— 592
dehnende Karoobecken in Betracht, und zwar beson-
ders die westlichen Teile desselben, welche stufenweise
immer ärmer an jährlichen Niederschlagsmengen wer-
den, bis sie schließlich im Nordwesten, südlich dem
Unterlauf des Oranjeflusses, das Regenniveau des
Namalandes erreichen. Dieser nordwestliche Teil
wäre also zu vergleichenden Studien am günstigsten
gewesen, mußte jedoch außer Betracht bleiben, weil
Aufforstungs= oder Anpflanzungsversuche in nennens-
wertem Maße hier überhaupt noch nicht vorgenommen
worden sind. Das relativ ähnlichste Bild mußte
also in der eigentlichen Karoo gesucht werden, speziell
in ihren westlichen, trockeneren Partien. Da aber
auch im Karoolande Aufforstungsversuche (im eigent-
lichen Sinne) erst seit ganz kurzer Zeit (acht Jahren)
begonnen worden sind, zu einem einigermaßen richtigen
Urteil über die verschiedenen importierten Holzarten,
ihr Verhalten im Stangen= und Baumholzalter, ihre
Nutzbarkeit und Widerstandskraft gegen Kalamitäten
jedoch der Besuch auch älterer Bestände und mannig-
facherer Wirtschaftsbilder erforderlich war, so konnte
von einer längeren Bereisung auch günstigerer und
daher an sich weniger vergleichsfähiger Standorte
nicht abgesehen werden. Immerhin lag auch ein
direkter Wert in einer solchen Bereisung, indem sie
für das in der Karoo bei gleichem Alter der Kulturen
im Vergleich zu anderen Standorten Erreichte und
dementsprechend für die Einschätzung der zu erwar-
tenden Resultate ein wertvolles Material abgeben
mußte. Es wurde nun für den Hauptteil des Auf-
enthalts eine längere Bereisung des Ostens und an-
schließend der Karoo in Aussicht genommen, während
die in der Nähe von Kapstadt gelegenen Bestände
zum Teil vor, zum Teil nach dieser Reise besucht
werden sollten. Der Reiseplan wurde — ohne den
sich auf der Reise selbst im einzelnen ergebenden
Abstechern und Exkursionen irgendwie vorzugreifen —
folgendermaßen in großen Zügen aufgestellt:
erste Reise nach Johannesburg und Pretoria
zweite Reise von Johannesburg nach Pietermaritzburg,
dritte Reise von Pietermaritzburg über Durban nach
Port Elizabeth,
vierte Reise von Port Elizabeth über Grahamstown.
nach King Williamstown,
fünfte Reise von King Williamstown über Molteno—
Bloemfontein—Jagersfontein nach Kimberley,
sechste Reise von Kimberley nach De Aar und Hannover,
siebente Reise von De Aar über Viktoria West, Vels
Port, Beaufort West, Prince Albert Road, Mat-
jessontein, Tomosriver, Worcester, Ceresroad
nach Kapstadt zurück.
Wenn auch, wie erwähnt, in der Besichtigung
von Aufforstungen und Anpflanzungen das Leitmotiv
der Reise gesucht werden mußte, so bot dasselbe doch
hinreichend Gelegenheit, auch die Behandlung, den
Schutz= und den Nutzungsbetrieb der einheimischen
Urwälder sowie die Forstgesetzgebung, Verwaltung
und Organisation kennen zu lernen.
Eine vollständige Darlegung der Reiseergebnisse
ist — bei dem großen Umfange des angesammelten
Materials — zur Zeit noch nicht möglich; sie wird
für einen späteren Bericht vorbehalten. Im folgenden
soll nur ein kurzer Uberblick mit Hervorhebung in-
teressanter und wichtiger Einzelheiten gegeben werden,
und zwar unter besonderer Berücksichtigung der vom
14. April bis zum 1. Juli ausgeführten Reise.
In der nächsten, der winterlichen Regenzone zu-
fallenden Umgebung von Kapstadt sind relativ weite
Strecken ehemals waldlosen Landes aufge forstet.
Zeitlich am weitesten zurück reichen die Eichenpflan-
zungen der Holländer. Quercus pedunculata ist
hier in zum Teil über 100 jährigen Exemplaren ver-
treten, fühlt sich auffallend wohl und ist als Park-
baum von hoher landschaftlicher Bedeutung. Ihr
Wuchs, anfangs rascher als bei uns, scheint im spä-
teren Alter bald nachzulassen. Schon in Ansehung
der relativ geringen Qualität des von ihr hier pro-
duzierten Holzes ist ihre wirtschaftliche Bedeutung
keine große. Umfangreiche Kulturen von Pinus pinea
und pinaster sind vor etwa 40 bis 50 Jahren
vorgenommen. Diese Bestände haben schon hiebsfreie
Dimensionen, auf den vorhandenen Abtriebsflächen
findet sich vielfach Verjüngung durch natürliche Auf-
schlagsforste. Am regsten hat sich die Aufforstungs-
tätigkeit in den letzten 10 bis 20 Jahren entfaltet.
Unter den vorwiegenden Holzarten sind hier neben
zahlreichen Eukalypten besonders die Kiefernarten
pinaster, pinea und insignis zu nennen. Das
Wachstum ist, wie ich mich auf meinen Exkursionen
Überzeugen konnte, durchweg ein sehr freudiges, die
in kurzer Zeit erreichte Entwicklung für den Europäer
geradezu frappierend, dank dem günstigen Zusammen-
wirken von Luft= und Bodenfrische, langer VBege-
tationsperiode und Jungfräulichkeit des Bodens mit
der natürlichen Schnellwüchsigkeit dieser Holzarten.
Die eigentliche Studienreise führte mich zunächst
nach Transvaal. Am 14. April verließ ich Kapstadt,
reichlich mit Empfehlungsschreiben von feiten des
Kaiserlichen Generalkonsuls und des landwirt-
schaftlichen Ministeriums versehen. Schon während
der Fahrt zeigten sich Wechsel in Bodenformation
und Klima in charakteristischen Formen. Die gras-
bedeckten oder mit Wein, Mais, Getreide usw. kulti-
vierten, auch gut gedeihende Baumpflanzungen auf-
weisenden fruchtbaren Talstrecken werden hinter
Worcester verlassen. Der Zug steigt im Gelände
empor, wo der Graswuchs sich vermindert und mit
einer Anzahl von Büschen gemischt ist, welche schließlich
die alleinige Bedeckung des Bodens bilden. Erst in
der Nähe des Oranjeflusses beginnt der Graswuchs
wieder. Die Ankunft in Johannesburg erfolgte am
18. abends. Von hier aus wurden in den nächsten
fünf Tagen die umfangreichen Aufforstungen des
früheren preußischen Forstmanns Gluth, der Sachsen-
und der Frankenwald, der botanische Garten und
eine Goldmine, schließlich die Bestandsanlagen bei
Pretoria besucht. Leider mußte ich, da Herr Gluth