Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

— 300 — 
Schl. Therm. 1462 — 27,5 C. 1463 = 27 0. 
N. Aneroid = 650,9. 
Siede-Therm. 199 = 96,09 C. 486 = 659,8. 
Bamessing liegt also nicht unerheblich tiefer als 
Babanki-Tungo. Das Dorf ist durch Fenz und 
Graben geschützt. Der Minkibach dicht beim Dorfe 
fließt in den Nun. Von Bamessing führt der Weg 
zwischen hohen Gebirgen nach Osten. Das Gebirge 
im Norden tritt auf 2 km, das im Süden auf etwa 
6 km heran, so daß eine Ebene von etwa 8 km 
Ausdehnung gebildet wird. Bald aber nähert sich 
der Weg dem nördlichen Gebirgszuge und folgt dem 
Fuß der Vorberge, die in Hügelform verlaufen und 
schließlich überschritten werden. Der Grund für 
diese einen Umweg und Erschwerung darstellende 
Wegerichtung liegt darin, daß nach Angabe der 
Eingeborenen die Ebene in der Regenzeit stark 
sumpfig sei. Mehrere Wege führen nach Babungo, 
das nordöstlich von Bamessing liegt. Nach vier- 
stündigem Marsche von Bamessing aus erreichte ich 
Bamunka, ein Dorf von etwa 450 Einwohnern, das 
dem Häuptling von Babungo unterstellt ist. Die 
Entfernung Babanki-Tungo—Bamunka beträgt also 
5½ Stunden. In Bamunka habe ich keine Baum- 
wolle und kein Rindvieh gesehen. Der Häuptling 
Ndschongofon, etwa 25 bis 30 Jahre alt, erhielt 
einen Schutzbrief. Die Eingeborenen waren zu- 
traulich, ohne aufdringlich zu sein. Die Häuser- 
bauart ist die in hiesiger Gegend übliche, doch fanden 
sich auch zahlreiche Häuser mit einem nach zwei 
Seiten offenen schrägen Dache. Bei den Ein- 
geborenen zog ich Erkundigungen über die in dieser 
Gegend vorkommenden Löwen ein und hörte, es 
gäbe solche in einem etwa eine Tagereise südlich 
gelegenen Walde, eine Angabe, die sich mit der aus 
Babungo deckte. In Bamunka machte ich einen 
Ruhetag am 3. Januar 1903. Elefanten sind 
ziemlich häufig daselbst, doch jagen die Eingeborenen 
nach ihren Angaben dieselben nicht, sondern fangen 
sie in Fallen. Höhenmessung am 3. Januar 1903, 
6° vorm.:: 
Schl. Therm. 1462 = 6,5 C. 1463 = 6 C. 
Aneroid 645, Siede-Therm. 199 = 96,25 C., 486 
663. 
Schon in Babanki-Tungo war die niedere 
Morgentemperatur aufgefallen, in Bamunka war es 
wirklich kalt in der Frühe, während die Tages- 
temperatur sehr hoch war und noch am Abend 
(7 Uhr) das Thermometer + 20 C. zeigte. 
Bamunka—Babessi. 
Am 4. brach ich in der Richtung Babessi auf. 
Von Bamunka an macht die Wegeanlage keine 
Schwierigkeiten mehr, da der Weg nirgends über 
steiniges Gelände führt und die vorhandenen Sumpf- 
stellen mit Knüppeldämmen bewältigt werden können, 
für welche in der Nähe reichlich Holz vorhanden ist. 
Die wellige Ebene stellt überall eine Parklandschaft 
dar, welche in der Gegend von Babessi überreich an 
  
Weinpalmen ist. Eine auffallend hohe einzelstehende 
Palme, die als Peilpunkt verwendet wurde, erreichte 
eine Höhe von 21 m. Auch jetzt noch fanden sich 
die vorerwähnten Ameisenbauten zahlreich, ebenso 
Bienen und Bienenkörbe. 
Am Ostrande von Bamunka fließt in nord-süd- 
licher Richtung der Liwabach, der sich in den Queit- 
schoda ergießt, welcher in westlicher Richtung in den 
Nun geht. 2¼ Stunden hinter Bamunka liegt das 
kleinere Dorf Bangola, das Bamunka unterstellt ist 
und etwa 300 Einwohner zählen mag. Es liegt 
am Ostrande eines Waldstreifens, der durch die 
schönen Guerezaaffen belebt ist. Eine eigenartige 
„Medizin“ fiel neben zahlreichen Fetischen auf: In 
einem kleinen Erdhügel waren Hühnerfedern ein- 
gegraben. Dieser „Zauber“ soll die Kranken, welche 
dahin gebracht werden, wieder gesund machen. 
Höhenlage des Wäldchens vor Bangolo (auf 
Rückweg gemessen) 5. Januar 1908: 
Schl. Therm. 1462 = 2475 C., 1463 = 24,25 0. 
Aneroid 651,5, Siede-Therm. 199 = 96,1, 486 
= 660. 
Von Bangola bis Babessi beträgt die Marsch- 
dauer 3½ Stunden, die ganze Strecke Bamunka— 
Babessi also 5¾ Stunden. Die Temperatur war 
recht hoch und wurde in dem schattenlosen Gelände 
drückend empfunden. Der Weg führt durch die ver- 
wilderten Farmen des früheren Bamballa immer in 
der Ebene. Die Gebirge treten allmählich auf beiden 
Seiten näher heran, und deutlich wird der einzige 
Talausgang hinter Babessi nach dem Nun zu 
sichtbar. 
In Babessi, das einen wohlgeordneten, sauberen 
Eindruck macht, waren zum Empfang sämtliche 
Männer, etwa 180 bis 200, anwesend. Die Ein- 
wohnerzahl mag demnach 500 bis 600 betragen. 
Der Häuptling Foboschi ist ein Mann von etwa 
25 Jahren. Er und sein erster Berater Fongua 
hatten in hervorragender Weise für Verpflegung 
gesorgt. Der Reichtum an Hühnern fiel mir auf, 
dagegen ist Rindvieh nicht vorhanden. Am Abend 
fand in Gegenwart der gesamten männlichen Ein- 
wohnerschaft die Flaggenhissung statt. Babessi ist 
Marktplatz. Sehr hübsche Töpferarbeiten werden 
daselbst angefertigt. Die Entfernung zum Nun soll 
nur etwa 2½K Stunde betragen. Beim Dorfe sind 
große Zuckerrohrpflanzungen vorhanden. Setzlinge 
für eine hier anzulegende Farm habe ich mitgebracht. 
Baumwolle wächst wild und wird nicht verarbeitet. 
Dagegen wurde auch hier wie in Bamessing berichtet, 
in Bamum würden Kleider daraus angefertigt. Eine 
gewiß seltene Erscheinung fiel mir auf: eine Topf- 
pflanze im Garten des Häuptlings. Elefanten sollen 
zahlreich sein. Der Häuptling schenkte einen großen 
Zahn, den er in Bagam für Kaurimuscheln gekauft 
hatte. In einer Dorfhütte fand sich ein ab- 
gebrochenes Stückchen Salz, das offenbar in Stangen- 
form bereitet wurde. Auf meine Fragen erfuhr ich, 
daß es ebenfalls in Bagam gekauft worden ist.
	        
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