Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Deutsch-Südwelkafrika. 
Wissenschaftliche Sammlung. 
Der Oberleutnant Volkmann hat der zoolo- 
gischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde zu Berlin das Fell und den Schädel 
einer von ihm in Deutsch-Südwestafrika erlegten 
Giraffe und einen zweiten Giraffenschädel übersandt. 
Das Fell hat leider auf dem Transport etwas ge- 
litten, so daß es sich nicht zum Ausstopfen eignet, 
es ist aber auch so als sehr wertvolles Material 
schätzenswert. Das Museum besitzt eine so große 
und dunkle Giraffe noch nicht. Die beiden Schädel 
sind tadellos erhalten. 
Deutsch-Neu-Guinra. 
Gesundbeitsvecrbältnisse in Jap. 
Einem vom 27. Juni d. Is. datierten Bericht des 
Regierungsarztes Dr. Born in Jap entnehmen wir: 
Der Gesundheitszustand war im allgemeinen gut. 
Die Zahl der im Innern der Insel stationierten 
Lazarettgehilfen wurde durch meinen bisherigen tüch- 
tigsten Helfer vermehrt, den Polizeisoldaten Fanafall, 
der nach zweijähriger Dienstzeit zur Entlassung kam. 
Durch wiederholte Inspektionen konnte ich mich davon 
überzeugen, daß alle Lazarettgehilsfen in durchaus 
verständnisvoller Weise ihre Kranken behandeln und 
auch sehr gute Resultate erzielen. Das Hospital ist 
fertiggestellt; es ist für 40 Betten berechnet. Be- 
sonders wichtig war die Frage der Beseitigung der 
Abwässer aus dem Wasch= und Operationsraume; 
sie ist durch die Anlage einer Tonröhrenleitung (50 m 
lang) direkt von dem Operationsraum bis in das 
Meer hinein gelöst worden. Vor der Zisterne wird 
ein Spielplatz mit verschiedenen Geräten angelegt, 
der neben dem Vergnügen für die Kinder auch dem 
Zweck eines Zanderinstituts primitivster Art dienen 
soll, indem hier versucht werden soll, Gelenkverstei- 
sungen und Kontrakturen „spielend“ zu bessern. 
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Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Knkisklaverei-Bewegung. 
Uber die dritte Gründung der Weißen Bäter in 
Ruanda (Deutsch-Ostafrika) berichtet die Zeitschrift 
„Die katholischen Missionen“: 
Durch die guten Erfolge in den belden älteren 
Niederlassungen Isavi und Kissaka ermutigt, schoben 
die Weißen Väter im Jahre 1901 ihre Posten bis 
zur äußersten Nordwestgrenze des Vikariats vor und 
legten in der Provinz Bugoye die ersten Fundamente 
zu einer dritten Gründung, derjenigen von der Un- 
befleckten Empfängnis. Sie erhebt sich auf einem 
Hügel, Nyundo oder Hammer genannt. Die Höhe 
beherrscht den Kiwusee und das dichtbevölkerte Tal 
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des Sebeiaflusses, der die Provinz von Osten nach 
Westen durchquert. Wunderschön ist dic landschaft- 
liche Lage dieser Mission. Im Norden die das 
Flachland umsäumenden Vulkankegel, westlich der 
glänzende Spiegel des Kiwusees. Im fernen Nord- 
westen verlieren sich die gezackten und zerrissenen 
Gebirge von Belgisch-Kongo im Blau des Himmels, 
und östlich bildet der Urwald eine undurchdringliche 
Schutzmauer, während im Süden mit Bananen- 
pflanzungen reich bestandene Hügel wechseln. Wegen 
der äußerst steilen Hügelböschungen sahen sich die 
Missionare genötigt, ihre Gebäulichkeiten terrassen- 
förmig anzulegen. Vergebens hatte man lange Zeit 
nach Lehmboden gesucht, um Ziegel für den Bau zu 
gewinnen; denn die vulkanische Lava liefert keine 
Bruchsteine. Auch Kalk fand sich nur in geringer 
Menge in Form von Muscheln, welche die Oberfläche 
der Steine bekleiden. Endlich ließen sich zwei Ein- 
geborne, durch Geschenke gewonnen, herbei, ein reich- 
haltiges Lehmlager zu zeigen, nachdem sich die 
Schwarzen bislang hartnäckig geweigert hatten, das 
für die Missionäre so schätzbare Materlal zu verraten. 
Rasch ging man an die Arbeit, und von Juni bis 
September 1901 wurden 60 000 Backsteine getrocknet. 
Bald wuchs zum großen Erstaunen der Eingebornen 
das Gebäude aus dem Boden. Die neue Bauart 
stieß alle ihre bisherigen Uberlieferungen um. Auf- 
geführt aus einigen in die Erde gesteckten Bambus- 
rohren, durchflochten mit Zweigen und Blattwerk 
sind ihre bienenkorbähnlichen Hütten in einem 
Tag vollendet und werden noch am gleichen 
Abend bezogen. Und nun ging der Bau der 
Missionare so langsam voran, stieg zu 14 m empor 
und war aus Steinen aufgeschichtet; wer weiß, ob 
er den künftigen Bewohnern nicht über dem Kopfe 
zusammenstürzt? Und wozu die Fenster? Sind cs 
Türen oder gar Schießscharten? Kurz, die Schwarzen 
ergingen sich in den abenteuerlichsten Vermutungen; 
keiner getraute sich das Haus zu betreten. Seitdem 
aber die Armenapotheke und das tiefer liegende 
Wohnhaus, die Schrelnerei, die Vorratskammern usw. 
vollendet sind, haben die Eingebornen schon längst 
ihre Scheu abgelegt, und für nicht wenige bildeten 
eben diese Bauten den Anlaß zum Besuche der 
Christenlehre. — Rings um die Missionsgebäude 
wohnen 40 Schulkinder in ihren Hütten. Ein großer 
Schuppen dient als Lehrsaal. Da muß man sie 
hören und sehen, diese kleinen ABC-Schützen. 
Schreiend singen die einen dem Lehrer die Lese- 
übungen und den Katechismus nach, während andere 
die Augen unverwandt auf die Tafel heften, aber 
darum nur um so lauter ihre Stimme üben. Ist 
der Lehrer nicht gerade zur Stelle, so entbrennt 
wohl auch ein wissenschaftlicher Streit über cin 
lateinisches „b“ oder „d“, ob es sein Bein nach 
oben oder unten strecke. Gewöhnlich endigt derselbe 
mit einer Rauferei, bis der Pater wieder Ordnung 
in die ausfgeregte Menge bringt. — Auch die Er- 
wachsenen folgen mit großem Interesse dem Religions-=
	        
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