Kaiserliche Gouverneur ein begeistert ausgenommenes
Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König
aus. Patriotische Lieder, vom Gesangverem vorge-
tragen, begleiteten die Reden der offiziellen Feier,
welche mit einer genauen Besichtigung der reich
dekorierten Mole, des massiven Zollgebäudes und
des Leuchtturms schloß. Diese Bauten sowie das
schöne Gerichtsgebäude und der stattliche Bahnhof
erregten die Bewunderung und das Erstaunen meiner
Kapstädter Begleiter. Die Mole scheint so stark
und fest gebaut zu sein, daß sie auch dem schlechtesten
Wetter und der aufgeregtesten See trotzen könnte.
Ein Fest bei dem Bauleitenden, das eigentliche Fest-
essen und sehr gelungene Vorstellungen seitens der
Molenarbeiter füllten den Rest des Tages.
Am folgenden Morgen wurde unter Führung
des Chefs der Eisenbahnverwaltung Major Pophal
die Reise nach Windhoek mit der Bahn angetreten.
Unterwegs überraschte besonders der sehr hübsch
aufgebaute, aus einer Reihe massiver Häuser be-
stehende, in elektrischem Licht erstrahlende Ort Karibib,
an dem vor 5 Jahren noch kein Gebäude stand.
Die daselbst eingerichtete Maschinen-Reparaturwerk-
statt macht der Eisenbahnverwaltung alle Ehre. Wie
auf der ganzen Fahrt und an allen Bahnstationen,
so herrschte auch in ihr peinlichste Ordnung und
Sauberkeit, welche die Kapstädter nicht lobend genug
erwähnen konnten. Auf der Hinabfahrt von Windhoek
nach der Küste hatten wir ungemein heftigen Tropen-
regen, der die Rinnen zu beiden Seiten des Bahn-
dammes zu reißenden Gießbächen anschwellen machte,
ohne indes Schaden anzurichten oder die Fahrge-
schwindigkeit hinabzumindern, die bei dem Extrazuge
bis zu 30 km die Stunde betrug. Der Unterbau
der Bahn ist sehr stark und solide, so daß die Wagen
ruhig gehen und weniger rütteln, als die der erheblich
breiteren Kopbahn.
unserer Ankunft im Kahnfluß und in der Nähe von
Okahandja stattgefunden hatten, waren mit großer
Schnelligkeit wieder hergestellt. Derartige kleine
Störungen werden übrigens einen Kenner südafri-
kanischer Verhältnisse nicht irritieren und ihn nicht
veranlassen, dieselben etwa einer mangelhaften Bau-
ausführung zuzuschreiben, denn er ist es ganz ge-
wöhnt, daß jährlich an einer ganzen Anzahl von
Stellen in der Kapkolonie solche vorübergehenden
Unterbrechungen vorkommen, die bei den eigenartigen
Boden= und Witterungsverhältnissen nicht oder nur
mit ganz unverhältnismäßigen Kosten zu vermeiden
wären. Das allgemeine Urteil der Kapstädter Herren
über Bahnbau und Bahnbetrieb, die Aufmerksamkeit
und natürliche Liebenswürdigkeit des gesamten Bahn-
personals einbegriffen, war das denkbar günstigste,
und auch ich, der ich nur die ersten 40 sehr schnell
gelegten Kilometer von früher kaonnte, war über das
Werk, wie es nunmehr verbessert und fertiggestellt
ist, aufs angenehmste überrascht.
Bei der Ankunft in Windhoek wurde uns ein
nicht minder herzlicher Empfang zuteil als beim
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auf den letzten Platz besetzt fanden.
Wegwaschungen, welche kurz vor
Landen in Swakopmund und auf den Durchgangs-
stationen, insbesondere Karibib und Okahandja.
Windhoek nahm sich im reichen Flaggenschmuck sehr
stolz aus. Die Bautätigkeit ist in den letzten
5 Jahren daselbst sehr rege gewesen, aber es ist
nicht nur viel, sondern auch hübsch und praktisch
gebaut, insonderheit auch von der Regierung. Es
ist geradezu erstaunlich, was von der jetzigen Bau-
verwaltung geleistet worden ist und wie es derselben
gelungen ist, die Versäumnisse früherer Jahre, unter
denen die Entwickelung Windhoeks schwer gelitten
hatte, gut zu machen. Die Folge ist, daß nicht nur
die Bureaus erheblich besser als früher untergebracht
sind, sondern daß auch Militär wie Beamte, und
zwar sowohl die oberen wie die Subaltern= und
unteren Beamten, im großen und ganzen mit ihrer
persönlichen Unterbringung jetzt sehr zufrieden sind,
was naturgemäß auf die Dienstfreudigkeit einen
vorteilhaften Einfluß ausüben muß. Ein Festtessen
führte die Kapstädter als Gäste des Stellvertreters
des Gouverneurs in die hergerichteten Räume
des gemeinsamen Beamten= und Offizierkasinos,
während an dem nächsten Abend von dem Schützen-
verein in dem geräumigen, stattlichen Saal des
Hotels „Zur Stadt Windhoek“ ein Festkommers
veranstaltet wurde, zu dem alle Offiziere und Be-
amten, die übrigen Vereine, die Farmer der Um-
gegend und die Bevölkerung im allgemeinen aufge-
forrert worden war. Der Schützenverein hat sich
das große Verdienst erworben, den Kaptstädter
Deutschen ein imposantes Bild von dem Anwachsen
des weißen Elements und dem guten Einvernehmen
der Deutschen in und um Windhoek vorzuführen.
Wir Gäste alle waren völlig überrascht, als wir
den großen, über 200 Personen fassenden Saal bis
Der Abend
verlief unter den Klängen der sehr tüchtigen, uner-
müdlichen Kapelle der Schutztruppe, unterstützt vom
Sängerchor des Turnvereins, aufs harmonischste und
hat auf die deutschen Gäste einen tiefen Eindruck ge-
macht, dem der Präsident des deutschen Hauses Herr
Berndt in beredten, warm empfundenen Worten
würdigen Ausdruck verlieh. Die Tatsache, daß bei
der Abfahrt am folgenden Morgen trotz der frühen
Stunde fast ganz Windhoek am Bahnhofe war, um
uns Lebewohl zu sagen, nahmen wir als Beweis,
daß es sich in den Augen unserer Landsleute in
Deutsch-Südwestafrika nicht nur um einen gewöhn-
lichen Höflichkeitsbesuch gehandelt hatte, sondern daß
enge und freundschaftliche Beziehungen zwischen den
Deutschen nördlich und südlich des Orange-Flusses
angeknüpft worden sind, die hoffentlich für beide
Teile gewinnbringend sein werden. Die beiden Vor-
mittage in Windhoek wurden Besichtigungen der so
wichtigen bakteriologischen Station in Gammams
unter Führung des Veterinärrats Rickmann und der
Gartenanlagen und Weinberge in Groß-Windheoek,
Klein-Windhoek und Aris gewidmet, sowie der
deutschen Schule, deren Schülerzahl ein erfreuliches
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