mit dem Sultan von Ruanda an Ort und Stelle
weiter zu festigen. Der Marsch an den Vulkanen
diente neben Sicherung der jetzt hier arbeitenden
kongolesischen Grenzkommission gleichzeitig zur Stär-
kung der Macht und des Ansehens der deutschen
Verwaltung in diesen Gebieten.
I. Von Usumbura nach Ischangi (Südufer
des Kivus).
Von Usumbura nahm ich zunächst den Marsch
am Tanganyika entlang nach Kayagga im Norden
des Sees zum Sultan Makwaluzo und weiter über
den Msandafluß durch die Landschaft Bulinga nach
Ramata zum Mtonle Luasamange, Bruder des
Sultans Masabo von Usumbura. Von dort ging es
durch das Land des Sultans Selsahole nach Tschiwitoke.
Der Weg war durchweg gute, 3 bis 4 m breite Bara-
Bara, die zahlreichen reißenden Flüsse (Mpanda,
Kagunusi, Kabutandwa, Muhira und Ryamagana)
waren lediglich durch Arbeiten der Eingeborenen
überbrückt, an allen Lagerplätzen waren einfache,
offene Rasthütten für die Karawane hergerichtet.
Die in diesem Gebiet sitzenden Häuptlinge sind
eigentlich nur Watonde (Chefs) des Sultans Kisabo
von Urundi, die sich indessen zu ziemlich selbständigen
Herrschern in ihren kleinen, aber dicht bevölkerten
und reichen Gebieten gemacht haben. Alle erschienen
mit Verpflegung im Lager und fügten sich der Er-
ledigung etwa vorgebrachter Schauris.
Am 3. September traf ich auf dem Posten
Tschiwitoke ein, welcher von 21 Askaris unter dem
Befehl des Unteroffiziers Gebel besetzt war. Von
diesen nahm ich neun Askaris zu meinem Begleit-
kommando, so daß ich jetzt 29 Askaris und 14 mit
Karabinern ausgerüstete Wanyamwesiträger zu meiner
Verfügung hatte. An Stelle des mir aus dem
Jahre 1900 bekannten Lagers mit Grashütten war
jetzt hier ein schmuckes Dorf mit regelmäßigen Wegen
und weiß getünchten Askarihäusern entstanden; jedes
Haus hatte seinen Vorgarten mit welß blühenden
Stechapfelpflanzen. Auf dem die Furt durch den
Russissifluß beherrschenden Rücken hatte Unteroffizier
Gebel mit den ihm zur Verfügung stehenden Askaris
und unter Heranziehung der umliegenden Bevölkerung
ein einstöckiges Lehmhaus mit drei Zimmern gebaut.
Das Verhalten der Bevölkerung zeigte Vertrauen zu
dem Postenchef; kurz alles bewies, daß Unteroffizier
Gebel es verstanden hatte, die ihm anvertraute ver-
antwortliche Stellung in jeder Weise auszusüllen.
Der frühere kongolesische Posten Luberizi auf dem
jenseitigen Russissiufer war aufgegeben; der nächste
der beiden laut Protokoll dem Kongostaat zugestan-
denen Posten im streitigen Gebiet befand sich am
Nyakagundafluß, wo ich nach zweitägiger Ruhe in
Tschiwitole eintraf. Der Chef des dortigen Postens,
ein Unteroffizier, meldete sich mir bei meinem Em-
treffen dortselbst. Lager bezog ich ungefähr zehn
Minuten vom Posten entfernt. Gegen Mittag erschien
hier der Arzt Dr. Kellis vom kongolesischen Posten
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Luwingi, Nyakagunda gegenüber und auf dem rechten
Ufer des Russissi gelegen, um in ärztlicher Tätigkeit
nach der Station Nyalukemba am Südufer des Kivus
zu gehen. Von Nyakagunda marschierte ich über
die heißen Quellen am Luabach, überschritt diesen,
welcher die Grenze zwischen Urundi und Ruanda
bildet, sowie den Luwirabach und stieg zur Landschaft
Mkimbagiro empor. An den heißen Quellen traf
mich die kongolesische Grenzkommission unter Leutnant
Mercier und v. Stockhausen mit einem Begleit-
kommando von 30 kongolesischen Askaris. Leutnant
Mercier wollte zunächst nach Shangugu, dem zweiten
kongolesischen Posten im streitigen Gebiet, und von
dort gleichfalls am Ostufer des Kivus entlang nach
Kishenyi marschieren. Mein Anerbieten, die ersten
Märsche am Kivusee mit mir gemeinsam zu machen,
nahm Leutnant Mercier an. Als gemeinsamer Ab-
gangsort wurde dann Ischangi bestimmt. In Mkim-
bagiro traf ich den ersten großen Mteule des Msinga,
den Mtussi Ngenzi.
Am 10. September abends traf ich dann in
Ischangi, hart am Kivusee gelegen, ein. Der Posten-
chef, Leutnant v. Parisch, welcher mir bis zum Ngenzi
entgegengekommen war, hat hier 25 Askaris zu
seiner Verfügung, von welchen vier dauernd in
Kishenyi stationiert sind. Der Weg von Tschiwitoke
nach Ischangi war gleichfalls gute Bara-Bara, die
Flußläufe waren auch hier überbrückt und an den
einzelnen Lagerplätzen gute Rasthäuser errichtet. Die
Bevölkerung war friedlich und zutraulich. Der jetzige
Zustand ermöglicht es, Postsachen und Lasien ohne
Askaribegleitung von Sultan zu Sultan nach Tschi-
witoke und Ischangi zu senden. Für das westlichste
Gebiet unserer Kolonie gewiß ein erfreuliches Zeichen.
In Ischangi verweilte ich fünf Tage und konnte
während dieser Zeit verschiedene Schauris erledigen.
Als Zeichen seiner Ergebenheit sandte der Sultan
Msinga von Ruanda einen Elfenbeinzahn, 150 Ziegen
und viele hundert Lasten Verpflegung. Der Posten
Ischangi liegt am Fuß eines zur westlichsten Bucht
des Kious hin abfallenden Hügels, ungefähr 800 m
vom Ufer entfernt. Die Europäerwohnungen in
Jschangi sind einsache Grashütten mit Schilfrohr-
wänden und festgestampftem Lehmboden, die Askari-
häuser Lehmhütten. Der Handel hat sich in Ischangi
schnell entwickelt, hauptsächlich wird Vieh aus Ruanda
gekauft, welches trotz der großen Entfernung noch
guten Verdienst abwirft. Zur Zeit halten sich ein
Grieche und zwei farbige Händler in Ischangi auf.
Im Stationsgarten gedeihen europäische Kartoffeln,
alle Arten Gemüse und Erdbeeren vortrefflich. Die
mit Weizen, Reis und Olpalmen vorgenommenen
Versuche lassen gute Resultate erhoffen.
Mein Begleitkommando verstärkte ich in Ischangi
durch Leutnant v. Parisch und 10 Askaris, so daß
ich nunmehr 53 Hinterlader zur Verfügung hatte.