Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

mit dem Sultan von Ruanda an Ort und Stelle 
weiter zu festigen. Der Marsch an den Vulkanen 
diente neben Sicherung der jetzt hier arbeitenden 
kongolesischen Grenzkommission gleichzeitig zur Stär- 
kung der Macht und des Ansehens der deutschen 
Verwaltung in diesen Gebieten. 
I. Von Usumbura nach Ischangi (Südufer 
des Kivus). 
Von Usumbura nahm ich zunächst den Marsch 
am Tanganyika entlang nach Kayagga im Norden 
des Sees zum Sultan Makwaluzo und weiter über 
den Msandafluß durch die Landschaft Bulinga nach 
Ramata zum Mtonle Luasamange, Bruder des 
Sultans Masabo von Usumbura. Von dort ging es 
durch das Land des Sultans Selsahole nach Tschiwitoke. 
Der Weg war durchweg gute, 3 bis 4 m breite Bara- 
Bara, die zahlreichen reißenden Flüsse (Mpanda, 
Kagunusi, Kabutandwa, Muhira und Ryamagana) 
waren lediglich durch Arbeiten der Eingeborenen 
überbrückt, an allen Lagerplätzen waren einfache, 
offene Rasthütten für die Karawane hergerichtet. 
Die in diesem Gebiet sitzenden Häuptlinge sind 
eigentlich nur Watonde (Chefs) des Sultans Kisabo 
von Urundi, die sich indessen zu ziemlich selbständigen 
Herrschern in ihren kleinen, aber dicht bevölkerten 
und reichen Gebieten gemacht haben. Alle erschienen 
mit Verpflegung im Lager und fügten sich der Er- 
ledigung etwa vorgebrachter Schauris. 
Am 3. September traf ich auf dem Posten 
Tschiwitoke ein, welcher von 21 Askaris unter dem 
Befehl des Unteroffiziers Gebel besetzt war. Von 
diesen nahm ich neun Askaris zu meinem Begleit- 
kommando, so daß ich jetzt 29 Askaris und 14 mit 
Karabinern ausgerüstete Wanyamwesiträger zu meiner 
Verfügung hatte. An Stelle des mir aus dem 
Jahre 1900 bekannten Lagers mit Grashütten war 
jetzt hier ein schmuckes Dorf mit regelmäßigen Wegen 
und weiß getünchten Askarihäusern entstanden; jedes 
Haus hatte seinen Vorgarten mit welß blühenden 
Stechapfelpflanzen. Auf dem die Furt durch den 
Russissifluß beherrschenden Rücken hatte Unteroffizier 
Gebel mit den ihm zur Verfügung stehenden Askaris 
und unter Heranziehung der umliegenden Bevölkerung 
ein einstöckiges Lehmhaus mit drei Zimmern gebaut. 
Das Verhalten der Bevölkerung zeigte Vertrauen zu 
dem Postenchef; kurz alles bewies, daß Unteroffizier 
Gebel es verstanden hatte, die ihm anvertraute ver- 
antwortliche Stellung in jeder Weise auszusüllen. 
Der frühere kongolesische Posten Luberizi auf dem 
jenseitigen Russissiufer war aufgegeben; der nächste 
der beiden laut Protokoll dem Kongostaat zugestan- 
denen Posten im streitigen Gebiet befand sich am 
Nyakagundafluß, wo ich nach zweitägiger Ruhe in 
Tschiwitole eintraf. Der Chef des dortigen Postens, 
ein Unteroffizier, meldete sich mir bei meinem Em- 
treffen dortselbst. Lager bezog ich ungefähr zehn 
Minuten vom Posten entfernt. Gegen Mittag erschien 
hier der Arzt Dr. Kellis vom kongolesischen Posten 
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Luwingi, Nyakagunda gegenüber und auf dem rechten 
Ufer des Russissi gelegen, um in ärztlicher Tätigkeit 
nach der Station Nyalukemba am Südufer des Kivus 
zu gehen. Von Nyakagunda marschierte ich über 
die heißen Quellen am Luabach, überschritt diesen, 
welcher die Grenze zwischen Urundi und Ruanda 
bildet, sowie den Luwirabach und stieg zur Landschaft 
Mkimbagiro empor. An den heißen Quellen traf 
mich die kongolesische Grenzkommission unter Leutnant 
Mercier und v. Stockhausen mit einem Begleit- 
kommando von 30 kongolesischen Askaris. Leutnant 
Mercier wollte zunächst nach Shangugu, dem zweiten 
kongolesischen Posten im streitigen Gebiet, und von 
dort gleichfalls am Ostufer des Kivus entlang nach 
Kishenyi marschieren. Mein Anerbieten, die ersten 
Märsche am Kivusee mit mir gemeinsam zu machen, 
nahm Leutnant Mercier an. Als gemeinsamer Ab- 
gangsort wurde dann Ischangi bestimmt. In Mkim- 
bagiro traf ich den ersten großen Mteule des Msinga, 
den Mtussi Ngenzi. 
Am 10. September abends traf ich dann in 
Ischangi, hart am Kivusee gelegen, ein. Der Posten- 
chef, Leutnant v. Parisch, welcher mir bis zum Ngenzi 
entgegengekommen war, hat hier 25 Askaris zu 
seiner Verfügung, von welchen vier dauernd in 
Kishenyi stationiert sind. Der Weg von Tschiwitoke 
nach Ischangi war gleichfalls gute Bara-Bara, die 
Flußläufe waren auch hier überbrückt und an den 
einzelnen Lagerplätzen gute Rasthäuser errichtet. Die 
Bevölkerung war friedlich und zutraulich. Der jetzige 
Zustand ermöglicht es, Postsachen und Lasien ohne 
Askaribegleitung von Sultan zu Sultan nach Tschi- 
witoke und Ischangi zu senden. Für das westlichste 
Gebiet unserer Kolonie gewiß ein erfreuliches Zeichen. 
In Ischangi verweilte ich fünf Tage und konnte 
während dieser Zeit verschiedene Schauris erledigen. 
Als Zeichen seiner Ergebenheit sandte der Sultan 
Msinga von Ruanda einen Elfenbeinzahn, 150 Ziegen 
und viele hundert Lasten Verpflegung. Der Posten 
Ischangi liegt am Fuß eines zur westlichsten Bucht 
des Kious hin abfallenden Hügels, ungefähr 800 m 
vom Ufer entfernt. Die Europäerwohnungen in 
Jschangi sind einsache Grashütten mit Schilfrohr- 
wänden und festgestampftem Lehmboden, die Askari- 
häuser Lehmhütten. Der Handel hat sich in Ischangi 
schnell entwickelt, hauptsächlich wird Vieh aus Ruanda 
gekauft, welches trotz der großen Entfernung noch 
guten Verdienst abwirft. Zur Zeit halten sich ein 
Grieche und zwei farbige Händler in Ischangi auf. 
Im Stationsgarten gedeihen europäische Kartoffeln, 
alle Arten Gemüse und Erdbeeren vortrefflich. Die 
mit Weizen, Reis und Olpalmen vorgenommenen 
Versuche lassen gute Resultate erhoffen. 
Mein Begleitkommando verstärkte ich in Ischangi 
durch Leutnant v. Parisch und 10 Askaris, so daß 
ich nunmehr 53 Hinterlader zur Verfügung hatte.
	        
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