Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

artige Erweiterung, von da verengt sich das Flußbett 
des Croß, welcher vorher eine Breite von etwa 50 m 
gehabt hatte, auf 15 bis 20, manchmal sogar bis zu 
10 m. Der Fluß tritt durch ein Felsentor in eine 
gänzlich veränderte Umgebung ein. Statt der Mais- 
felder und Plantenfarmen, die sich sonst an den 
Usern ausdehnen, sieht man hohe, überhängende 
Felsen, lose aufeinander getürmte Steinblöcke; da- 
zwischen fügen sich Grotten, mit Fledermäusen und 
Nachtvögeln belebt, ein: alles in allem ein groß- 
artiges, wild romantisches Bild. 
Wir fuhren ungefähr bis in die Höhe von Eko- 
yong, überall tiefes Fahrwasser, von einigen Strudeln 
abgesehen, keine Hindernisse konstatierend. 
Auf Grund meiner früheren Beobachtungen des 
Croßoberlaufes glaube ich bestimmt, daß der Croß 
bis Mbio in der Regenzeit mit Dampfern befahrbar 
ist. Sobald der Fluß mehr steigt, werde ich ver- 
suchen, mit dem Kanu dahin zu gelangen. 
Am 2. Mai marschierte ich die Glauningsche 
Route nach N'tschang, ging von hier aus nach dem 
1½ Stunden südlich gelegenen Tenbakum, wobei ich 
auf große Mengen von Kokos= und Olpalmen sowie 
Anpflanzungen von Kola stieß, und erledigte dort 
eine Eingeborenenstreitigkeit. Am 3. nachmittags 
traf ich wohlbehalten wieder auf der Station ein. 
Um einen Rückblick auf diese kleine Expedition 
zu werfen, so haben sich, abgesehen von der geo- 
graphischen Erforschung (Routenaufnahmen und 
Höhenmessungen) eines bisher unbekannten Gebietes 
und Anknüpfung eines friedlichen und nutzbringenden 
Verkehrs mit den durchaus harmlosen Einwohnern, 
denen nichts weiter als eine ganz unglaubliche Angst 
vor Europäern und Soldaten vorzuwerfen ist, folgende 
zwei wichtige Gesichtspunkte ergeben: 
1. Die Schiffbarkeit des Croß über die bisher Jaunde hin vorgeschoben seien. 
als Endpunkt angenommene Stelle ist nachgewiesen, 
ebenso nach Aussage der Eingeborenen die Schiff- 
barkeit des M'mam und Munaya in der Regenzeit. freundlich ausgenommen und bewirtet worden. 
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— 
  
  
Dandelsverbindung mit Jannde und den Bakokostämmen. 
Der mit der Leitung des Bezirksamtes Edea 
betraute Oberleutnant Schmidt berichtet über die 
Eröffnung der Handelsverbindung mit Jaunde und 
den Bakokostämmen, wie folgt: 
Von meiner Tätigkeit in Mpim her war es mir 
bekannt, daß aus dem Badyobgebiet ein guter 
Kautschuk gewonnen wurde, dessen Gewinnung schein- 
bar aber seit mehreren Jahren eingestellt worden 
war. Auch kamen früher von dort her reichliche 
Mengen Elfenbein. Kerne kamen der weiten Ent- 
fernung halber für Edea nicht in Betracht. 
Nachdem es mir nun gelungen war, den Zwischen- 
handel hinter Edea zu brechen, richtete von den 
hier tätigen Handelsfirmen: Woermann & Co., 
Deutsche Kamerun-Gesellschaft und John Holt & Co. 
Ltd., der Vertreter der letzteren, Herr Tietge, 
alsbald eine Faktorei, welche von einem Akkrahändler 
verwaltet wird, in Badyob ein. Die von dieser 
Faktorei einlaufenden Berichte sind derartig günstige, 
daß sie selbst meine Erwartungen noch weit über- 
trafen. Ein seiner Qualität nach sehr guter Kaut- 
schuk wird dort jetzt schon in großen Mengen an- 
geboten, ebenfalls kommt Elfenbein in recht schönen 
Exemplaren zum Verkauf. 
Was aber in politischer Beziehung von außer- 
ordentlichem Wert ist, das ist die mir heute zu- 
gegangene Meldung seitens des Herrn Tietje, daß 
es dem Akkramann gelungen sei, mit den Ndogubueas 
und Ndogusens in Handelsbeziehungen zu treten. 
Gleichzeitig kam die Meldung, daß zwei Soldaten 
von Jaunde in der Badyobfaktorei eingetroffen 
waren mit einem Schreiben des Hauptmanns 
Thierry, worin derselbe um Aufklärung bittet, 
wie weit bereits Faktoreien von Edea aus nach 
Die Soldaten be- 
richteten, sie wären nicht nur unbehelligt von den 
Eingeborenen gelassen, sondern sie seien überall 
Die 
2. Auf Grund der von den Einwohnern der Häuptlinge von Ndogusen und Ndogubuea hätten 
verschiedenen Dörfer gemachten Angaben läßt sich die 
Route für eine weitere Expedition feststellen, die 
folgenden Weg einschlagen müßte: Ossidinge — Mamfe 
— Kesham — Okbampe — Biteku. Von Biteku ein 
Marsch in südlicher Richtung nach Etoko, von da 
über Fatop, Eang nach M'bakum. Damit wäre der 
Bezirk Ossidinge in seiner ganzen Ausdehnung erforscht. 
Falls Biteku, welches stets von den Leuten als 
große, gut bevölkerte Landschaft mit bedeutendem 
Handelsplatz geschildert wird, identisch ist mit dem 
früher viel gesuchten Widekum, so wären es von dort 
nach seinerzeit in Bali von mir eingezogenen Erkun- 
digungen drei Tagereisen nach Bali und zwar über 
die Orte Fomum, Baddibui und Bagudjang. 
Mit Genehmigung des Kaiserlichen Gouvernements 
werde ich Ende Oktober diese angegebene Tour aus- 
führen, da ich glaube, durch etappenweises, langsames 
Vorgehen sowie durch große Geduld mit den sehr 
scheuen Eingeborenen eher das Zutrauen zur Regie- 
rung zu erwecken, als dies durch Gewaltmittel 
möglich wäre. 
  
  
Boten mit nach der Badyobfaktorei gegeben, welche 
beauftragt waren, um Einrichtung von Faktoreien 
auch in ihren Gebieten zu bitten. Diesem Wunsche 
hat Herr Tietje sofort Folge geleistet, und ist den 
Soldaten ein Schreiben an die Jaundestation mit- 
gegeben zwecks Aufklärung über die geschaffene Lage. 
Mit Einrichtung der Faktoreien in Ndogusen und 
Ndogubuea dürfte die letzte kaufmännische Station 
vor Jaunde geschaffen fein, und das so verrufene 
kriegerische Bakokoland wird nunmehr in kürzester 
Frist, vermöge seines längst bekannten natürlichen 
Reichtums, mehr in den Vordergrund treten. Die 
Hauptsache aber ist, daß durch diese auf friedliche 
Weise sich vollziehende Eröffnung des Weges Edea— 
Jaunde der kürzeste Verbindungsweg vom Grasland 
zur Küste geschaffen werden wird, dessen Bedeutung 
noch gar nicht abzusehen ist. 
Bemerken möchte ich noch, daß auch die Handels- 
beziehungen mit den Lungahe und den Bassaleuten auf 
dem rechten Sanagaufer erheblich seit dem Verschwinden 
der vielen Zwischenhändler zugenommen haben.
	        
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