artige Erweiterung, von da verengt sich das Flußbett
des Croß, welcher vorher eine Breite von etwa 50 m
gehabt hatte, auf 15 bis 20, manchmal sogar bis zu
10 m. Der Fluß tritt durch ein Felsentor in eine
gänzlich veränderte Umgebung ein. Statt der Mais-
felder und Plantenfarmen, die sich sonst an den
Usern ausdehnen, sieht man hohe, überhängende
Felsen, lose aufeinander getürmte Steinblöcke; da-
zwischen fügen sich Grotten, mit Fledermäusen und
Nachtvögeln belebt, ein: alles in allem ein groß-
artiges, wild romantisches Bild.
Wir fuhren ungefähr bis in die Höhe von Eko-
yong, überall tiefes Fahrwasser, von einigen Strudeln
abgesehen, keine Hindernisse konstatierend.
Auf Grund meiner früheren Beobachtungen des
Croßoberlaufes glaube ich bestimmt, daß der Croß
bis Mbio in der Regenzeit mit Dampfern befahrbar
ist. Sobald der Fluß mehr steigt, werde ich ver-
suchen, mit dem Kanu dahin zu gelangen.
Am 2. Mai marschierte ich die Glauningsche
Route nach N'tschang, ging von hier aus nach dem
1½ Stunden südlich gelegenen Tenbakum, wobei ich
auf große Mengen von Kokos= und Olpalmen sowie
Anpflanzungen von Kola stieß, und erledigte dort
eine Eingeborenenstreitigkeit. Am 3. nachmittags
traf ich wohlbehalten wieder auf der Station ein.
Um einen Rückblick auf diese kleine Expedition
zu werfen, so haben sich, abgesehen von der geo-
graphischen Erforschung (Routenaufnahmen und
Höhenmessungen) eines bisher unbekannten Gebietes
und Anknüpfung eines friedlichen und nutzbringenden
Verkehrs mit den durchaus harmlosen Einwohnern,
denen nichts weiter als eine ganz unglaubliche Angst
vor Europäern und Soldaten vorzuwerfen ist, folgende
zwei wichtige Gesichtspunkte ergeben:
1. Die Schiffbarkeit des Croß über die bisher Jaunde hin vorgeschoben seien.
als Endpunkt angenommene Stelle ist nachgewiesen,
ebenso nach Aussage der Eingeborenen die Schiff-
barkeit des M'mam und Munaya in der Regenzeit. freundlich ausgenommen und bewirtet worden.
459
—
Dandelsverbindung mit Jannde und den Bakokostämmen.
Der mit der Leitung des Bezirksamtes Edea
betraute Oberleutnant Schmidt berichtet über die
Eröffnung der Handelsverbindung mit Jaunde und
den Bakokostämmen, wie folgt:
Von meiner Tätigkeit in Mpim her war es mir
bekannt, daß aus dem Badyobgebiet ein guter
Kautschuk gewonnen wurde, dessen Gewinnung schein-
bar aber seit mehreren Jahren eingestellt worden
war. Auch kamen früher von dort her reichliche
Mengen Elfenbein. Kerne kamen der weiten Ent-
fernung halber für Edea nicht in Betracht.
Nachdem es mir nun gelungen war, den Zwischen-
handel hinter Edea zu brechen, richtete von den
hier tätigen Handelsfirmen: Woermann & Co.,
Deutsche Kamerun-Gesellschaft und John Holt & Co.
Ltd., der Vertreter der letzteren, Herr Tietge,
alsbald eine Faktorei, welche von einem Akkrahändler
verwaltet wird, in Badyob ein. Die von dieser
Faktorei einlaufenden Berichte sind derartig günstige,
daß sie selbst meine Erwartungen noch weit über-
trafen. Ein seiner Qualität nach sehr guter Kaut-
schuk wird dort jetzt schon in großen Mengen an-
geboten, ebenfalls kommt Elfenbein in recht schönen
Exemplaren zum Verkauf.
Was aber in politischer Beziehung von außer-
ordentlichem Wert ist, das ist die mir heute zu-
gegangene Meldung seitens des Herrn Tietje, daß
es dem Akkramann gelungen sei, mit den Ndogubueas
und Ndogusens in Handelsbeziehungen zu treten.
Gleichzeitig kam die Meldung, daß zwei Soldaten
von Jaunde in der Badyobfaktorei eingetroffen
waren mit einem Schreiben des Hauptmanns
Thierry, worin derselbe um Aufklärung bittet,
wie weit bereits Faktoreien von Edea aus nach
Die Soldaten be-
richteten, sie wären nicht nur unbehelligt von den
Eingeborenen gelassen, sondern sie seien überall
Die
2. Auf Grund der von den Einwohnern der Häuptlinge von Ndogusen und Ndogubuea hätten
verschiedenen Dörfer gemachten Angaben läßt sich die
Route für eine weitere Expedition feststellen, die
folgenden Weg einschlagen müßte: Ossidinge — Mamfe
— Kesham — Okbampe — Biteku. Von Biteku ein
Marsch in südlicher Richtung nach Etoko, von da
über Fatop, Eang nach M'bakum. Damit wäre der
Bezirk Ossidinge in seiner ganzen Ausdehnung erforscht.
Falls Biteku, welches stets von den Leuten als
große, gut bevölkerte Landschaft mit bedeutendem
Handelsplatz geschildert wird, identisch ist mit dem
früher viel gesuchten Widekum, so wären es von dort
nach seinerzeit in Bali von mir eingezogenen Erkun-
digungen drei Tagereisen nach Bali und zwar über
die Orte Fomum, Baddibui und Bagudjang.
Mit Genehmigung des Kaiserlichen Gouvernements
werde ich Ende Oktober diese angegebene Tour aus-
führen, da ich glaube, durch etappenweises, langsames
Vorgehen sowie durch große Geduld mit den sehr
scheuen Eingeborenen eher das Zutrauen zur Regie-
rung zu erwecken, als dies durch Gewaltmittel
möglich wäre.
Boten mit nach der Badyobfaktorei gegeben, welche
beauftragt waren, um Einrichtung von Faktoreien
auch in ihren Gebieten zu bitten. Diesem Wunsche
hat Herr Tietje sofort Folge geleistet, und ist den
Soldaten ein Schreiben an die Jaundestation mit-
gegeben zwecks Aufklärung über die geschaffene Lage.
Mit Einrichtung der Faktoreien in Ndogusen und
Ndogubuea dürfte die letzte kaufmännische Station
vor Jaunde geschaffen fein, und das so verrufene
kriegerische Bakokoland wird nunmehr in kürzester
Frist, vermöge seines längst bekannten natürlichen
Reichtums, mehr in den Vordergrund treten. Die
Hauptsache aber ist, daß durch diese auf friedliche
Weise sich vollziehende Eröffnung des Weges Edea—
Jaunde der kürzeste Verbindungsweg vom Grasland
zur Küste geschaffen werden wird, dessen Bedeutung
noch gar nicht abzusehen ist.
Bemerken möchte ich noch, daß auch die Handels-
beziehungen mit den Lungahe und den Bassaleuten auf
dem rechten Sanagaufer erheblich seit dem Verschwinden
der vielen Zwischenhändler zugenommen haben.