Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Hereros abzunehmende Vieh und Land zu beschränken, 
sondern auch in weitem Umfange eine Entschädigung 
in barem Gelde in Aussicht zu nehmen, worauf die 
hiesige Bevölkerung mit Bestimmtheit rechnet und 
auch rechnen muß, da andernfalls ein allgemeiner 
geschäftlicher und wirtschaftlicher Zusammenbruch un- 
ausbleiblich wäre. 
Der Kaiserliche Gouverneur. 
In Vertretung: 
Richter. 
* * 
* 
Anlage 1. 
Windhuk, den 8. Februar 1904. 
Dem Kaiserlichen Gouvernement wird anliegender 
Tagesbericht über die Vorgänge in Okahandja während 
des Herero-Aufstandes in der Zeit meines Aufenthalts 
dortselbst gehorsamst überreicht. 
  
Was die Ursache des Ausstandes betrifft, so 
glaube ich nicht fehlzugehen, wenn dieselbe zunächst 
in dem rücksichtslosen Vorgehen der Wanderhändler 
im Hererolande belm Eintreiben ihrer Schulden zu 
suchen ist. Dies ist nicht nur von Eingeborenen 
kurz vor Ausbruch des Ausstandes, sondern von 
Weißen, welche die Verhältnisse genau kennen, be- 
stätigt worden. 
Wie schon des öfteren erwähnt, sind diese 
Händler in höchst unverantwortlicher Weise un- 
gerecht gegen ihre Kunden vorgegangen, indem sie 
entweder das Vieh bei Regelung der Schulden zu 
niedrig einschätzten oder Vieh entnahmen, welches 
dem Schuldner gar nicht gehörte. Dabel soll es 
vorgekommen sein, daß die Händler sich in glaub- 
baster Weise als Beauftragte der Reglerung den 
Eingeborenen gegenüber benommen und als solche 
sie mit Strafen bei Nichtzahlung (d. h. ihrem Wunsche 
ghemäß) bedroht haben. Die furchtsamen Eingeborenen, 
welche sich anfangs dlese illegitime Handlungsweise 
gefallen ließen und keine Klagen bei den Verwaltungs- 
behörden einreichten, wurden im Laufe der Zelt 
selbstredend von immer steigendem Haß gegen die 
Händler erfüllt, der sich naturgemäß auch auf die 
übrigen Deutschen übertrug. 
Haß und Unzufriedenheit spitzten sich immer mehr 
zu, und die Hereros verstanden es vorzüglich, durch 
die gänzliche Eniblößung ihres Landes von deutschem 
Militär (besonders nach dem Fortgang der reitenden 
Gebirgsbatterie und der zweiten Feldkompagnie 
Omaruru) in das Gefühl der Sicherheit versetzt, 
unbemerkt den furchtbaren Schlag auszuführen und 
sich für die vermeintlichen Ungerechtigkeiten in der 
Weise zu rächen, daß sie die Ermordung sämtlicher 
Deutschen (verschont wurden die Engländer, Buren 
und Missionare), die Beraubung derselben und Zer- 
störung ihres Habes und Güutes planten. 
Es ist festgestellt, daß der Aufstand überall im 
engeren Hererolande am 12. Januar begann und 
mt derselben Energie und nach einem einheitlichen 
  
Plane das Blutbad und die Plünderung zur Aus- 
führung gebracht ist. 
Bel wem oder bei welchem Stamme die Er- 
bitterung ihren Anfang nahm, ist bis heute nicht 
bekannt; anscheinend haben die Waterberger Hereros 
und die Leute des Onanjo Omuramba (Otjihurume) 
die übrigen ins Schlepptau genommen. Auch bin 
ich sicher, daß viele, besonders ältere Eingeborene 
sich anfangs gesträubt haben, sich am Aufstande zu 
betelligen und daß die einsichtsvollen das Verwerfliche 
und die bösen Folgen erkannten. Ich erinnere an 
unsere Rettung am Dienstag den 12. Januar 
durch den alten Herero Johannes, der mich warnte, 
nicht weiter zu gehen. 
Auch ist fraglich, ob Samuel Maharero sich ohne 
weiteres den Aufständischen angeschlossen hat; sicher 
hat es Assa Riarua getan, der stets ein Denutschen- 
feind war. 
Daß die vereinigten Hereros über die deutsch- 
englische Grenze gehen werden, ist unwahrschelnlich. 
Ich nehme an, daß sie sich auf einen Verzweiflungs- 
kampf einlassen werden, der meiner Ansicht nach 
unter Vermeidung großer Verluste auf unserer Seite 
nur mit bedeutender Übermacht geführt werden kann. 
Aber erst Annektierung des ganzen Hererogeblets bis 
an die äußersten Grenzen und selbstverständlich Ent- 
waffnung wird uns vor einem ähnlichen Aufstand, 
wie er einzig in der Kolonialgeschichte Deutschlands 
dasteht, bewahren. 
Der Kaiserliche Bezirksamtmann. 
Duft. 
. * 
Windhuk, den 17. Januar 1904. 
Tagesbericht 
des Bergrats Duft über die Vorgänge beim Aufstande 
der Hereros im Distrikt Okahandja. 
Montag, den 11. Januar 1904, 7½ Uhr vorm., 
kam der stellvertretende Gonverneur, Oberrichter 
Richter, zu mir und tellte mir die während der 
vorhergehenden Nacht erhaltene telegraphische Nach- 
richt des Distriktschefs Zürn (Okahandja) mit, aus 
der hervorging, daß die Hereros sich in bedenklicher 
Menge ansammelten und wahrscheinlich einen Aufstand 
gegen die Deutschen planten. Herr Richter und ich 
erwogen, ob es nicht empfehlenswert sei, daß einer 
von uns nach Okahandja reise, um mit dem dort 
vermuteten Oberhäuptling der Hereros, Samuel 
Maharero, nebst dessen Großleuten zu verhandeln 
und so möglicherweise noch den Ausstand zu ver- 
hindern. Da Herr Richter die Verhältnisse in 
Okahandja und vor allem die in Betracht kommenden 
Eingeborenen nicht persönlich kannte, ich dagegen 
seit Jahren schon dienstlich und außerdienstlich mit 
denselben in Berührung gekommen war, entschloß 
ich mich — zugleich in meiner Eigenschaft als 
Bezirksamtmann — die erwähnte Mission zu über- 
nehmen. — Nachdem ich auf dem Bezirksamt die 
wichtigsten Dienstgeschäfte erledigt bezw. mit meinem
	        
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