Pachtzins soll taxiert werden nach dem Wert des
ungenutzten Geländes, der von Zeit zu Zeit durch
Schäitzung ermittelt werden soll.
Bei den Parlamentsverhandlungen des Gesetz-
entwurfs traten einige interessante Einzelheiten über
den Stand der Entwicklung von Britisch-Neu-Gulnea
hervor. Außer den bereits genannten beiden Beamten
— dem Lieutenant-Governor und dem Chief judicial
officer — werden als Mitglieder des Executive
Council noch erwähnt: der Chief medical osfficer,
der Government Secretary, der Treasurer und der
Landmesser. An anderer Stelle findet sich die Be-
merkung, daß die Eingeborenengerichtsbarkeit durch
sechs Resident magistrates und neun Assistent resident
magistrates ausgeübt wird. Die weiße Bevölkerung
wird auf etwa 500 Seelen angegeben, wovon 300
bis 350 Miners (Goldsucher), der Rest Missionare,
Händler und Beamte sind. Nur an zwei Plätzen
befinden sich größere Niederlassungen, in Samarai
und Port Moresby; doch erreicht in keiner von
beiden die Zahl der Europäer die Ziffer Hundert.
Die Einnahmen aus dem Territorium betrugen in
den letzten Jahren etwa 16 000 2; hiervon ergaben
die Zölle 13 000 L, Strafen, Gebühren usw. den
Rest. Es wurde darauf hingewiesen, daß von diesem
Betrage ein großer Teil mittelbar von den Einge-
borenen aufgebracht worden sei.
Die Regelung des zukünftigen Landerwerbes
führte zu eingehenden Erörterungen. Die Mehrzahl
der Redner betonte, wie der Erwerb großer Land-
komplexe seitens einiger Spekulanten der Entwicklung
in den einzelnen australischen Staaten Schwierigkeiten
bereitet hätte. Gegenüber dem vom Minisstertisch
warm verteidigten Regierungsentwurf, der die Mög-
lichkeit eines Erwerbes des Landes zu Eigentum
vorsah, wurde dann die oben geschilderte Regelung
angenommen. Uber die Größe der bereits veräußerten
Landflächen konnte der Mmister keine Auskunft geben.
Jedoch geht aus dem erzielten Gesamterlös hervor,
daß von der Besitzergreifung bis zum 30. Juni 1902
jedenfalls nicht 5000 Acker, wahrscheinlich erheblich
weniger, an Private veräußert worden sind. Hier-
von entfallen allein 1155 Acker auf das Jahr 1901.
Während dieses Jahres lagen der Verwaltung
70 Eigentumserwerbsanträge über insgesamt 202 529
Acker vor. Hiervon wurden 32 mit insgesamt 1155
Acker bewilligt; neun weitere Anträge wurden zurück-
gezogen, sechs zurückgewiesen, 23 waren noch nicht
erledigt. Wie bereits aus der sehr unbedeutenden
durchschnittlichen Größe der zugestandenen Grundstücke
hervorgeht, handelt es sich ausschließlich um Wohn-
plätze für Händler und Missionare. Mit Pflanzungen
ist man in Britisch-Neu-Guinea anscheinend noch weit
zurück. Es wird in den Verhandlungen erwähnt,
daß der einzige Plantagenbetrieb in Liquidation stehe.
Was nun zum Schluß die für Nordaustralien
so brennende Arbeiterfrage betrifft, so ist dies Pro-
blem für Britisch-Neu-Guinea noch nicht angeschnitten.
Die Arbeitergesetze Australiens finden allerdings keine
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Anwendung; jedoch darf eine Verordnung bezüglich
der Einführung oder Einwanderung von Eingeborenen
aus Australien, Asien, Afrika oder der Südsee nur
nach vorheriger Zustimmung des Governor-General
eingeführt werden.
Mombassa—Uganda-Eisenbahn.
Der „East Africa and Uganda Mail“ entnehmen
wir folgenden bezeichnenden Artikel über die Mom-
bassaganda-Eisenbahn:
Die Unglückspropheten, die so zuversichtlich mit
ihrem: „Wir haben es ja gleich gesagt“ der Uganda-
Eisenbahn prophezeiten, sie würde niemals auch nur
ihre Selbstkosten decken, haben allen Grund, jetzt
kleinlaut zu werden, wenn sie den letzten Jahresbericht
lesen. Zwar ist immer noch ein kleines Defizit vor-
handen, aber der Handel hat sich um nicht weniger
als 44 pCt. vermehrt. Dies verdankt er in erster
Linie dem Herabsetzen der Frachtsätze; denn je nie-
driger die Transportkosten, desto größer der Profit
des Kaufmanns und die Unternehmungslust, das neue
Land aufzuschließen. Schon schwimmen zwei 600 t
Dampfer auf dem Viktoria-Nyansa und versehen
dessen Küstenländer mit europäischen Waren, meist
2englischen Ursprungs, zu einem im Verhältnis zu
früher so billigen Preise, daß die Kauflust der Ein-
geborenen dadurch bedeutend gesteigert ist. Die
deutsche Konkurrenzeisenbahn soll bekanntlich erst noch
gebaut werden, und bei dem Vorsprung, den wir
haben, ist erfolgreiche Konkurrenz noch zweifelhaft.
Kurz und gut, England hat durch eine wohlberechnete
Geldausgabe hier etwas geschaffen, das mit der Zeit
eine der solidesten und sich am besten verzinsenden
Kapitalsanlagen in Afrika werden kann.
Die Strafkolonien Guyana und Heu--Raledonien.
Im „Journal officiel de la République
Francçaise“ vom 24. September 1903 ist der Jah-
resbericht für 1902 des Kolonialmmisters Gaston
Doumergue über die Strafkolonien Guyana und
Neu-Kaledonien erschienen, dem wir folgende Zahlen
entnehmen. In Guyana waren Ende 1902
2720 Deportierte, wovon 2478 Männer und 242
Frauen; neuer Zugang aus Frankreich fand nicht statt.
Es starben 223 Personen. Fluchtversuch kam 1465
mal vor; 726 Flüchtlinge wurden wieder eingefangen,
729 nicht. Es wurden 4392 Disziplinarstrasen
verhängt und 422 Verurteilungen. In Neu-
Kaledonien waren Ende 1902 2454 Deportierte,
nämlich 2160 Männer und 294 Frauen; auch hier
fand kein Zugang von Frankreich statt. 88 Personen
starben, 1411 wurden bestraft, 379 verurteilt. Flucht-
versuch kam 161 mal vor; 81 Flüchtlinge wurden
wieder gefangen, 80 nicht.
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