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Die nächsten Tage vergingen mit Verhandlungen.
Ich gewann den Eindruck, daß durch die letzte Ex-
pedition den Bangwas zum Bewußtsein gekommen
ist, daß ihr Widerstand gegen die Regierung aus-
sichtslos ist, und daß von ihrer Seite eine Beendigung
des Kriegszustands herbeigesehnt wurde. Dem er-
haltenen Befehle gemäß löste sich daher am 11. April
die Bangwaexpedition auf. In der Schlußverhand-
lung erklärte ich vorbehaltlich der Genehmigung des
Kaiserlichen Gouvernements folgendes:
1. Häuptling Fontem wird für abgesetzt erklärt
und auf seine Habhaftmachung ein Preis von 200 Mark
gesetzt.
2. Das Bangwagebiet wird in zwei Teile geteilt.
Als Häuptlinge werden Fotabong 1. und Djutti, ein
Bruder Fontems, eingesetzt.
3. Der Häuptling Foreke-Tscha-Tscha bleibt in
Gewahrsam, bis seine Kriegszahlung geleistet ist und
seine Unterhäuptlinge sich gestellt haben.
4. Der von der Expedition besetzte Platz (Fontem-
dorf) mit Farmen verbleibt der Regierung. Die auf
demselben befindlichen Lagerhütten sind in gutem
Zustande zu erhalten.
5. Die von der Expedition angelegten Wege sind
von den Bangwas zu unterhalten.
Bei der Verhandlung waren 23 Häuptlinge und
500 bis 600 Eingeborene anwesend. Bei allen
Leuten zeigte sich eine große Befriedigung, daß der
Kriegszustand beendet sei. Sie warfen sich auf die
Erde zum Zeichen der Unterwerfung. Ich bin auch
der Uberzeugung, daß auf die beiden neu eingesetzten
Häuptlinge Verlaß ist. Allerdings wird es nicht zu
umgehen sein, sie von Zeit zu Zeit zu kontrollieren.
Um die Uberwachung auszuführen, die Erledigung
der als Kriegszahlung auferlegten Gestellung von
Strafarbeitern, Auslieferung von Waffen und Elfen-
bein zu gewährleisten, habe ich Leutnant Rausch mit
50 Mann der 7. (Stamm-) Kompagnie in Tinto
stationiert. Die Aufgaben, die an die Station Tinto
herantreten, waren auch zu groß geworden, so daß
die Besetzung mit einem Unteroffizier, 20 Mann zu
gering erschien.
Von dem Rest der Expedition waren 19 Mann
schon mit Hauptmann Germar über Banyo nach
Dikoa marschiert, 23 weitere habe ich mit Sergeant
Rippa dorthin in Marsch gesetzt, während der Rest,
26 Mann einschl. meines Begleitkommandos, mit Ober-
leutnant Houben nach Duala zurückkehrte. Um die
Straße über Tinto zu entlasten, sandte ich Ober-
leutnant Houben durch das Kabo= und Bassosigebiet
nach Kokobuma.
Ich marschierte am 13. April, dem 2. Oster-
feiertage, von Fontemdorf ab. Unterwegs traf ich
20 bis 30 Bangwa, die ruhig ihren Geschäften nach-
gingen, ein Beweis für mich, daß sie tatsächlich den
Krieg als beendigt betrachten. Am 15. hielt ich mich
in Tinto auf, traf am 18., wie befohlen, mit der
Abteilung Houben in Kokobuma zusammen und am
22. hier ein. Oberleutnant Houben habe ich mit
dem Befehle weitergesandt, am 25. d. Mts. in Di-
bombari bezw. in Duala einzutreffen.
Ich halte nunmehr das Bangwagebiet im all-
gemeinen für beruhigt. Das Land trägt einen
ausgesprochen gebirgigen Charakter und ist sehr
fruchtbar. Eine derartige Menge von Olpalmen
habe ich bisher an keinem Ort der Kolonie
beobachtet. Auch das Vorkommen von Gummi
und Elfenbein soll reichlich sein. Kolanuß wurde
mir von den Eingeborenen in einzelnen Exem-
plaren gebracht. Das Klima ist sehr angenehm, die
Tage nicht zu warm, die Nächte kühl. Wasser ist
reichlich vorhanden und meist schönes, klares Quell-
wasser. Das Gebiet ist gut bevölkert. Die Ein-
geborenen sind naturgemäß noch sehr scheu und
zurückhaltend, doch ist zu hoffen, daß sie bei richtiger
Behandlung bald zutraulicher werden. Kleinvieh ist
reichlich vorhanden, Großvieh erst in dem benach-
barten Grasland. Im Osten geht das Bangwa-
gebiet schon in Grasland über. Die Bauart der
Hütten ist diejenige des Graslandes.
* *
*.
Im Anschluß an diesen Bericht ist noch zu be-
merken, daß das Gouvernement von Kamerun, wie
auch im amtlichen Teil dieser Nummer erwähnt, die
Station Tinto nach Fontemdorf verlegt hat, und
zwar, um die Bangwa dauernd zu verhindern, weitere
Aufsässigkeiten zu versuchen, und um die stark über-
bürdete Balistraße zu entlasten. Der Station ist
unter anderem die Aufgabe gestellt, eine Straße von
Kokobuma über Fontemdorf nach Bali anzulegen
sowie von Osten Anschluß an Bamum zu suchen.
Die Leitung der Station ist dem mit den Ver-
hältnissen des Bangwagebietes vertrauten Leutnant
Rausch übertragen worden.
— ....
Bericht des OCberleutnants Dirtler über eine Expedition
in den südlichen DTeil des Zezirks Bamenda.
Einem Bericht des Stationsleiters von Bamenda
über eine von ihm unternommene Expedition in den
Süden seines Bezirks entnehmen wir folgendes:
Am 25. Februar 1903 brach die Expedition auf
und erreichte an demselben Tage das kleine Berg-
dorf Bangango. Trot der nicht unbedeutenden
relativen Höhenlage dieses Bergdorfes waren erheb-
liche Wegeschwierigkeiten nicht zu überwinden.
Am 26. überschritt die Expedition das Gebirge
vollends, das hier breiter als in seinem östlichen
Teile (Richtung Babanki—Timgo) ist. An Fongo
vorbei, das 1,5 km westlich liegen blieb, führte ein
gut gehaltener Weg durch reich angebautes Land
nach Babadju, welches nach 7 stündigem Marsche
erreicht wurde.
Der an Fongo vorbeiführende Weg hält sich
gleichmäßig auf der Höhe und ist eine Abkürzung
gegenüber dem über genanntes Dorf führenden Wege.
Zahlreiche Affen (Hundekopfaffen) und Antilopen