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Sekretär Guder besprochen hatte, eilte ich, nur mit eine neue Verhandlung wurde am folgenden Morgen
ein= bis zweitägiger Ausrüstung versehen, zur Bahn, in Aussicht gestellt.
wo ich mit dem 9½ Uhr vorm. abgehenden Zuge
und zusammen mit der militärischen Verstärkung
(1 Leutnant, 6 Unteroffiziere und 11 Mann) abfuhr mißtrauen.
Da die Möglichkeit vorhanden, daß bereits die geftört war, hatte ich
Der Missionar Diehl, nach
seiner Ansicht über die Verhandlungen gefragt, gab
an, daß kein Grund vorläge, den Eingeborenen zu
Da die Telephonverbindung noch nicht
gemäß der Verabredung mit
Hereros offensiv vorgegangen seien oder doch während Oberrichter Richter-Windhuk ein Gespräch, teilte ihm
des Tages einen Angriff ausführen könnten, gab ich das Erlebte mit und betonte besonders die weiteren
dem Führer der Verstärkung — Leutnant a. D. Demonstrationsbewegungen und Ansammlungen der
Groening — den Rat, von Teufelsbach an die
Mannschaften nicht offen zu zeigen. Es wurden zu
diesem Zweck von dem Eisenbahnbetriebsleiter Hennig
bereitwilligst zwei Personenwagen gestellt, und zur
Sicherheit, daß die Strecke von Okahandja bis
südlich der beiden großen Brücken noch nicht ge-
fährdet sei, wurde eine Maschine auf telegraphischen
Antrag hin uns entgegengesandt. Ohne Belästigung
seitens der Eingeborenen und ohne Störung auf
der Bahn liefen wir mit dem Zuge, der mit großer
Vorsicht sich vorwärts bewegte, in Okahandja gegen
2½ Uhr ein, nachdem wir die erwartete Lokomotive
nicht südlich der Swakopflußbrücke, sondern an der
Halte= oder Wasserstelle Osona (zwischen der
Okahandja= und Swakopflußbrücke) angetroffen hatten.
Auf dem Bahnhofe in Okahandja traf ich Distrikts-
chef Zürn und mehrere bereits geflüchtete Ansiedler —
Ziegler nebst Familie. — In Okahandja bestand
schon eine starke Aufregung, was Herrn Zürn ver-
anlaßt hatte, vom 10. zum 11. Jannar nachts zu
alarmieren und die Feste durch Einziehung der Re-
serven — besonders die Türme — militärisch zu
besetzen. Meine nächste Aufgabe war nun, mit
Samuel Maharero zu verhandeln, erfuhr jedoch,
daß dieser gar nicht anwesend sei, sondern sich außer-
halb Okahandjas aufhalte. Herr Zürn hatte bereits
am Vormittag versucht, den anwesenden Kapitän
Ouanja von Otiilkurume zu sich zu rufen, aber ohne
Erfolg.
Am Nachmittag jedoch, gegen 5 Uhr, erschien
dieser, nachdem Zürn und ich ihm mehr als halbwegs
auf dem Platze zur Eingeborenen-Werft entgegen-
gegangen waren und er durch Vorboten sich über-
zeugt hatte, daß wir nicht bewaffnet oder unter
bewaffnetem Schutz kamen. Stehend wurden die
Verhandlungen geführt, und zwar in Gegenwart des
Missionars Diehl, der die Unterredung verdolmetschte.
In glaubhafter Weise gab Ouanja an, daß
Samuel im Felde noch beschäftigt sei mit Einziehung
von Schulden und dergleichen, daß er aber erwartet
würde; ebenso hörten wir, daß Assa Riarua sehr
krank sei. Ferner teilte er mit, daß die großen
Mengen Hereros aus dem Norden und aus dem
Sandfelde nach Okahandja gekommen seien, um
Kapitänsstreitigkeiten (bez. Salatiel und David-
Waterberg) und Erbschaftsstreitigkeiten zu schlichten
und daß das Mitbringen der Gewehre keinen be-
sonderen Grund habe. Die Eingeborenen erinnerten
selbst an den Schutzvertrag, und der Schluß der
Verhandlungen lautete jedenfalls völlig friedlich und
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Hereros. Herr Zürn beantragte Kriegsschiffs-
verstärkung vom „Habicht". Wir und die
weißen Bewohner Okahandjas hielten die Aus-
sagen der Eingeborenen für fingiert, und mit Rücksicht
auf die immer mehr wachsende Zahl der zuzlehenden
Feldhereros blieben die meisten Weißen nicht in
ihren Häusern, aus Angst vor einen Uberfall,
sondern zogen sich in die Kaserne (Störmer — Wecke
Voigts — nebst Familie) und zum Teil in das
Bahnhofsgebäude (Denker und Diekmann nebst Fa-
milien) zurück. Der Abend und die Nacht vom
11. zum 12. Januar verliefen ruhig. Eine Patrouille
konfiszierte am Abend mehrere ungestempelte Ge-
wehre. Erwähnt sei, daß Herr Missionar Eich-
Waterberg in einem Briefe an Distriktschef Zürn
keine Befürchtungen ausgesprochen hatte, die auf
einen Aufstand schließen ließen. Ein Ansiedler,
Nieth, welcher am 10. nachmittags vom Norden nach
Okahandja gekommen war, wollte genau wissen,
daß die Hereros einen solchen in großem Umfange
an einem bestimmten Tage planten, und ein Ansiedler,
Händler Leinhos, teilte uns am Abend des 11. Ja-
nuar mit, daß nach den von ihm eingezogenen Er-
kundigungen bei einer Hererofrau die Bewegung
nur den Weißen gelte und daß der Schlag bald
ausgeführt werden sollte. Nach dieser Mitteilung
beantragte Zürn, das Maschinengewehr aus Windhuk
zu schicken. — Voraus schicke ich, daß tatsächlich
nach späteren Mitteilungen das Morden und Brennen
im nördlichen Hererolande bereits am 11. Januar
begonnen hat, und daß wahrscheinlich die Alarmierung
der Feste Okahandja, die Besetzung der Türme
sowie die Verstärkung von Windhuk den geplanten
Überfall von Okahandia einen Tag verschoben
haben.
Eine Patrouille, Feldwebel Kühnel und zwei
Mann (worunter Grundmann) und ein Eingeborener
(Herero David), welche am 11. Januar, 5½ Uhr
abends, behufs Warnung und Heranholung von
Weißen nach dem Norden gesandt wurde, ist bis
heute noch nicht zurückgekehrt.
Am Abend des 11. Januar kam Oberarzt
Dr. Maß von Karibib, welcher die Untersuchung
der für den Südfeldzug eingezogenen Reserwisten
vornehmen sollte. Nach seinen Mitteilungen war
auf der Strecke Karibib — Okahandja noch nichts
passiert, was auf einen Aufsstand schließen lassen
konnte. Belm Abendessen hörte man einen Schuß,
der jedoch von unserer Seite, und zwar von einem