Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Felsblöcken umsäumt ist. Zu ihren Füßen breitet sich 
die Ortschaft Babamki= Tungo aus. Die zwischen 
dem Babamkihäuptling Fonji und dem Häuptling 
von Bamissing, woselbst am 3. März Lager bezogen 
wurde, herrschenden Grenzstreitigkeiten, in die auch 
Bakembat durch Unterstützung der Bamissings einge- 
griffen hatte, wurden sriedlich beigelegt. 
In Bamissing erwartete eine Gesandtschaft des 
Gabani, Häuptling von Bakembat, die Expedition, 
um sie am 4. März dorthin zu geleiten. Bakembat 
ist das auf den Karten der G. N. K. verzeichnete 
Bali-Kumbat; von den östlich in der Ebenc woh- 
nenden Bamus wird der Ort Patoko, d. h. „auf der 
Höhe“, genannt, ein Name, der gleichfalls auf frag- 
licher Karte verzeichnet ist. Beide Namen dienen 
also zur Bezeichnung ein und desselben Ortes, dessen 
Lage ich allerdings nach der Karte weiter östlich 
angenommen hatte. Ebenso wie die Balis machen 
ihre Brüder, die Bakembats, einen seigen Eindruck. 
Sollen die Balis durch die Bekanntschaft mit 
den Europäern, durch die Erkenntnis, daß sie bei 
regierungstreuem Verhalten sich besser stehen, als 
bei gleichgültigem oder gar seindlichem, ihre kriege- 
rischen Eigenschaften verloren haben, so trifft 
dieses bei den Bakembat nicht zu, denn diese sind 
mit Werßen bislang nicht in Berührung gekommen. 
Ihr jugendlicher Häuptling Gabani, der angetan mit 
weißem, grünverschnürtem Haussagewand, an und für 
sich einen ganz stattlichen Eindruck macht, soll Despot 
vom reinsten Wasser sein, der mit „Kopf ab“ ebenso 
schnell bei der Hand sein soll, wie seine Untertanen 
mit dem Beseitigen der Häuptlinge mittelst Gift. 
Häuptlingsmorde scheinen hier zu Lande leider über- 
baupt recht häufig zu sein, wie ich auch bei anderen 
Stämmen erfuhr. Deshalb trachten denn auch die 
Häuptlinge danach, möglichst schnell ihre thronsüch- 
tigen Verwandten und Großen aus dem Wege zu 
räumen. 
Bakembat, auf isoliertem steilem Felsrücken ge- 
legen, hat eine sehr geschützte Lage; künstliche Mittel 
zu seiner Sicherung sind daher nicht herangezogen. 
Die auf den Rücken führenden Straßen sind durch 
ständige Wachen gesichert, angeblich gegen die fort- 
gesetzten Emfälle seitens der Bamums. Häufig tritt 
der nackte Fels aus dem Erdboden zu Tage. Wasser 
ist auf dem Rücken überhaupt nicht vorhanden, Futter 
für das sehr schöne Rindvieh in spärlichem Maße. 
Als Sehenswürdigkeit wurde uns ein aus Bamum 
stammender Hengst gezeigt, der allerdings nicht ge- 
ritten wird, sondern als Prunkstück dient. Geleitet 
von der mich in Bakembat erwartenden Gesandtschaft 
der Bagams, marschierte ich am 6. März nach dieser 
Landschaft. Der recht lange und bei der sehr schwülen 
Luft anstrengende Marsch führt durch welliges Gras- 
gelände, von vielen mit Busch umsäumten Bachläufen 
durchschnitten, in südlicher Richtung. Im Westen 
erblickt man die zackigen Linien des Scheidegebirges, 
überragt von dem hohen Berg Muti. Tauchten im 
Osten keine Berge auf, so lag es an der dunstigen 
  
Luft, sonst hätten die Höhenzüge östlich des Nun- 
flusses mit dem Berg Badmadjen sichtbar sein müssen. 
Hundsaffen mit ihrem heiseren Gebell, einige Anti- 
lopen und eine in weiter Ferne grasende Büffelherde 
brachten anregende Abwechselung in den Marsch. 
Die Aufnahme in Bagam war ausgezeichnet. 
Bagam war in letzter Zeit sehr durch Einfälle der 
benachbarten mächtigeren Bamukungs geplagt und 
hatte die Hilfe der Station erbeten. 
Nach Prüfung der Sachlage — Bamukung hatte 
eine Vermittelung der Station abgewiesen — ging 
ein Eilbote nach der Station, um das Maschinen- 
gewehr zu holen. Die Zeit bis zu dessen Eintreffen 
benutzte ich zu einem Marsche nach dem östlich 
von Bagam gelegenen Nunfluß. Der Marsch dorthin 
führt durch welliges Gelände, das Erhebungen über 
100 m kaum aufzuweisen hat. Noch emige Stunden 
ostwärts von Bagam erstreckten sich seine Farmen, 
sodann ist das Gelände mit Gras bestanden, häufig 
vor allem an den zahlreichen Bachläufen, unterbrochen 
von Busch. Je mehr man sich dem Nun nähert, 
um so häufiger treten auch regelrechte Waldstreifen 
auf. Schon in weiter Ferne sieht man das breite, 
glitzernde Band des Nun, der, aus der Gegend von 
Bekom kommend, in den von den Bamums Eba ge- 
nannten Fluß (wohl Mbam, in der Nähe der Stadt 
Ngutti wohl Mgutte) fließen soll. Diese Stadt soll 
etwa 15 Tage entfernt liegen. Die Breite des Nun 
schwankt an der Strecke, da ich ihn sah, etwa zwischen 
100 bis 300 m. Seine Ufer waren in der Nähe 
des Lagerplatzes flach, und das weithin sich erstreckende 
sumpfige Uberschwemmungsgebiet diente den Fluß- 
pferden zum nächtlichen Tummelplatz. An den großen 
Wildreichtum der Gegend erinnerten auch die zahl- 
reichen Wildfallen. Scharen von Wasservögeln aller 
Art: schwarze Störche, Reiher, Ibisse, Enten und 
andere mir unbekannte Arten beleben die Landschaft. 
Auf dem rechten Ufer des Flusses liegen Fischer- 
ansiedlungen der Bagams, auf dem linken solche der 
Bamums. Auf schmalen, aus Palmrippen herge- 
stellten Kanus liegen die Leute, unbekümmert um die 
das Wasser bevölkernden Flußpferde und Krokodile, 
ihrem ertragreichen Handwerk ob. Am 11. März 
traf ich wieder in Bagam ein; das Maschinen- 
gewehr unter Büchsenmacher Bähr war mittler- 
weile angekommen. Nochmals wurde nach Bamu- 
kung gesandt, um den Häuptling zum Frieden 
und zur Gestellung aufzufordern. Nachdem am 
12. März die abschlägige, verächtliche Antwort 
des Häuptlings eingetroffen war, wurde am 13. 
nach Bamukung marschiert und die Stadt gestürmt. 
Bamukung ist eine sehr weit gebaute Stadt, ähnlich 
Bafut, dieser auch an Größe wohl nicht viel nach- 
gebend. Die Bewohner und vor allem ihr Häupt- 
ling waren sehr gefürchtet. Der unmittelbar nach der 
Absage erfolgende und nun sofort bis zum Häupt- 
lingsplatz und von hier durch Patrouillen bis an 
die Grenzen getragene Angriff hat anscheinend großen 
Eindruck weithin gemacht, wie die zahlreichen Ge-
	        
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