Trotzdem find wir nicht ganz ohne Sorgen, denn
zu einem Versuche für Feld= und Gartenbau müssen
wir erst die Regenzeit abwarten. Auf eine Unter-
stützung von seiten der Betschuanen können wir vorab
nicht rechnen, und darum gilt es jetzt vor allem:
Aus Namakunde, der jüngsten Station der
Rheinischen Missionsgesellschaft im Ovambolande
(Deutsch-Südwestafrika), kann Miss. Tönjes von hoff-
nungsvollen Anfängen berichten. Er schreibt in dem
Organ der Missionsgesellschaft:
„Die sonntäglichen Gottesdienste, die anfangs im
Freien gehalten wurden, waren stets gut besucht.
Besonders in den letzten Wochen ist die Zahl der
Besucher bedeutend gewachsen. Die Form des Gottes-
dienstes ist bisher natürlich noch die allereinfachste.
Nach dem Gesang eines Liedes verlese ich die Gebote,
woran sich wieder der Gesang eines Liederverses
schließt; dann solgt das gemeinsame Bekenntnis des
Apostolikums, und hieran schließt sich dann nach vor-
angegangenem Eingangsgebet die Predigt. Selbst-
verständlich muß auch diese sich dem Denkvermögen
der Leute anpassen. Je einfacher, um so besser!
Gilt es doch stets zu bedenken, daß man den meisten
Leuten mit etwas ganz Neuem kommt. Um mich zu
vergewissern, ob die Leute mich verstehen, und auch
um zu sehen, ob sie bei der Sache sind, unterbreche
ich meine Predigt oft durch Zwischenfragen. Oft er-
hält man die rechte Antwort, oft auch natürlich das
gerade Gegenteil derselben. Fast stets herrscht Ruhe
und Ordnung bei den Gottesdiensten. Das muß
man überhaupt unseren Leuten zum Ruhme nachsagen,
daß sie sich im Umgange mit uns fast immer ordent-
lich benehmen. Wie der Besuch der sonntäglichen
Gottesdienste uns zu frohen Hoffnungen in unserer
Arbeit berechtigt, so auch die bisherigen Erfahrungen
in der Schule. Auch diese wurde gut besucht. Die
Zahl der Schüler schwankt zwischen 40 bis 50.
Einige von ihnen haben in der verhältnismäßig
kurzen Zeit schon gut lesen gelernt. Neben dem Lesen
ist Biblische Geschichte der Hauptunterrichtsgegenstand.
Für beide Zweige der Arbeit, die sonntäglichen
Gottesdienste und die Schule; steht bisher nur ein
Raum zur Verfügung. Es ist dies das kleine Haus,
zu welchem noch Br. Ickler den Grundstein gelegt
hat. Hoffentlich stellt sich recht bald das Bedürfnis
nach einem großen Gotteshause heraus.“
Wie die Arbeit der Rheinischen Missionsgesell-
schaft in Windhoek wächst, geht daraus hervor, daß
Miss. Wandres, nachdem er erst zu Anfang des Jahres
141 Heiden in die Gemeinde hat aufnehmen können,
im Juli wieder mit 201 Männern und Frauen den
Taufunterricht begonnen hat. Bei der großen Schar
bedauert er nur das eine, daß er den einzelnen per-
sönlich nicht so nahe treten kann, wie er wünscht.
Uber Mangel an Lerneifer und Aufmerksamkeit könne
er sich nicht beklagen. Auch die Schularbeit gehe
51
ihren geregelten Gang. Kurz vor Antritt seines
Heimatsurlaubes hat der Gouverneur, Oberst Leut-
wein, mit mehreren höheren Beamten die Schule
besucht, um zu sehen, welche Fortschritte die Kinder
in der deutschen Sprache gemacht hätten. Die
Herren versicherten, daß sie mehr gefunden hätten,
als sie erwarteten. Großes Interesse nehmen die
Eingeborenen an dem fortschreitenden Kirchbau; ihr
Eifer, mitzuhelfen, ist noch nicht erlahmt, und das
will bei dem Charakter der Afrikaner viel heißen.
In einer Kollekte für ein Kirchenharmonium hat die
Gemeinde an 170 Mk. aufgebracht. Die Einweihung
der Kirche soll vielleicht durch Inspektor Spiecker
geschehen. 1
Im „Steyler Missionsboten“ lesen wir in einem
Bericht des P. Vormann aus Monumbo (Keiser
Wilhelmsland):
Mit Ausnahme von Donnerstag und Sonntag
ist alle Tage Schule. Der freie Donnerstag schien
uns hier nötig, weil die Schule wegen der Entfernung
der Dörfer schon ziemlich große Anforderungen an
die Kinder stellt. Sie empfinden diese Einrichtung
auch ganz angenehm und freuen sich ebenso im vor-
aus darauf wie die deutschen Kinder auf ihre freien
Nachmittage am Mittwoch und Samstag. Sonntags
aber kommen alle Kinder morgens um 7 Uhr zur
hl. Messe und nachmittags um 5½ Uhr zur Abend-
andacht. Die Dauer des Schulunterrichts übersteigt
vorläufig nicht 2½K Stunden; länger würde die Auf-
merksamkeit der Kinder noch nicht rege zu halten
sein. Weil andere Uhren als die liebe Sonne bei
den Eingeborenen noch nicht im Gebrauche sind,
schwankt ihre Zeitbestimmung öfters um viertel oder
halbe Stunden, an dunklen Tagen selbst um eine
Stunde. Deshalb gebe ich den Kindern die Zeit
mit einer großen Trommel aus Holz an, deren
dumpfer Schall weithin hörbar ist. Im Stunden-
plan nimmt die erste Stelle der Katechismus ein.
Hiermit verbunden ist das Auswendiglernen von
Gebeten und Gesängen in der Monumbosprache und
der deutschen Sprache. Im Schreiben und Lesen
stehen wir noch in den allerersten Anfängen, nicht
gerade der Zeit nach, sondern in Bezug auf das
Ergebnis. In keinem Unterrichtsfache geht den
Kindern so schwer und so spät ein Lichtlein auf,
als im Schretben und Lesen. Gesang beschließt
den Unterricht. — Mein Taufbuch weist jetzt 60
Taufen auf. Uber sechs Wochen ziehen die Schwestern
bei uns ein. Ihr Wohnhaus ist der Vollendung
nahe. Eine neue Küche, Kapelle und Schule sind
im Entstehen begriffen.
Aus fremden MKolonien und
Produktionsgebieken.
Dandelsfreiheit im Rongostaat.
Bezüglich der Art des Geschäftsbetriebes der
Handelsagenten und Handelsdolmetscher, welche im