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ein zweiter Besuch wird beabsichtigt, sobald die Ver-
hältnisse in den anderen Teilen des Bezirks einen
solchen zulassen.
Auf dem Rückmarsche von Bamum, dessen
Häuptling beim Abschiede einen großen Zahn über-
reichen ließ, ist der Nun zwischen Bangola und
Babessi überbrückt worden. Zwei weitere Brücken
sind in und bei Bangola erbaut worden, so daß
nunmehr alle größeren Wasserhindernisse zwischen
der Station und Bamum feste Ubergänge haben,
wodurch der Verkehr bis zum Ausbau der vor-
geschlagenen Straße wesentlich erleichtert wird.
Eine Gesandtschaft aus Bamum.
Einem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs von
Kamerun aus Buea entnehmen wir folgendes:
Am 22. April d. Is. erschien hier eine Gesandt-
schaft des Sultans Joia von Bamum, bestehend aus
vier Großen des Landes und etwa 60 Trägern und
Gefolgsleuten. Die Mitglieder der Gesandtschaft
waren der Ratgeber des Sultans in Angelegenheiten
der äußeren Politik, in Angelegenheiten der Land-
wirtschaft, des Arbeiterwesens und der Landes-
verteidigung. Sie überreichten als Geschenke unter
anderem zwei große Elfenbeinzähne im Gewichte von
68 bezw. 70 Pfund sowie einen allerdings nicht sehr
wertvollen braunen Hengst. Eine Partie Baumwolle,
Leinwand und Garn wurde gleichfalls von der Ge-
sandtschaft als Erzeugnis des Gewerbefleißes ihres
Landes übergeben.)
Die Leute übermittelten die Bitte ihres Herr-
schers, mit der Küste in unmittelbaren Handelsverkehr
treten zu dürfen. Nach fünftägigem Aufenthalte und
Empfang von Gegengeschenken zog die Gesandtschaft,
von den empfangenen Eindrücken augenscheinlich hoch-
befriedigt, wieder in ihre Heimat zurück.
Dem Sultan wurde ein Schutzbrief ausgestellt.
Expedition des Oberleutnants Dirtlev.
Der Oberleutnant und Stationschef Hirtler in
Bamenda berichtet über eine im Auftrage des
Gouvernements im südlichen Teil seines Stations-
bezirks unternommene Expedition zur Züchtigung der
unbotmäßigen Bametta, wie folgt:
Mit drei europäischen Unteroffizieren, 63 farbigen
Dienstgraden und Soldaten und einer Gebirgskanone
marschierte ich am 8. Mai 1903 von Bandeng ab.
*) Proben dieser Gegenstände sind dem Kolonial-Wirt-
schastlichen Komitee in Berlin zur Begutachtung übersandt
worden. Nach dem Gutachten ist die Baumwolle von ge-
ringer Qualität. Die Farbe der Baumwolle ist sehr un-
gleichmäßig: weiß, gelb und braun;z die Faser ist kurz und
vollständig kraftlos, außerdem sehr ungleichmäßig in der
Länge. Das Produkt dürfte trotz des heutigen hohen Preises
kaum mehr wie 35 Pfg. pro ½ kg erzielen.
Das Garn und das Stück Leinwand zeigen vollständig
den Charakter aller durch Eingeborene in Afrika hergestellten
derartigen Stoffe; der Faden ist sehr rauh und grob.
Der Häuptling Kundi mit 17 Bandengs, welche zu
Aufklärungszwecken verwendet wurden, begleitete die
Expedition. Den ersten Widerstand fand dieselbe
bei dem auf einem steilen Hügel gelegenen Dorfe
Jokam, das um 8½ Uhr vormittags erreicht und
nach einem Gefecht genommen wurde, wobei die von
Sanitätssergeant Briesemeister bediente Kanone vor-
zügliche Dienste leistete. Durch ihr Feuer wurden
stärkere Bamettaansammlungen, die, durch das un-
übersichtliche Gelände begünstigt, in der rechten Flanke
erschienen, zerstreut, ehe sie in den Kampf im Dorfe
eingreifen konnten. Unter fortwährenden Belästi-
gungen durch Eingeborene, welche aus Verstecken
feuerten, wurde Jokam und das dazugehörige Farm-
dorf gesäubert und der Weitermarsch nach einem be-
herrschenden Hügel vor Fombo angetreten. In dem
geschlossenen Häuptlingsgebäude dieses Dorfes sam-
melten sich von Nordwesten herkommende Bamettas;
die von Jokam geflüchteten feuerten von Hügeln und
Bergkuppen, wo sie schwer zu erreichen waren. Erst
als Granaten in das Häuptlingsgehöft einschlugen,
zogen sich die Bamettas in die Bergschluchten zurück,
wo sie verschwanden. Um 5½ Uhr nachmittags
wurde auf dem Hügel vor Fombo Lager bezogen.
Die Aussagen von Gefangenen bestätigten das
schon früher Berichtete, wonach Fomeki der Haupt-
schuldige ist. Seinem Einflusse auf die anderen
Häuptlinge ist es zuzuschreiben, daß die Feindselig-
keiten allgemeinen Umfang annahmen und nicht auf
das eine Dorf allein sich beschränken ließen.
Der erste Teil der Aufgabe der Expedition war
die Niederwerfung der Bamettas in Linie Bandeng-
grenze— Gokom und nördlich davon bis zu den Ge-
bieten von Bamumdum und Bafut. Sie wurde in
neun Tagen gelöst, wobei es neben täglichen kleineren
Zusammenstößen bei Misang zweimal zum Gefecht
kam. Die Geländeschwierigkeiten sind große. Die
steilen Berge, welche in der Richtung Nordost—
Südwest bis Gokom und von da in der Richtung
Nordwest —Südost das Ekorotal, welches nach Ban-
deng zu sich öffnet, begrenzen, erreichen eine Höhe
von 1790 m. Um die Bamettas aus den Schlupf-
winkeln der Berge vertreiben zu können, mußten erst
die Berge erstiegen werden. Hierbei nutzten die
Gegner die ihnen von der Natur gebotenen Ver-
teidigungsmittel aus, indem sie Felsen die Abhänge
herabrollten und mit großen Steinen beim Näher-
kommen der Truppe warfen. Ohne die weittragenden
Gewehre der Europäer wäre ein Vertreiben mit
schweren Verlusten verbunden gewesen. Die Zahl
der Bamettas verlangte ein Auftreten starker Pa-
trouillen, die stets durch einen Europäer geführt
wurden. Waren die Berge erstiegen, so schienen die
Eingeborenen mit einem Male verschwunden zu sein.
Dieselben hatten sich in großen Höhlen verborgen,
aus welchen heraus sie schossen.
Die Häuptlinge von Bafut und Bamumdum,
welche Gesandtschaften geschickt hatten, erhielten den
Befehl, die Grenzen gegen flüchtige Bamettas zu