RAus dem Bereiche der Misstonen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Im letzten Jahresbericht der Berliner evangeli-
schen Missionsgesellschaft (Berlin 1) heißt es über die
Mission in Deutsch-Ostafrika:
Über unserem Werke in Ostafrika hat auch im
verflossenen Jahre Gottes Gnade in besonders sicht-
licher Weise gewaltet. Besonders dankbar müssen wir
dafür sein, daß auch in diesem Jahre keine Lücke in
die Zahl unserer dort stehenden Arbeiter und Ar-
beiterinnen gerissen wurde, obwohl diese Zahl jetzt
auf 37 Personen angewachsen ist. Missionar Bunk,
der in der Heimat sich wieder verheiratet hatte, konnte
im Laufe des Jahres wieder auf sein Arbeitsfeld im
Hehelande zurückkehren, wo er im Juli eintraf; auch
zwei junge Brüder, den Litauer Killus und den
Bruder Heese, Sohn unseres alten Missionars Heese
in Riversdale in der Kapkolonie, konnten wir nach
Ostafrika mitsenden, wo man Verstärkungen sehnlichst
erwartete. Es ist nämlich die Zahl unserer dort
stehenden Arbeiter trotz dieser Aussendungen immer
noch recht schwach zu nennen. Da im Laufe des
Jahres die neue Station Milow in der Landschaft
Vupangwa angelegt werden konnte, haben wir dort
jetzt vierzehn Stationen, auf denen eben nur vierzehn
ordinierte Missionare stehen, mit denen noch vier junge
Brüder und fünf Handwerker zusammen arbeiten. Die
Brüder aber bitten dringend um Verstärkung, sie bitten
sogar, daß wir jede Station mit zwei Missionaren be-
setzen, was bei der Ausdehnung, welche die Arbeit auf
den einzelnen Stationen gewonnen hat, auch sehr ver-
ständlich ist. Vom 3. bis 17. Juli tagte die vereinigte
Synode unserer beiden ostafrikanischen Kreise in Tan-
dala. Nur zwei Brüder fehlten bei dem schönen und
gesegneten Beisammensein. Das Komitee hat dem
Antrag zugestimmt, daß alle fünf Jahre eine solche
Generalsynode der im Konde= und Hehekreise statio-
nierten Brüder gehalten werden soll, bei welcher dann
der Superintendent des Kreises, in welchem die Ver-
sammlung stattfindet, den Vorsitz führt. Die Synode
beschloß die Verlegung des Seminars von Wange-
mannshöh nach Manow, wo gesundere Luft herrscht
als in dem tiefer liegenden Wangemannshöh. Die
Leitung des Seminars wurde dem Bruder Weltzsch
anvertraut. Auch die Eröffnung von Mitttelschulen
in beiden Kreisen wurde ins Auge gefaßt. Der Vor-
anschlag für das neue Etatsjahr beziffert die Aus-
gaben für den Kondekreis auf 35 635 Mark, die für
den Hehekreis auf 33 180 Mark, das ergibt für unser
Werk in Deutsch-Ostafrika eine Gesamtausgabe von
68 815 Mark. Da wir dort vierzehn Stationen zu
bebauen und zu unterhalten haben, ist das eine schr
bescheldene Summe; denn es stellen sich damit die
Kosten für eine Station im Durchschnitt auf 5000
Mark. Im kommenden Jahre wird unser Werk in
Ostafrika durch Ubernahme von drei Stationen der
Missionsgesellschaft Berlin III: Dar-es-Saläm, Kisse-
rawe, Maneromango, bedeutend erweitert werden. Be-
398
sondere Fürsorge und damit auch besonderen Aufwand
von Mitteln wird Dar-es-Saläm erheischen, denn es
ist eine Ehrenpflicht der evangelischen Kirche Deutsch-
lands, die Mission in der Hauptstadt von Deutsch-
Ostafrika mit Eifer und vermehrten Kräften nachhaltig
zu betreiben.
In „Kreuz und Schwert“ veröffentlicht Schwester
Gabriele einen von den Schülern ihrer deutschen
Klasse in Kiboscho (am Kilimandscharo, Deutsch-
Ostafrika) selbst zusammengestellten und geschriebenen
Brief, der folgenden Wortlaut hat:
„Kiboscho 3. Februar 03.
Gelobt sei Jesus Kristus!
Lieber Herr!
Heute wir wollen Dir schreiben unser Brief wir
wollen danken für die sachen du hast geschickt Schwester
Gabriela unsere Lehrerin und Mutter und die sachen
du uns geschickt hast. Wir sind arme schwarze Kna-
ben, wir haben nichts zu geben dir, aber wir werden
für dich beten oft mal, Gott möge dich Segnen alle
Tage. Wir bitten dich auch du bete für uns wir
werden gute Kinder.
Wir Bite Dich auch bete auch für unsere Brüder
sie kennen noch nicht den lieben Gott. Wir uns
sehr freuen, weil wir kennen Gott und seinen Willen.
Wir danken Gott und seiner heiligen Mutter Maria
welche auch ist unser Mutter, er hat geschickt uns
Mapadri und Schwestern welche uns lieben wie
unser Vater und Mutter. Aber du darsst nicht
lachen unseren deutschen Brief. Wir könne noch
nicht viel deutsche sprechen. Wir haben ein bischen
deutsch angefange vor sechs Monaten Aber die kleine
Gebetbüscher du uns geschigt hast wir können schon
lesen aber viele worten wir verstehen noch nicht, aber
jetzt wir werden alle Tage lesen. Wir können auch
Deutschen Lieder singen. „Heil Dir im Siegerkranz,
und „Ich hatt einen Kameraden, und „Turner ziehn,
und „Ich hab mich ergeben, und „Ihr Kinder o#
kommet o kommet doch all. Wir haben sehr gefreut
wir haben gehört, auch das Kleine Harmonium du
hast Schwester Gabriele geschickt. Es singt, Heil Dir
im Siegerkranz, und „Ihr Kinder o kommet, und
noch viele ander Lieder, er singt sehr schöne wir
sehr freun wenn wir hören. Wir sagen Dir vergeltz
Gott. Aber wir können noch nicht gut mit Tinte
schreiben weil wir keine Heften und kein Papier ge-
haben. Aber jetzt, du haft uns Heften geschikt wir
werden fleissig schreiben. Wenn wir werden können
schön schreiben, wir werden Dir andern Brief schrei-
ben. Wir bitten dich, auch du schreibe uns Brief.
Wir hören in Deutschland ist sehr kalt. Wir fürchten
Kälte. Bei uns ist nicht kalt. die Sone ist alle
Tage heiß, aber auf dem Kibo ist auch sehr kalt,
weil auf dem Kibo ist sehr viel Schnee. Schnee
wir sehen alle Tage mit Augen. Aber der Kibo ist
sehr hoch.
Unsere Worte sind fertig. Gott segne Dich.
Wir schwarze Knaben von Kiboscho am Kilimandjaro.