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ausschließt, konnte der Ankauf von Wollschafen da-
selbst bisher nicht vorgenommen werden. Statt dessen
erwarb inzwischen die Gesellschaft etwa 1000 ein-
heimische Fettschwanzschafe sowie das für die Bewirt-
schaftung erforderliche Großvieh und Pferdematerial.
Sie beabsichtigt, in Übereinstimmung mit Herrn
Kleudgen vorläufig durch die Kreuzung von Fett-
schwanz= und Merinoschafen ein marktfähiges Produkt
zu erzielen. Bei den hohen derzeitigen Preisen für
Schlachtvieh verspricht sie sich auch aus dem Verkauf
von Hammeln einen guten Gewinn. Zur weiteren
Verwertung ihres Landbesitzes sind ferner Versuche
mit Straußenzucht in Aussicht genommen worden.
Herr Kleudgen ist zur Zeit noch mit der Er-
richtung der notwendigen Baulichkeiten, mit Wasser-
bohrungen, die bisher meist erfolgreich waren,
Aufstellen von Windmotoren, Schaffung eines um-
fangreichen, eingefriedigten Sparfeldes, Ausroden
und Reinigung des zur Berieselung bestimmten, vor-
läufig etwa 12 ha großen Areals beschäftigt.
Nach den bisherigen Erfahrungen scheint die
Hoffnung nicht unbegründet, daß das Unternehmen,
auf gesunder Unterlage beruhend, eine rentable Aus-
nutzung des wertvollen Landbesitzes ermöglichen wird.
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In der Aussichtsratssitzung der Südwestafrika-
nischen Schäfereigesellschaft vom 27. November d. Is.
wurde Generalsekretär E. Burckhardt in Friedenau
zum stellvertretenden Vorstandsmitgliede erwählt.
Deutsch-MNeu-Guinra.
Allgemeine Auskunft über das Inselgebiet der Rarolinen,
Dalan und Marianen.
Lage und Klima. Das Inselgebiet ist zwischen
dem 131° und 165“ östlicher Länge und zwischen
dem Aquator und dem 21° nördlicher Breite gelegen.
Wenngleich hiernach das Gebiet der tropischen Zone
angehört, sind die klimatischen Verhältnisse den Euro-
pdern zuträgliche.
Gesundheitsverhältnisse. Der Gesundheits-
zustand der Europäer ist ein günstiger. Die typisch
tropischen Krankheiten wie Malaria und Dysenterie
fehlen gänzlich, nur auf den Inseln Ruck und Kussaie
sollen endemisch wenige leichte Fälle von Fieber be-
obachtet worden sein. Arzte befinden sich im Re-
gierungsdienst auf den Inseln Jap und Ponape.
Wohnungsverhältnisse. Als Häuser sind
solche aus Holz mit breiter Veranda üblich; empfeh-
lenswert ist dabei der weißen Ameisen wegen ein
steinerner Unterbau. Steine und Mörtel können aus
den Inseln bezogen werden. Bei bescheidenen An-
sprüchen genügt für die erste Zeit ein aus Insel-
material errichteter Bau, der sich für einige hundert
Mark herstellen läßt.
Nahrung. Bei einfacher Lebensweise kann der
Ansiedler den größten Teil seines Hausbedarfs, wie
Süßkartoffeln, Mais, Bohnen, Erbsen, Gurken und
Gemüse, sich selbst ziehen, sich auch nutzbare Tiere,
wie Rindvieh, Schweine, Ziegen, Enten, Hühner,
Tauben und Gänse, halten. Weitere Nahrungsmittel,
wie Fische, Brotfrüchte sowie tropisches Obst (Ananas,
Bananen, Orangen, Zitronen u. dergl.), erhält er
billig von den Eingeborenen.
Landwirtschaft. a) Auf den Westkarolinen
und Palau. Zur Anlage von Pflanzungen im
größeren Stil ist die Inselgruppe nicht besonders
geeignet. Trotz der wenig zahlreichen Bevölkerung
befindet sich das wirklich gute Pflanzland unter
Bearbeitung der Eingeborenen. Für Pflanzungen
kleineren Umfanges kämen die kleineren Inseln Jap
und die Palau in Frage. Herrenloses Land ist nicht
vorhanden. Der Grund und Boden muß durch Ver-
mittlung des Bezirksamts erworben werden, das ihn
von den Eingeborenen kauft und mit einem kleinen
Ausschlag weiter veräußert oder verpachtet. Als
Kulturen kommen Kokospalmen sowie Manilahanf,
auf den Palau auch Kaffee. Kakao und Indigo in
Betracht. Daneben kann noch Viehwirtschaft betrieben
werden. Arbeiter sind auf Jap und auch auf den
benachbarten kleinen Inseln erhältlich. Der monatliche
Lohn derselben beträgt etwa 8 Mk. in Waren, die
Verpflegung etwa 10 Mk. Für Manilahanfgewinnung
bedarf man geschulter Arbeiter, die auf Jap zu
finden sein dürften. Die zur Landwirtschaft not-
wendigen Gerätschaften sind auf Jap käuflich.
b) Auf den Ostkarolinen. Hier kommen nur
die Inseln Ponape und Kussaie, die noch unbebautes
Land besitzen, in Betracht. Die Niederschläge sind
hier größer als auf den Westkarolinen; auch findet
sich mehr fließendes Wasser. Auf Ponape sind als
Kaufpreis für den Hektar unbebauten Landes etwa
10 bis 15 Mk. zu rechnen, wozu der mäßige Zuschlag
der Verwaltung tritt. Die Eingeborenen scheiden
hier wegen ihrer hohen Ansprüche und ihrer Unzu-
verlässigkeit als Arbeiter aus. Solche müssen von
anderen Inseln des Bezirks bezogen werden. Der
Monatslohn beträgt bei freier, etwa auf 10 Mk. zu
veranschlagender Verpflegung, 12 bis 14 Mk. Als
Kulturen kommen dieselben wie auf den Westkarolinen
in Frage. Das Anlagekapital für den Betrieb einer
Kokospflanzung von 100 ha wird einschließlich des
Ankaufs von Zuchtvieh und der Errichtung der er-
forderlichen Gebäude bei bescheidener Lebenshaltung
auf etwa 60 000 Mk. geschätzt.
c) Auf den Marianen. Von dieser Inselgruppe
eignen sich Saipan und Tinian zum Landwirtschafts-
betriebe. Es befindet sich dort ausreichendes Re-
gierungsland, welches für etwa 2 Mk. pro Hektar
und Jahr vom Bezirksamt verpachtet wird. Arbeiter
stehen nur wenig zur Verfügung, da die Eingeborenen
selbst alle ihre Felder zu bestellen haben. Für einen
Monatslohn von 10 bis 12 Mk. neben freier Ver-
köstigung wird sich aber immerhin die erforderliche
Anzahl finden lassen. Dagegen sind Japaner in