Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

bessert, mit denen er hier und da einmal im Wasser 
„versuft“. 
Vier Schwestern vom kostbaren Blut erziehen 
die Mädchen, 15 an der Zahl. Ihr Haus steht auf 
einem kleinen Grundstück, das jenseits der Missions- 
straße gelegen ist. Diese Mädchen werden später an 
die erwachsenen Jungen verheiratet — natürlich muß 
auch das Herz da mitsprechen; — die junge Christen- 
familie zieht sodann ins Bondeland, wo sie in dem 
von P. Sup. gegründeten Christendorf anfässig wird. 
Unterdessen lernen sie den „Haushalt“ führen, den 
Garten bebauen 2c. Das Bondeland liegt etwas 
südlich von den Ausläufern der Usambaragebirge. 
Die Gegend ist herrlich und soll auch gesund sein 
wegen ihrer hohen Lage. In der letzten Woche 
meines Aufenthaltes in Tanga machte ich einen Aus- 
flug in das zukünftige Christendorf. Das Reisen ist 
wenig beschwerlich, da man die Bahn bis wenigstens 
drei Viertel des Weges benutzen kann. Ngwi-gweni, 
das Bondedorf, zählt an die 20 und mehr Hütten. 
Mehrere unserer Missionskinder stammen aus diesem 
Dorf. Hier hat P. Sup. eine geräumige Wohnung aus 
Holzstämmchen (Makuti) und Lehm bauen lassen. Sie 
umfaßt drei große Zimmer, die aber noch nicht verputzt 
find. Doch wird das Haus baldmöglichst fertig gestellt 
werden. Zwei oder drei junge Christenfamilien be- 
wohnen dasselbe, bis ihr eigenes bescheidenes Heim 
gegründet sein wird. Bei meinem Besuch waren ihre 
Häuschen im Bau und sind zur Zeit fertig. Sie 
bilden den Anfang des Christendorfes und gruppieren 
sich rund um das Missionsgebäude. Neben diesem 
liegt das bereits begonnene Schulhaus. Ein Katechet 
und Lehrer ist hier und hält den Kindern des 
Heidendorfes, das nicht 20 Schritte abseits liegt, 
Unterricht. Ein P. soll hier später stationiert sein. 
An vieler, aber tröstlicher Arbeit würde es hier nicht 
fehlen. An die 25 Ortschaften sind hier über ein 
Gebiet von nur wenigen Stunden verbreitet. 
  
In einem Bericht des Miss. Jessen in Mad- 
schame (Bezirk Kilimandscharo) heißt es nach dem 
„Ev.-Luth. Missionsblatt: 
In Madschame steht gegenwärtig das Schulwesen 
im Vordergrunde der Missionsarbeit. Denn diese 
hat jetzt mehr und mehr die Form der Schultätig- 
keit angenommen. Die Jugend läßt sich aus den 
Pflanzungen viel eher zum Lesen versammeln als die 
Erwachsenen. Hierbei hat sich eine von uns in den 
Außenschulen getroffene Einrichtung gut bewährt, die 
ganz der Dschaggasitte entspricht: die Anstellung so- 
genannter „Washili“. Dies sind reifere Knaben, die 
wir beauftragen, in den einzelnen Bezirken die Jugend 
zum Lesen zusammen zu rufen. Sie erhalten dafür 
hin und wieder, etwa beim Weihnachtsfeste, ein kleines 
Geschenk. Sie sind verantwortlich für etwaiges 
Fehlen von Schülern. Viel Mißbrauch treibt die 
hiesige Jugend mit dem auch in der Heimat be- 
liebten „Kranksein“; am meisten wird vorgeschützt 
Kopf= und Leibweh. Zur Aufrechterhaltung der 
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Kontrolle ist es sehr nützlich, sich die Namen der 
Kinder aufzuschreiben. Hierdurch wird das Ehr- 
gefühl der Kinder ein wenig geweckt; es imponiert 
ihnen nicht wenig, daß ihr Name von dem Weißen 
in ein Buch eingetragen wird. Der Unterricht dieser 
Schüler macht uns viel Freude. Die wenigsten 
unter ihnen sind „Lichter“, aber sie lernen und be- 
greifen doch viel besser als die Erwachsenen. Wie 
die Entwickelung der Dinge jetzt sich anläßt, so scheint 
es, daß das Schulwesen in dieser Landschaft noch 
eine große Bedeutung erlangen wird. In den ver- 
schiedensten Teilen der Landschaft sind Schulen ein- 
gerichtet, die von einer großen Anzahl von Schülern 
besucht werden. Freilich darf man nicht ohne weiteres 
einen großen Erfolg von ihnen erwarten. Wir 
zwei Missionare können uns den zahlreichen Schülern 
nicht so eingehend widmen, wie es wohl nötig wäre. 
In dieser Hinsicht ruht unsere Hoffnung auf den 
eingeborenen Lehrern, die wir mit der Zeit zu er- 
halten hoffen. 
Aus Kamerun berichtet der „Evangelische 
Heidenbote“ (evang. Missionsgesellschaft in Basel): 
Das Seminar in Buöa, das sich recht günstig 
entwickelt, darf die Zahl seiner Zöglinge bis zu 47 
erhöhen; eine größere Zahl ordentlich geschulter und 
christlich erzogener Lehrer tut unserm stetig wachsenden 
Werke recht not. Sechs Zöglinge, die den ganzen 
dreijährigen Seminarkurs durchlaufen haben, sind 
frisch angestellt worden; sie erhalten alle ein nettes 
Zeugnis. — Für eine Mission bei den Bali oder 
in Südkamerun ist dem Inspektor eine Gabe von 
10 000 Fr. zugestellt worden, außerdem gehen ver- 
schiedene größere Gaben mit dieser Bestimmung ein. 
  
Über die Station Lome (Togo) enthält das 
Monatsblatt der Norddeutschen Missionsgesellschaft 
(Bremen) eingehendere Mitteilungen, aus denen wir 
Folgendes entnehmen: 
„Lome, die Hauptstadt des deutschen Togo- 
landes, ist ein in jeder Beziehung aufstrebender Ort. 
Vor wenig mehr als einem Jahrzehnt hatten sich 
dort, hart an der englischen Grenze, einige Ein- 
geborene niedergelassen, um Schleichhandel zu treiben. 
Später kamen Europäer und legten ihre Faktoreien 
an, deren Zahl und Bedeutung fortwährend zunahm. 
Im Jahre 1901 wurden in Lome und Klein-Popo 
für fast 8½ Millionen Mark Waren aus= und ein- 
geführt und 144 Schiffe liefen die Reede von Lome 
an. Eine weitere Steigerung des Verkehrs wird 
erfolgen, sobald die im Bau befindliche eiserne 
Landungsbrücke und die Verbindungsbahn zwischen 
Lome und Klein-Popo fertiggestellt ist. Bis zur 
Inangriffnahme der Eisenbahn nach Agome-Kpalimme, 
wohin seit dem 1. Januar d. Is. bereits eine 
Telegraphen- und Telephonlinie führt, wird freilich 
wohl noch einige Zeit vergehen. Indessen führen 
die guten Wege den Handel immer mehr von Keta 
nach Lome. Die Verlegung des Regierungssitzes
	        
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