Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

gewiesen. Die jüngst vom Kolonialwirtschaftlichen 
Komitee hergesandten Eier scheinen sich zu bewähren. 
Mehrere Raupen sind bereits ausgekrochen. 
Vorläufig bestehen größere Anpflanzungen von 
Maulbeerbäumen nur in Windhoek und Okahandya. 
In den amtlichen Anlagen Windhoeks sind etwa 
30 sechs= bis zehnjährige Bäume und 300 ein= bis 
zweijährige Bäume, von denen Blätter unentgeltlich 
abgegeben werden können. Im Besitz von Privat- 
leuten befinden sich etwa 500 bis 600 Bäume im 
Alter von drei Jahren und darüber. 
In Okahandya sind etwa 100 zwei= bis drei- 
jährige Bäume. Von der auf der Forststation dort 
gemachten Aussaat sind für das kommende Jahr etwa 
100 000 Bäunchen zu erwarten. 
Geeignete Grundstücke würden am billigsten in 
Okahandya zu haben sein. 
Soweit dem Unternehmer von amtlicher Seite 
Blätter und Bäumchen zur Verfügung gestellt 
werden können, wird dieses unentgeltlich geschehen. 
Diehansfuhr aus dem nördlichen Deutsch-Züdwestafrika 
in britisches Gebiet. 
Durch Verhandlungen des Keiserlichen General= 
konsulats in Kapstadt mit der britischen Regierung 
ist es gelungen, nachdem dies schon früher bezüglich 
des Südens erzielt war, nun auch vom nördlichen 
Teile des deutsch-südwestafrikanischen Schutzgebietes 
die Einfuhr von Rindvieh in britisches Gebiet, und 
zwar nach dem nördlichen Betschuanaland und von 
dort nach den neuen Kolonien zu ermöglichen. Die 
britische Regierung hat einen Tierarzt in Lehututu 
(Lehulitung) stationiert, zu welchem Ort die Rinder 
auf zwei vom Kaiserlichen Gouvernement in Windhoek 
dem Generalkonsulat als geeignet bezeichneten Straßen 
getrieben werden können. Das vom Tierarzt in 
Lehututu gesund befundene Vieh kann dann nach 
dem Transvaal überführt werden, wo zurzeit süd- 
westafrikanisches Rindvieh vom Gouverneur sehr 
dringend für die Repatriierungskommissionen ge- 
wünscht wird. 
— —— — —— 
Reine Anwerbung von Eingeborenen für Johannesburg. 
Mr. Hewitt, dem die widerrufliche Genehmi- 
gung zur Anwerbung von Eingeborenen als Arbeiter 
für die Johannesburger Minen im Schutzgebiet 
erteilt war, ist nach der „Deutsch-Süstwestafrikanischen 
Zeitung“ mit dem Dampfer „Kurfürst“ nach Kap- 
stadt zurückgefahren. Eine Anwerbung von Ein- 
geborenen ist nicht erfolgt. 
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Deutsch-MNeu-Guinea. 
Rrankenpflege in Jap (Westkarolinen. 
Einem vom 20. Oktober v. Is. datierten Be- 
richt des Regierungsarztes D#r. Born zu Jap ent- 
nehmen wir: 
Meine Absicht, in den einzelnen Teilen der Insel 
Jünglinge in den nötigsten Verrichtungen der Kranken- 
pflege, speziell in der Behandlung von Geschwüren 
und Wunden auszubilden, habe ich durchzuführen 
begonnen und kann bis jetzt nur gutes darüber be- 
richten. Ich habe bisher zwei Leute, Faimau von 
Tomil und Gillebu von Gillefis, unterrichtet, ein 
dritter, Futun von Ganif, befindet sich augenblicklich 
in der Ausbildung. Die jungen Leute waren vom 
ersten Augenblick an sehr eifrig bei der Sache und 
unverdrossen vom frühen Morgen bis abends in 
einer oft recht schweren und für einen Japmann so 
ganz ungewohnten Arbeit, die zudem noch das bei 
den Japleuten so fein ausgebildete ästhetische Gefühl 
beleidigte. Regelmäßig alle acht Tage erscheinen die 
ausgebildeten Gehülfen in Blelatsch, um Bericht zu 
erstatten, schwer Kranke hierher zu bringen und ihren 
Vorrat an Seise und Verbandmaterialien zu er- 
gänzen. Ich benutze diese Tage dann stets noch da- 
zu, einzelne wichtige Handgriffe, wie künstliche At- 
mung 2c. zu wiederholen. So oft es mir meine 
Zeit erlaubt, besuche ich zudem die betreffenden Plätze 
und besichtige dabei die versammelten Kranken, nehme 
die schweren Fälle mit und erteile Anordnungen be- 
treffs der anderen. Auf diese Weise erreichte ich 
schon, daß ich Kranke zu sehen bekam, die ich sonst 
wahrscheinlich noch lange nicht zu Gesicht bekommen 
hätte; denn im Innern der Insel ist doch noch eine 
große Scheu vor dem weißen Doktor vorhanden. 
Gerade zur Beseitigung dieses Vorurteils und der 
Ungewißheit der Leute, was mit den Kranken ge- 
schieht, die nach Blelatsch mitgenommen werden, sind 
meine Gehülfen ganz vortreffliche Mittelspersonen, 
denn ihnen, ihren Landsleuten, vertrauen die Kranken 
gern ihre Leiden an, die sie vor dem weißen Arzt 
doch recht oft noch weit in den Busch tragen. So 
werde ich mit Hülfe dieser Leute mit der Zeit einen 
so genauen Überblick über den jeweiligen Kranken- 
stand auf der Insel gewinnen, wie ich ihn sonst nie 
hätte erreichen können. Durch die Ausbildung wird 
aber auch den betreffenden jungen Leuten ein ganz 
erheblicher Nutzen verschafft, indem sie einerseits in 
der allgemeinen Achtung ihrer Landsleute steigen, 
andererseits direkt große pekuniäre Vorteile haben, 
indem die Patienten ihrem Helfer reichlich Lebens- 
mittel und Eingeborenengeld zukommen lassen. Wie 
groß der praktische Nutzen der getroffenen Einrichtung 
ist, erhellt beispielsweise aus einem Fall, in welchem 
ein Mädchen, das an einem ausgedehnten alten Unter- 
schenkelgeschwür litt, nicht zu bewegen war, nach 
Blelatsch zu kommen; ihrem Landsmann, dem Faiman 
von Tomil, vertraute sie sich dagegen gern an, und
	        
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