Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Eindringlich habe ich die Eingeborenen auf die 
Vorteile der Olpalmenkultur hingewiesen und den 
Häuptlingen die Anlage besonderer Farmen zur 
Pflicht gemacht. 
Baumwolle fand ich nirgends, dagegen in drei 
Esakoidörfern einige Tabakpflanzen. 
Vor allem, um in solchen Fragen der Boden- 
kultur wie auf den zukünftigen der Verwaltung und 
Besteuerung erfolgreich und gerecht auf die Einge- 
borenen einwirken zu können, wird bei der zunehmen- 
den Ostausdehnung des Bezirks die Zusammenfassung 
der zerstreuten Bevölkerungsgruppen desselben Unter- 
stammes unter ein gemeinsames, geistig höher stehen- 
des Oberhaupt immer dringender. Auch ist es 
wünschenswert, daß in absehbarer Zeit die Stations- 
gerichtsbarkeit durch Einsetzung eines Eingeborenen- 
gerichts entlastet wird. 
Der Bajangweg führt auf seiner Endstrecke Me- 
baude—Ngumbagrenze über einige Höhen, deren 
Anstieg auch den schwatzhaften Eingeborenen ver- 
stummen und ihn hin und wieder einen pfeifenden 
Laut seiner Lungenarbeit ausstoßen läßt; mit ihrer 
Umgehung an der Hand der Wegeaufnahme habe 
ich den Unteroffizier Kröger beauftragt. Gleichzeitig 
erhielten einige Bajangdörfer, welche vor der schwie- 
rigen Instandhaltung dieser Wegestrecke schon vor 
längerer Zeit tiefer in den Busch zurückgewichen 
waren, Weisung, binnen sechs Monaten sich am Wege 
selbst wieder anzusiedeln. 
Ahnliche Verhältnisse wie bei den Bajang glaubte 
ich bei den Jenjok anzutreffen, habe aber in dem 
Häuptling von Mameuji die geeignete und allseitig 
geachtete Persönlichkeit gefunden. Auch hatte er sich, 
wie Asewolo, bislang auf der Station nicht blicken 
lassen und war über meinen unerwarteten Besuch 
aus noch weniger erwarteter Richtung ebenso über- 
rascht wie ich über Lage, Größe und Schönheit seines 
verfteckten Besitzes. 
Von Jem (Esakol) erreichte ich nach dreistündigem 
Wasser= und Sumpfmarsch das etwa 6 km südlich 
gelegene Dorf, dessen hohes Palaverhaus einen selten 
chönen Rundblick auf die Mameufji kesselförmig ein- 
schließenden Höhen gewährt. Hier fand ich in be- 
schaulicher Weltabgeschiedenheit Edimenko, den großen 
Jenjokhäuptling, wie Oundi ihn bezeichnet, mit seinen 
Leuten plaudernd im Palaverhaus sitzen. Angenehm 
überrascht war ich von der selbstbewußten Ruhe, mit 
der er, schnell gefaßt, mich begrüßte, und von seinen 
offenen Antworten auf meine Fragen. Die gegen 
Südosten, der Richtung der Station, wie eine Barri- 
kade vorgelagerte hohe Berggruppe, welche den Weg 
von Sonkot zu einer weiten Umgehung nach Westen 
zwingt, hatte er scheinbar als Fingerzeig genommen 
und auch seinerseits die Station immer in respekt- 
voller Entfernung umgangen, wenn er einmal seine 
südöstlich derselben sitzenden Brüder besuchte. Diese 
aber achten und hüten das Geheimnis solch klöster- 
licher Zurückgezogenheit ihrer Landsleute, um in Fällen 
der Not deren Gastfreundschaft beanspruchen zu 
  
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können. Nun einmal der Bann gebrochen war, er- 
widerte er meinen Besuch bereits am nächsten Tag, 
brachte reichlich Lebensmittel und ist auch noch vor 
Weihnachten hier auf der Station erschienen. 
Von den anderen hier ansässigen Unterstämmen 
nehmen noch hervorragendere Stellungen ein: bei 
den Jebai der Häuptling Manesang von Tjange, 
bei den Jengap Ebalendong von Mabai und den 
Jesombe Esamba von Angola. Die Hauptgruppen 
dieser und der weiter genannten aber sind — die 
Jebal ausgenommen — außerhalb des bereisten 
Gebietes ansässig. Sie kennen zu lernen, um darauf- 
hin über die Einsetzung von Oberhäuptlingen und 
die eventuelle Rückführung einzelner versprengter Teile 
Vorschläge machen zu können, habe ich für die nächst- 
monatige Bereisung ins Auge gefaßt. 
  
Gummiproduktion und Gummigewinnung. 
Oberleutnant Frhr. v. Stein berichtet über den 
Stand der Gummiproduktion im Schutzgebiete 
Kamerun und über die rationellste Art der Gummi- 
gewinnung von Kickriabäumen wie folgte 
Ich nehme voraus, daß die folgenden Be- 
merkungen sich zunächst nur auf die südliche Hälfte 
des Schutzgebietes und den aus der Kickxia elastica 
Preuss. gewonnenen Gummi bezlehen. Doch werden 
die Verhältmisse weiter im Norden, über die mir 
persönliche Anschauung fehlt, jedenfalls ähnliche sein. 
Betreffs des aus Landolphlen gewonnenen Kautschuks 
dürften Maßnahmen kaum mehr am Platze sein, da 
einmal die ursprünglichen Bestände durchweg infolge 
der Produktion durch Raubbau vernichtet sind, dann 
hat sich aber auch, laut Angabe sämtlicher auch nicht- 
deutscher Autoritäten (Schlechter und kongostaatliche 
Firmen), für die wild vorkommenden Landolphien 
ihres eigentümlichen Wachstums halber und infolge 
der schnellen Gerinnung ihres Micchsaftes eine 
Methode noch nicht gefunden, ohne Vernichtung 
der Pflanze eine lohnende Menge des fertigen Pro- 
duktes zu gewinnen. Ubrigens wachsen diese Lianen 
bis zu ihrer Anzapfungsfähigkeit derartig langsam 
nach, daß für die nächsten beiden Jahrzehnte eine 
Ausbeute des jungen Nachwuchses nicht in Frage 
kommen wird. 
Das, was man gemeinhin als Raubbau be- 
zeichnet, was die Verödung der gesamten Urwälder 
des Südens bis etwa an den 13. Grad heran an 
Gummipflanzen veranlaßte, was den kaoufmännischen 
Betrieb gezwungen hat, mit umfangreichen und kost- 
spieligen Neueinrichtungen immer weiter in das 
Inland vorzudringen, wurde nicht etwa, wie man 
vielfach annimmt, durch die in anderer Beziehung 
so auffälligen Auswüchse elner zu scharfen Konkurrenz, 
auch nicht durch das Bestreben der Eingeborenen 
hervorgerufen, auf mögllchst bequeme Weise das 
Produkt zu erzielen oder gar durch bezügliche, ge- 
wissenlose Instruktionen seitens kaufmännischer An-
	        
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