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kleinen Gefecht kam es im äußersten Westen Bendias stember wiederum nach Ndjabo auf, um von da aus
schon nahe der Vangerigrenze. Ein Erfolg wurde den Nordwestvorstoß auf Doß anzusetzen. Der Marsch
insofern hier erzielt, als der Häuptling Dia von auf Doß führte durch eine größere unbewohnte Ur-
Betakora und Gesandte von Tungu, beide etwas waldstrecke. Auf dem gesamten Marsche wurde die
weiter itn Norden an der hier noch gemeinsamen Expedition sehr lebhaft mit vergifteten Pfeilen be-
Route von Gamane nach Tibati und Kunde, im schossen. Nur durch schließliches sprungweises Vor-
Lager erschienen, die Bitte aussprachen, ihre kürzlich gehen wurde eine größere Anzahl Verwundungen
von Gamane entflohenen Landsleute, die Bertun vermieden. Die Mbiabi zeigten in allem eine große
früher geraubt habe, behalten zu dürfen, und der Ahnlichkeit ihrer Kampfweise mit den Bakoko. Nur
Verwaltung in allen Stücken Gehorsam zu leisten # an einem Sumpfe in nächster Nähe der Dörfer und
versprachen. Ich habe die Leute am folgenden Tage in diesen selbst hielten sie auch geschlossen stand, sonst
mit nach Gamane genommen, ihre Angelegenheit mit beschossen sie ganz aus Bakokoart aus allernächster
dem Veruma geordnet und sie mit Flaggen und Nähe alle Teile der Marschkolonne auf das lebhaf-
Schutzbriesen versehen dann in ihre Heimat entlassen. teste einzeln. Das außerordentlich große Dorf Doß
Bis jetzt sind sie ihren Versprechungen durchweg (etwa doppelt so groß wie Ngulemakong) wurde ge-
nachgekommen. Sie wußten Inforo zu bewegen, stürmt, das dort neu angelegte Lager Bertuas war
nach Gamane zu kommen, riefen die in der Rich= jedoch abermals ganz frisch verlassen. Sofort aus-
tung der Mpandi entflohenen Gadshis wieder über gesandte Aufklärungspatrouillen konnten auch hier die
den Kadsl zurück und bewachten die Landschaft # Fluchtrichtung nicht feststellen, hatten in allen Rich-
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Bendia auf ein etwaiges späteres Auftreten Bertuas tungen aber noch geringen Widerstand zu berechen.
hin gründlich, worüber sie von Zeit zu Zeit Nach= Verschiedene kleinere Dörfer und ein ebenso außer-
richt sandten. Durch letzteren Umstand wurde auch ordentlich großes Dorf Dyemba im Westen wurden
von Osten her die Operationsfläche gegen Bertua ebenfalls genommen. Den ganzen Abend über wurde
bedeutend verengert. das Lager noch einzeln beschossen, doch war Tags
Als ich von dem Zuge nach Osten und Nordosten darauf weithin die gesamte Umgegend verlassen, und
am 14. September nach Gamane zurückkam, fand ich sämtliche Fußspuren führten in die großen Wälder
wiederum die Bevölkerung des Ortes durch Flüchtige # im Nordwesten.
von allen Seiten stark vermehrt, im übrigen aber Da es mir sehr wenig opportun erschien, diese
alles in Ordnung und den Veruma nun völlig! Mbiabiangelegenheit weiter zu verfolgen und damit
widerspruchslos als Oberhäuptling. Am 15. hielt eventuell in die Lösung der gesamten Makafrage ein-
sich die Expedition in Gamane auf, einesteils um zutreten, beschloß ich zu versuchen, ob mit den Mbiabi
weitere Nachrichten über den Aufenthalt Bertuas jetzt eine friedliche Einigung zu erzielen sei. Da
einzuziehen, dann aber auch um Boten der Berri= einige Gefangene übereinstimmend aussagten, Bertua
faktorei abzuwarten, die in der Nähe signalisiert sei mit den Mbiabihäuptlingen im Unfrieden vor
waren. Die Nachrichten über den Heäuptling zwei Tagen auseinander gegangen und habe sich in
lauteten diesmal bestimmter, da das Bestreben aller den Wäldern der vorgeschobenen Baialandschaften
größeren Baiachefs sehr bemerkbar wurde, den Krieg Tibati und Goima (NO) neu eingerichtet, ließ ich
baldmöglichst zu beendigen und die Beliebtheit des ein gefangenes Weib zurück, um die Mbiabihäuptlinge
Veruma im Gegensatz zu seinem sehr grausamen und über die Lage aufzuklären, und brach nach dem nicht
gefürchteten Vater in stetem Wachsen war. Allerdings sehr weit entfernten großen Baiadorfe Nara auf.
habe Bertua, nach Unterbringung des größten Teiles! Von den Mbiabi unbeschossen, ließ ich auf diesem
seiner Weiber und der Mehrzahl seines Anhangs, Marsche zum weiteren Beweis meines nur gegen
seiner Habe und seines letzten Pferdes weiter nord= Bertua gerichteten Vorgehens ein größeres, vorge-
westlich innerhalb des Mbiabilandes unter Führung schobenes Mbiabidorf an der Baiagrenze unbehelligt
seines zweiten Sohnes Abu, versucht sehr nahe nörd= und begann erst beim Eintritt in den Narakomplex
lich Gamane die Landschaft Bendia zu gewinnen, wieder die Feindseligkeiten. Immer unter geringem
sei aber, überflügelt von den in steter Tätigkeit be= Feuer wurde das große Dorf Nara besetzt und auch
griffenen Patrouillen und in Erkenntnis der Unzu= hier wiederum durch Patronillen weitgehende Auf-
verlässigkeit seiner meist nach Gamane geflohenen klärung angestrebt. Es wurde hierbei eine Verpfle-
Landsleute in Bendia, sehr schnell nachts nach Nord= gungskarawane für Bertua aus einem der Goima=
westen in die dichten Mbiabiwälder zurückgegangen dörser überrascht und ein altes Mbiabiweib, das in
Sein wahrscheinlichster Aufenthalt sei jetzt das außer= der direkten Umgebung Bertuas zur Bereitung der
ordentlich große Mbiabidorf Doß, das bei den in Pfeilgifte rc. stets beschäftigt war, aufgegriffen. Unter
Frage kommenden Mbiabiunterstämmen eine führende Führung dieses Weibes wurde das mitten im Urwald
Nolle einnehme. in einer verlassenen Farm gelegene neue Versteck
Nachdem ich eine zufällige Gelegenheit benutzt Bertuas, dessen Macht jetzt nur noch aus seiner per-
hatte, auch den Oberleutnant Dominik in Garua sönlichen Umgebung und den Kriegern von Tibati
von den Grenzverhältnissen des südlicheren Teiles und Goima nebst einigen Leuten von Goffi und
Der Ostgrenze zu verständigen, brach ich am 16. Sep= Vangeri bestand, am 19. unter lebhaftem Gefecht