen in unserer 
Arbeit berechtigt, so auch die bisherigen Erfahrungen 
in der Schule. Auch diese wurde gut besucht. Die 
Zahl der Schüler schwankt zwischen 40 bis 50. 
Einige von ihnen haben in der verhältnismäßig 
kurzen Zeit schon gut lesen gelernt. Neben dem Lesen 
ist Biblische Geschichte der Hauptunterrichtsgegenstand. 
Für beide Zweige der Arbeit, die sonntäglichen 
Gottesdienste und die Schule; steht bisher nur ein 
Raum zur Verfügung. Es ist dies das kleine Haus, 
zu welchem noch Br. Ickler den Grundstein gelegt 
hat. Hoffentlich stellt sich recht bald das Bedürfnis 
nach einem großen Gotteshause heraus.“ 
Wie die Arbeit der Rheinischen Missionsgesell- 
schaft in Windhoek wächst, geht daraus hervor, daß 
Miss. Wandres, nachdem er erst zu Anfang des Jahres 
141 Heiden in die Gemeinde hat aufnehmen können, 
im Juli wieder mit 201 Männern und Frauen den 
Taufunterricht begonnen hat. Bei der großen Schar 
bedauert er nur das eine, daß er den einzelnen per- 
sönlich nicht so nahe treten kann, wie er wünscht. 
Uber Mangel an Lerneifer und Aufmerksamkeit könne 
er sich nicht beklagen. Auch die Schularbeit gehe 
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ihren geregelten Gang. Kurz vor Antritt seines 
Heimatsurlaubes hat der Gouverneur, Oberst Leut- 
wein, mit mehreren höheren Beamten die Schule 
besucht, um zu sehen, welche Fortschritte die Kinder 
in der deutschen Sprache gemacht hätten. Die 
Herren versicherten, daß sie mehr gefunden hätten, 
als sie erwarteten. Großes Interesse nehmen die 
Eingeborenen an dem fortschreitenden Kirchbau; ihr 
Eifer, mitzuhelfen, ist noch nicht erlahmt, und das 
will bei dem Charakter der Afrikaner viel heißen. 
In einer Kollekte für ein Kirchenharmonium hat die 
Gemeinde an 170 Mk. aufgebracht. Die Einweihung 
der Kirche soll vielleicht durch Inspektor Spiecker 
geschehen. 1 
Im „Steyler Missionsboten“ lesen wir in einem 
Bericht des P. Vormann aus Monumbo (Keiser 
Wilhelmsland): 
Mit Ausnahme von Donnerstag und Sonntag 
ist alle Tage Schule. Der freie Donnerstag schien 
uns hier nötig, weil die Schule wegen der Entfernung 
der Dörfer schon ziemlich große Anforderungen an 
die Kinder stellt. Sie empfinden diese Einrichtung 
auch ganz angenehm und freuen sich ebenso im vor- 
aus darauf wie die deutschen Kinder auf ihre freien 
Nachmittage am Mittwoch und Samstag. Sonntags 
aber kommen alle Kinder morgens um 7 Uhr zur 
hl. Messe und nachmittags um 5½ Uhr zur Abend- 
andacht. Die Dauer des Schulunterrichts übersteigt 
vorläufig nicht 2½K Stunden; länger würde die Auf- 
merksamkeit der Kinder noch nicht rege zu halten 
sein. Weil andere Uhren als die liebe Sonne bei 
den Eingeborenen noch nicht im Gebrauche sind, 
schwankt ihre Zeitbestimmung öfters um viertel oder 
halbe Stunden, an dunklen Tagen selbst um eine 
Stunde. Deshalb gebe ich den Kindern die Zeit 
mit einer großen Trommel aus Holz an, deren 
dumpfer Schall weithin hörbar ist. Im Stunden- 
plan nimmt die erste Stelle der Katechismus ein. 
Hiermit verbunden ist das Auswendiglernen von 
Gebeten und Gesängen in der Monumbosprache und 
der deutschen Sprache. Im Schreiben und Lesen 
stehen wir noch in den allerersten Anfängen, nicht 
gerade der Zeit nach, sondern in Bezug auf das 
Ergebnis. In keinem Unterrichtsfache geht den 
Kindern so schwer und so spät ein Lichtlein auf, 
als im Schretben und Lesen. Gesang beschließt 
den Unterricht. — Mein Taufbuch weist jetzt 60 
Taufen auf. Uber sechs Wochen ziehen die Schwestern 
bei uns ein. Ihr Wohnhaus ist der Vollendung 
nahe. Eine neue Küche, Kapelle und Schule sind 
im Entstehen begriffen. 
Aus fremden MKolonien und 
Produktionsgebieken. 
Dandelsfreiheit im Rongostaat. 
Bezüglich der Art des Geschäftsbetriebes der 
Handelsagenten und Handelsdolmetscher, welche im
	        
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