Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

erklärt es sich, wenn der Fluß sich in zahlreichen 
kleinen Fällen und Schnellen zur Küste bewegt. 
Die das Nordufer an der Ubergangsstelle begleiten- 
den waldigen Höhen erheben sich zu annähernd 
derselben Höhe wie am Südufer, dann fällt das 
Gelände aber ohne schroffe Formen allmählich nach 
Norden und Westen zum Flußtal des Nkele, des 
rechten größeren Nebenflusses des Njong, ab. Die 
Wasserscheide zwischen Niong und Sanaga muß 
verhältnismäßig nahe am Sanaga liegen. Das 
Bakokoland ist gut bevölkert und überaus reich an- 
gebaut. In dem großen unbewohnten Urwalde, 
der die Grenze zwischen Ngumba und Bakoko bildet, 
und auch sonst noch in kleineren Urwaldstrecken 
fanden sich an verschiedenen Stellen die Spuren der 
Gummigewlnnung, die auch hier völlig als Raub- 
bau durch Ausschlagen und Zerstückeln der Gummi- 
liane getrieben wird. Der Reichtum des Bakoko- 
landes an Olpalmen, zum Teil in ganz jungen 
Beständen und zu förmlichen Palmenwäldern ver- 
einigt, ist erstaunlich. Doch soll nach Aussage 
farbiger Händler das Slgeschäft daniederliegen, da 
die Eingeborenen bei den geringen Preisen diesen 
Erwerbszweig nicht lohnend genug fanden. Die 
Handelsbezlehungen welsen meist nach dem Lolodorf 
und Kribibezirk, auch an Stellen, die räumlich 
Edea viel näher sind. 
An Feldfrüchten werden die in der ganzen Ur- 
waldzone üblichen angebaut: Planten, Kassada, 
Makabo, Yams, Mais, Erdnüsse, Kürbisse, Zucker- 
rohr, ferner vereinzelt süße Kartoffeln (Bataten) und 
Ananas, auch etwas Tabak. An Kleinvieh sind 
zahlreich Schafe, Ziegen, Hühner vorhanden, dagegen 
kein Großvieh. 
  
Bericht des Refüidenten Pauptmanns Abierry über 
Adamaua. 
Das der Residentur zugeteilte Adamaua mit den 
Hauptzentren Garua, Marua, Reibuba, Bubandjida 
und Ngaundere ist dank der energischen militärischen 
Unterwerfung nunmehr als völlig beruhigtes Gebiet 
zu betrachten, in dem größere kriegerische Verwick- 
lungen ausgeschlossen sind. Die herrschenden 
Fullahs verhalten sich der deutschen Regierung 
gegenüber unterwürsig, dagegen sind von den 
Heidenstämmen nur die kleinen und schwachen unter 
der Fullahherrschaft (abgesehen von den großen 
Heidenreichen Bubandjida, Lamorde); die stark 
bevölkerten Heidengebiete verteidigen nicht ohne 
guten Grund ihre Selbständigkeit und werden, wo 
es ihnen möglich ist, durch Wegeräubereien, Uber- 
fälle auf Fullahdörfer und Abfangen ihrer Vieh- 
herden offensiv. Militärische Operationen gegen die 
im Hordenverband lebenden Heiden sind im all- 
gemeinen stets bloß Strafzüge gewesen, welche die 
politische und wirtschaftliche Einverleibung nicht zur 
Folge hatten. Bei der bisherigen Arbeitsunfähigkeit 
der Fullahs aber sind gerade die dichtbevölkerten 
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Heidengebiete von größtem, wirtschaftlichem Werte 
und müssen auf friedlichem Wege durch Zusicherung 
verschiedener Rechte und Selbständigkeit, soweit dies 
politisch ratsam ist, gewonnen werden. 
Im Berichtsmonat wurde bereits ein großer 
Teil der nicht unter Fullahherrschaft stehenden 
Durus durch Verleihung einer selbständigen Herr- 
schaft (Serota) am Wege nach Ngaundere für die 
zukünftigen wirtschaftlichen Absichten vorbereitet, mit 
anderen durch entlassene Gefangene oder freige- 
kaufte Sklaven als Sendboten Verbindung an- 
geknüpft. Die vorgenannte Serota wurde dem 
Arnado Sakdje verliehen. Auch für die Fullah- 
bevölkerung wird sich nach dem zukünftigen Plane 
praktisch durchführbare Verwendung finden. Im 
Handel werden dieselben zwar nie in Konkurrenz 
mit den gewissermaßen als Händler geborenen 
Haussas, Jombas, Larabis, Beriberis treten können, 
für rationelle Viehzucht ober und europäische Kulturen 
neu einzuführender Landesprodukte werden sie in- 
solge ihres geistig höher stehenden Niveaus zu- 
gänglich sein. 
Gelegentlich der Begrüßung des Kaiserlichen 
Gouverneurs waren hierselbst nicht weniger als 
siebenundsechzig selbständige Herrscher (Lamidos, 
Ardos, Djauros) zusammenberufen, wobei der 
Agaunderedistrikt nur durch seinen Lamido ver- 
treten war. Die Residentur hat im Einverständnis 
mit den einschlägigen Sultanen eine monatliche 
Zusammenkunft lam Neumond) in Garua zwecks 
Beratschlagung vereinbart, und ist es als vorteilhaft 
anzuerkennen, daß von ihnen selbst der Wunsch zum 
Zusammenschluß in größere Verbände vorgebracht 
worden ist. Die Residentur steht dieser Verein- 
fachung der Landesverwaltung beistimmend gegen- 
über, es bedarf aber noch bis zur Bestätigung 
weiterer Beratschlagung. Auf der neuen Einteilung 
muß nämlich die neu geplante Steuereinschätzung 
gleichzeitig fundiert werden. 
Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Orbnung 
im derzeitigen Gebiet wird eine Polizeitruppe von 
60 Mann als völlig ausreichend in Antrag gebracht, 
die sowohl genügenden militärischen Schutz der 
Regierungsvertretung sicherstellen würde, als auch 
für die Überwachung der derzeitig noch unklaren 
Grenzverhältnisse genügt. Daß diese Truppe außer 
obiger Verwendung eine gründliche Ausbildung im 
Wege= und Brückenbau, Anlage von Raststationen 
und anderes mehr erhalten soll, ist selbstverständlich. 
Durch Ubersendung einer größeren Zahl Armatur- 
stücke zur Bildung irregulärer Hilfstruppen wäre 
auch für die weitere Zukunft vorgearbeitet. 
Die deutsch-englische Grenzkommission ist mit 
ihren Arbeiten bereits bis Höhe Madagali vorwärts 
geschritten. Es sind zur amtlichen Erledigung hierher 
einige kleine Zusammenstöße der Expedition mit 
Heidendörfern zur Mittellung gelangt, dieselben 
haben aber, wie der Expeditionsleiter selbst schreibt, 
den Grund in diesseitigen Felddiebstählen. Wie-
	        
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