Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Die nächsten Tage vergingen mit Verhandlungen. 
Ich gewann den Eindruck, daß durch die letzte Ex- 
pedition den Bangwas zum Bewußtsein gekommen 
ist, daß ihr Widerstand gegen die Regierung aus- 
sichtslos ist, und daß von ihrer Seite eine Beendigung 
des Kriegszustands herbeigesehnt wurde. Dem er- 
haltenen Befehle gemäß löste sich daher am 11. April 
die Bangwaexpedition auf. In der Schlußverhand- 
lung erklärte ich vorbehaltlich der Genehmigung des 
Kaiserlichen Gouvernements folgendes: 
1. Häuptling Fontem wird für abgesetzt erklärt 
und auf seine Habhaftmachung ein Preis von 200 Mark 
gesetzt. 
2. Das Bangwagebiet wird in zwei Teile geteilt. 
Als Häuptlinge werden Fotabong 1. und Djutti, ein 
Bruder Fontems, eingesetzt. 
3. Der Häuptling Foreke-Tscha-Tscha bleibt in 
Gewahrsam, bis seine Kriegszahlung geleistet ist und 
seine Unterhäuptlinge sich gestellt haben. 
4. Der von der Expedition besetzte Platz (Fontem- 
dorf) mit Farmen verbleibt der Regierung. Die auf 
demselben befindlichen Lagerhütten sind in gutem 
Zustande zu erhalten. 
5. Die von der Expedition angelegten Wege sind 
von den Bangwas zu unterhalten. 
Bei der Verhandlung waren 23 Häuptlinge und 
500 bis 600 Eingeborene anwesend. Bei allen 
Leuten zeigte sich eine große Befriedigung, daß der 
Kriegszustand beendet sei. Sie warfen sich auf die 
Erde zum Zeichen der Unterwerfung. Ich bin auch 
der Uberzeugung, daß auf die beiden neu eingesetzten 
Häuptlinge Verlaß ist. Allerdings wird es nicht zu 
umgehen sein, sie von Zeit zu Zeit zu kontrollieren. 
Um die Uberwachung auszuführen, die Erledigung 
der als Kriegszahlung auferlegten Gestellung von 
Strafarbeitern, Auslieferung von Waffen und Elfen- 
bein zu gewährleisten, habe ich Leutnant Rausch mit 
50 Mann der 7. (Stamm-) Kompagnie in Tinto 
stationiert. Die Aufgaben, die an die Station Tinto 
herantreten, waren auch zu groß geworden, so daß 
die Besetzung mit einem Unteroffizier, 20 Mann zu 
gering erschien. 
Von dem Rest der Expedition waren 19 Mann 
schon mit Hauptmann Germar über Banyo nach 
Dikoa marschiert, 23 weitere habe ich mit Sergeant 
Rippa dorthin in Marsch gesetzt, während der Rest, 
26 Mann einschl. meines Begleitkommandos, mit Ober- 
leutnant Houben nach Duala zurückkehrte. Um die 
Straße über Tinto zu entlasten, sandte ich Ober- 
leutnant Houben durch das Kabo= und Bassosigebiet 
nach Kokobuma. 
Ich marschierte am 13. April, dem 2. Oster- 
feiertage, von Fontemdorf ab. Unterwegs traf ich 
20 bis 30 Bangwa, die ruhig ihren Geschäften nach- 
gingen, ein Beweis für mich, daß sie tatsächlich den 
Krieg als beendigt betrachten. Am 15. hielt ich mich 
in Tinto auf, traf am 18., wie befohlen, mit der 
Abteilung Houben in Kokobuma zusammen und am 
22. hier ein. Oberleutnant Houben habe ich mit 
  
dem Befehle weitergesandt, am 25. d. Mts. in Di- 
bombari bezw. in Duala einzutreffen. 
Ich halte nunmehr das Bangwagebiet im all- 
gemeinen für beruhigt. Das Land trägt einen 
ausgesprochen gebirgigen Charakter und ist sehr 
fruchtbar. Eine derartige Menge von Olpalmen 
habe ich bisher an keinem Ort der Kolonie 
beobachtet. Auch das Vorkommen von Gummi 
und Elfenbein soll reichlich sein. Kolanuß wurde 
mir von den Eingeborenen in einzelnen Exem- 
plaren gebracht. Das Klima ist sehr angenehm, die 
Tage nicht zu warm, die Nächte kühl. Wasser ist 
reichlich vorhanden und meist schönes, klares Quell- 
wasser. Das Gebiet ist gut bevölkert. Die Ein- 
geborenen sind naturgemäß noch sehr scheu und 
zurückhaltend, doch ist zu hoffen, daß sie bei richtiger 
Behandlung bald zutraulicher werden. Kleinvieh ist 
reichlich vorhanden, Großvieh erst in dem benach- 
barten Grasland. Im Osten geht das Bangwa- 
gebiet schon in Grasland über. Die Bauart der 
Hütten ist diejenige des Graslandes. 
* * 
*. 
Im Anschluß an diesen Bericht ist noch zu be- 
merken, daß das Gouvernement von Kamerun, wie 
auch im amtlichen Teil dieser Nummer erwähnt, die 
Station Tinto nach Fontemdorf verlegt hat, und 
zwar, um die Bangwa dauernd zu verhindern, weitere 
Aufsässigkeiten zu versuchen, und um die stark über- 
bürdete Balistraße zu entlasten. Der Station ist 
unter anderem die Aufgabe gestellt, eine Straße von 
Kokobuma über Fontemdorf nach Bali anzulegen 
sowie von Osten Anschluß an Bamum zu suchen. 
Die Leitung der Station ist dem mit den Ver- 
hältnissen des Bangwagebietes vertrauten Leutnant 
Rausch übertragen worden. 
— .... 
Bericht des OCberleutnants Dirtler über eine Expedition 
in den südlichen DTeil des Zezirks Bamenda. 
Einem Bericht des Stationsleiters von Bamenda 
über eine von ihm unternommene Expedition in den 
Süden seines Bezirks entnehmen wir folgendes: 
Am 25. Februar 1903 brach die Expedition auf 
und erreichte an demselben Tage das kleine Berg- 
dorf Bangango. Trot der nicht unbedeutenden 
relativen Höhenlage dieses Bergdorfes waren erheb- 
liche Wegeschwierigkeiten nicht zu überwinden. 
Am 26. überschritt die Expedition das Gebirge 
vollends, das hier breiter als in seinem östlichen 
Teile (Richtung Babanki—Timgo) ist. An Fongo 
vorbei, das 1,5 km westlich liegen blieb, führte ein 
gut gehaltener Weg durch reich angebautes Land 
nach Babadju, welches nach 7 stündigem Marsche 
erreicht wurde. 
Der an Fongo vorbeiführende Weg hält sich 
gleichmäßig auf der Höhe und ist eine Abkürzung 
gegenüber dem über genanntes Dorf führenden Wege. 
Zahlreiche Affen (Hundekopfaffen) und Antilopen
	        
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