Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

— 683 
ausschließt, konnte der Ankauf von Wollschafen da- 
selbst bisher nicht vorgenommen werden. Statt dessen 
erwarb inzwischen die Gesellschaft etwa 1000 ein- 
heimische Fettschwanzschafe sowie das für die Bewirt- 
schaftung erforderliche Großvieh und Pferdematerial. 
Sie beabsichtigt, in Übereinstimmung mit Herrn 
Kleudgen vorläufig durch die Kreuzung von Fett- 
schwanz= und Merinoschafen ein marktfähiges Produkt 
zu erzielen. Bei den hohen derzeitigen Preisen für 
Schlachtvieh verspricht sie sich auch aus dem Verkauf 
von Hammeln einen guten Gewinn. Zur weiteren 
Verwertung ihres Landbesitzes sind ferner Versuche 
mit Straußenzucht in Aussicht genommen worden. 
Herr Kleudgen ist zur Zeit noch mit der Er- 
richtung der notwendigen Baulichkeiten, mit Wasser- 
bohrungen, die bisher meist erfolgreich waren, 
Aufstellen von Windmotoren, Schaffung eines um- 
fangreichen, eingefriedigten Sparfeldes, Ausroden 
und Reinigung des zur Berieselung bestimmten, vor- 
läufig etwa 12 ha großen Areals beschäftigt. 
Nach den bisherigen Erfahrungen scheint die 
Hoffnung nicht unbegründet, daß das Unternehmen, 
auf gesunder Unterlage beruhend, eine rentable Aus- 
nutzung des wertvollen Landbesitzes ermöglichen wird. 
* * 
* 
In der Aussichtsratssitzung der Südwestafrika- 
nischen Schäfereigesellschaft vom 27. November d. Is. 
wurde Generalsekretär E. Burckhardt in Friedenau 
zum stellvertretenden Vorstandsmitgliede erwählt. 
  
Deutsch-MNeu-Guinra. 
Allgemeine Auskunft über das Inselgebiet der Rarolinen, 
Dalan und Marianen. 
Lage und Klima. Das Inselgebiet ist zwischen 
dem 131° und 165“ östlicher Länge und zwischen 
dem Aquator und dem 21° nördlicher Breite gelegen. 
Wenngleich hiernach das Gebiet der tropischen Zone 
angehört, sind die klimatischen Verhältnisse den Euro- 
pdern zuträgliche. 
Gesundheitsverhältnisse. Der Gesundheits- 
zustand der Europäer ist ein günstiger. Die typisch 
tropischen Krankheiten wie Malaria und Dysenterie 
fehlen gänzlich, nur auf den Inseln Ruck und Kussaie 
sollen endemisch wenige leichte Fälle von Fieber be- 
obachtet worden sein. Arzte befinden sich im Re- 
gierungsdienst auf den Inseln Jap und Ponape. 
Wohnungsverhältnisse. Als Häuser sind 
solche aus Holz mit breiter Veranda üblich; empfeh- 
lenswert ist dabei der weißen Ameisen wegen ein 
steinerner Unterbau. Steine und Mörtel können aus 
den Inseln bezogen werden. Bei bescheidenen An- 
sprüchen genügt für die erste Zeit ein aus Insel- 
material errichteter Bau, der sich für einige hundert 
Mark herstellen läßt. 
Nahrung. Bei einfacher Lebensweise kann der 
  
Ansiedler den größten Teil seines Hausbedarfs, wie 
Süßkartoffeln, Mais, Bohnen, Erbsen, Gurken und 
Gemüse, sich selbst ziehen, sich auch nutzbare Tiere, 
wie Rindvieh, Schweine, Ziegen, Enten, Hühner, 
Tauben und Gänse, halten. Weitere Nahrungsmittel, 
wie Fische, Brotfrüchte sowie tropisches Obst (Ananas, 
Bananen, Orangen, Zitronen u. dergl.), erhält er 
billig von den Eingeborenen. 
Landwirtschaft. a) Auf den Westkarolinen 
und Palau. Zur Anlage von Pflanzungen im 
größeren Stil ist die Inselgruppe nicht besonders 
geeignet. Trotz der wenig zahlreichen Bevölkerung 
befindet sich das wirklich gute Pflanzland unter 
Bearbeitung der Eingeborenen. Für Pflanzungen 
kleineren Umfanges kämen die kleineren Inseln Jap 
und die Palau in Frage. Herrenloses Land ist nicht 
vorhanden. Der Grund und Boden muß durch Ver- 
mittlung des Bezirksamts erworben werden, das ihn 
von den Eingeborenen kauft und mit einem kleinen 
Ausschlag weiter veräußert oder verpachtet. Als 
Kulturen kommen Kokospalmen sowie Manilahanf, 
auf den Palau auch Kaffee. Kakao und Indigo in 
Betracht. Daneben kann noch Viehwirtschaft betrieben 
werden. Arbeiter sind auf Jap und auch auf den 
benachbarten kleinen Inseln erhältlich. Der monatliche 
Lohn derselben beträgt etwa 8 Mk. in Waren, die 
Verpflegung etwa 10 Mk. Für Manilahanfgewinnung 
bedarf man geschulter Arbeiter, die auf Jap zu 
finden sein dürften. Die zur Landwirtschaft not- 
wendigen Gerätschaften sind auf Jap käuflich. 
b) Auf den Ostkarolinen. Hier kommen nur 
die Inseln Ponape und Kussaie, die noch unbebautes 
Land besitzen, in Betracht. Die Niederschläge sind 
hier größer als auf den Westkarolinen; auch findet 
sich mehr fließendes Wasser. Auf Ponape sind als 
Kaufpreis für den Hektar unbebauten Landes etwa 
10 bis 15 Mk. zu rechnen, wozu der mäßige Zuschlag 
der Verwaltung tritt. Die Eingeborenen scheiden 
hier wegen ihrer hohen Ansprüche und ihrer Unzu- 
verlässigkeit als Arbeiter aus. Solche müssen von 
anderen Inseln des Bezirks bezogen werden. Der 
Monatslohn beträgt bei freier, etwa auf 10 Mk. zu 
veranschlagender Verpflegung, 12 bis 14 Mk. Als 
Kulturen kommen dieselben wie auf den Westkarolinen 
in Frage. Das Anlagekapital für den Betrieb einer 
Kokospflanzung von 100 ha wird einschließlich des 
Ankaufs von Zuchtvieh und der Errichtung der er- 
forderlichen Gebäude bei bescheidener Lebenshaltung 
auf etwa 60 000 Mk. geschätzt. 
c) Auf den Marianen. Von dieser Inselgruppe 
eignen sich Saipan und Tinian zum Landwirtschafts- 
betriebe. Es befindet sich dort ausreichendes Re- 
gierungsland, welches für etwa 2 Mk. pro Hektar 
und Jahr vom Bezirksamt verpachtet wird. Arbeiter 
stehen nur wenig zur Verfügung, da die Eingeborenen 
selbst alle ihre Felder zu bestellen haben. Für einen 
Monatslohn von 10 bis 12 Mk. neben freier Ver- 
köstigung wird sich aber immerhin die erforderliche 
Anzahl finden lassen. Dagegen sind Japaner in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.