Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Intelligenz der Leute reichte aber nicht aus, die 
Vorzüge dieses Bezahlungssystems zu erkennen. Sie 
evorzugten es, einen festen Lohn auszubedingen und 
sich zur Arbeit antreiben zu lassen. 
ennzeichnend ist ferner, daß die sogenannten 
Togo-Maurer noch recht wenig Gefühl für das 
Wirkelrechte und Lotrechte und für eine gerade Flucht 
besitzen. Ohne Aufsicht stellen sie eine Mauer krumm 
und aus dem Lot gehend her trotz Schnur, Richt- 
heit, Wasserwaoge und Lot. Von anderen Arbeiten, 
die ein weiteres Nachdenken erfordern, möge ganz 
abgesehen werden. 
Der hier zum Handwerker heranzubildende Ein- 
geborene ist eben noch zu sehr Naturkind, dem die 
einfachsten Begriffe noch nicht geläufig sind. Deshalb 
ind auch diejenigen Handwerker, welche die Lehrzeit 
hinter sich haben, gegenüber dem europäisschen Hand- 
werker immer noch als Schüler anzusehen und müssen 
demgemäß auch behandelt werden. Eine Arbeit ihnen 
ganz selbständig zu übertragen, ist zur Zelt noch 
nicht möglich. Es muß der Lehrer in Gestalt des 
weißen Handwerkers dabel stehen, damit erstens 
überhaupt gearbeitet wird, und zweitens das Richtige 
gemacht wird. 
Diese Mißstände lassen sich nur dadurch beseitigen, 
daß die heranwachsenden Lehrlinge neben der prak- 
tishen Anleitung eine entsprechende theoretische Aus- 
ldung erhalten. Diesem Zweck dient eine im Herbst 
1908 in Lome eingerichtete Handwerkerschule. Ihr 
Lehrplan umfaßt neben der deutschen Sprache, die 
zur Erleichterung der Verständigung zwischen dem 
teutschen Aufseher und den farbigen Arbeitern un- 
dedungt erforderlich ist, einfaches Rechnen, die Kenntnis 
er Maße und, sowelt möglich, Rechnen und 
Schreiben. Durch einen einfachen Zeichenunterricht 
soll der Blick für gerade Linien, rechte Winkel usw. 
geübt werden. 
9 Die Schule ist in zwei Kurse geteilt: für solche 
ehrlinge, die noch gar nichts können, und für vor- 
F. chrittenere. Gegenwärtig besuchen 27 Lehrlinge 
ese Handwerkerschule. 
und Der Unterricht wird durch einen deutschen Lehrer 
stell eingeborenen Unterlehrer erteilt. Die An- 
ellung des letzteren macht sich wegen der nicht zu 
vermeid 
natwenbenden Vertretungen für den deutschen Lehrer 
in ie bisher mit den eingeborenen Handwerkern 
M# ogo gemachten Erfahrungen lassen sich trotz aller 
cch als befriedigend bezeichnen, wenn man be- 
kultot tigt, daß erst der Handwerker aus dem un- 
Wel derten Naturmenschen herausgebildet werden muß. 
worden Erfolge in dieser Hinsicht bereits errungen 
oß in #in, läßt sich am besten daraus erkennen, 
gegenwä er Tischlerei des Gouvernements in Lome 
on Dürtg eine größere Arbeit, die Anfertigung 
in A rren und Fenstern des Gouvernementshauses, 
verglussührung isf, und daß diese Arbeit nach soch- 
eurd ndigem Urteil den Vergleich mit gleichartigen 
bäischen Erzeugnissen nicht zu scheuen braucht. 
  
387 — 
Weiteventwicklung der Baumwollkultur. 
Mit der Frage der Weiterentwicklung der Baum- 
wollvolkskultur in Togo befaßte sich auf Ver- 
anlassung des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees die 
kürzlich in Lome stattgehabte Konferenz der Baum- 
wollinteressenten der Togokolonie. Der Bericht des 
stellvertretenden Gouverneurs Graf v. Zech stellt fest, 
daß der Baumwollbau der Eingeborenen auch als 
Zwischenkultur in ihren Jams-, Mais-, Maniok= und 
Erdnußfarmen vorzügliche Aussichten bietet, daß aber 
für die Welterentwicklung der Kultur der Bau einer 
Inlandbahn und von Zufuhrstraßen aus dem Innern 
und die Einführung einer rationellen Viehzucht un- 
erläßliche Vorbedingungen sind. 
Der Bericht sagt u. a. wörtlich: Die weitere 
Ausbreitung der Baumwollkultur steht und fällt mit 
der Transportfrage. Die 19014/05 zu erwartende 
Baumwollernte von 1000 Ballen à 500 Pfund auf 
den Köpfen von Trägern zu befördern, ist mit den 
allergrößten Schwierigkeiten verbunden; für dle Last, 
zu 60 Pfund gerechnet, sind 8300 Träger zum 
Transport erforderlich. Dazu kommt, daß das vor- 
handene Menschenmaterial schon ietzt kaum zur Be- 
wältigung des Lastenverkehrs hinreicht. Nach den 
bisherigen Erfahrungen darf von Jahr zu Jahr mit 
einer erheblichen Steigerung der Baumwollproduktion 
in Togo gerechnet werden. Nur die beschleunigte 
Ausführung einer Inlandbahn kann die Zukunft der 
aussichtsvollen Baumwollkultur sicherstellen und 
gleichzeitig dazu beitragen, die große Zahl der jetzt 
als Träger verwendeten Eingeborenen für die pro- 
duktive Landwirtschaft und insbesondere für den 
Baumwollbau freizumachen. 
Deutsch-Südwestafrika. 
Der Perero-Aufstand. 
88. 
Den 31. Mal. 
Die Hellographenstation Okowakuatjiwi wurde 
am 28. früh von einer Hererobande angegriffen. 
Gegner zurückgeschlagen, verlor vier Tote. Verfolgung 
durch stärkere Patrouille. 
89. 
Den 4. Juni. 
Gouverneur Leutwein meldet: Bei Okowakuatjiwi 
sowie Outio in letzten Tagen kleine Zusammenstöße 
mit einzelnen Hererobanden. Heliographenverbindung 
Omaruru-Outjo wiederhergestellt. Bei Outjo See- 
soldat Friede der 3. Kompagnie des Seebataillons 
am 31. Ma gefallen. Hereros nach Osten zurück- 
geworfen. 
90. 
Den 7. Juni. 
Gouverneur Leutwein meldet aus Okahandja 
Am 31. Mai find bei Outio im Patrouillengefecht
	        
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