Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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der späteren Anwendung des Serums deswegen 
nicht wesentlich gröfser wird. 
Diese Versuchsreihe, bei welcher ich auf 
0,01 cem Virus herabging, gestaltete sich folgen- 
dermalsen: 
Virus Zwischenzeit Serum Resultat 
1. 0,01 4 Tage 200 sehr leichter Anfall 
2. 0,01 4 ?„ 20 v 7: ¾l 
3. 0,01 4 200 ? v » 
4. 0,01 4 » 100 kein „ 
5. 0,01 4 " 100 v » 
6. 0,01 4 2 100 v v 
7. 0,01 4 ? 100 „ 2 
8. 0,01 4 » 50 v 2 
9. 0,01 4 „ 50 mittelschw. 2 
Zu dieser Reihe gehören dann noch die 
folgenden beiden Tiere mit tödlichem Anfall. 
Virus Zwischenzeit Serum KResultat 
10. 0,01 4 Tage 200 tödlich. Anfall 
11. 0,01 4 „ 100 2 
Um zunächst über diese beiden letzten Fälle 
Aufklärung zu geben, sei bemerkt, dals Nr. 10 
nicht das gleiche Virus erhalten hat wie alle 
übrigen Tiere, sondern ein anderes, hergestellt 
aus dem Blute eines Pferdes, welches durch 
sogenanntes Passagevirus inflziert wurde, d. h. 
durch ein Virus, das sukzessive mehrmals auf 
Pferde verimpft und dadurch wahrscheinlich zu 
einer grölseren Virulenz herangezüchtet war. 
Ob diese Erklärung richtig ist, mülste durch 
weitere Versuche mit Passagevirus geprüft 
werden. Ich konnte für diesen Zweck keine 
Tiere opfern und habe es deshalb vorgezogen, 
dieses Virus nicht ferner zu gebrauchen. Auf 
jeden Fall lehrt dieser Versuch, dals das Horse- 
sickness-Blut verschiedene Grade von Virulenz 
haben kann, und dals man deswegen, wie be- 
reits früher angeraten ist, sich einen grofsen 
Vorrat von einem bestimmten Virus halten soll, 
dessen Eigenschaft man genau prüfen muss, 
bevor man es in der Praxis verwendet. 
Bei dem Pferd Nr. 11 ist insofern von dem 
sonst üblichen Verfahren abgewichen, als das 
Virus und das Serum auf verschiedenen Seiten 
des Halses injiziert wurden, während die übrigen 
Tiere beide Injektionen atets an derselben Hals- 
seite erhielten. Nur diesem Umstande möchte 
ich es zuschreiben, dals das Serum nicht zur 
vollen Wirkung kam. Dals es nicht ganz wir- 
kungslos geblieben war, liels sich daran er- 
kennen, dals der Krankheitsverlauf ein sehr 
Protrahierter war und ganz den Anschein er- 
weckte, als ob das Pferd die Krankheit über- 
stehen würde. 
Daraus, dals Nr. 11 trotz Serumwirkung 
einen tödlichen Anfall, Nr. 9 einen mittelschweren 
und Nr. 1, 2, 3 leichte Anfälle hatten, geht zur 
Genüge hervor, dals die Dosis von 0,01 cem des 
von uns benutzten Virus für hochempfindliche 
  
Pferde ausreichend ist, um eine tödliche Infektion 
zu bewirken. Höchst wahrscheinlich liegt die 
einfach tödliche Dosis noch erheblich tiefer, und 
man würde bei sehr empfindlichen oder sehr 
wertvollen Tieren als Anfangsdosis für die Immu- 
nisierung eine geringere, vielleicht 0,005 cem 
oder 0,002 cem, zu nehmen haben. Auch durch 
Verkürzung des Intervalls von vier Tagen auf 
drei Tage kann die Gefahr verringert werden. 
Aber vorläuflig scheint mir die in der letzten Ver- 
suchsreihe benutzte Kombination von 0,01 ccm 
Virus und 100 cem Serum mit vier Tagen Zwischen- 
raum eine sehr zweckmälsige zu sein, da sämt- 
liche Pferde, und zwar hochempfindliche Tiere, 
dieselbe gut vertragen haben, wenn die dabei 
Zzu befolgenden Regeln genau eingehalten wurden. 
Auch die Serumdosis von 100 ccm scheint die 
gerade richtige zu sein, wie daraus hervorgeht, 
dals von den beiden Tieren 8 und 9, welche 
nur 50 cem erbielten, eins erkrankte, aber glück- 
licherweise am Leben blieb. Vielleicht könnte 
man in Zukunft mit Rücksicht auf Serum- 
ersparnis versuchen, ob nicht 75 cem ausreichend 
sind. 
Es kam nun weiter darauf an, zu ermitteln, 
ob die so behandelten Tiere auch einen ge- 
wissen Grad von aktiver Immaunität erlangt 
hatten, auf welchem man weiter bauen konnte. 
Ich liels deswegen allen Tieren, welche 
0,01 cem Virus überstanden hatten, die fünffache 
Dosis Virus, also 0,05 ccm, und nach einer Pause 
von vier Tagen nur die Hälfte Serum, nämlich 
50 cem, injizieren. Um eine Kontrolle zu haben, 
erhielt ein junges argentinisches Pferd, welches 
bis dahin noch nicht behandelt war, dieselben 
Dosen von Virus und Sernmm. Das Resultat 
dieses Versuches war, dals von den vorbehan- 
delten Tieren kein einziges irgendwelche Krank- 
heitserscheinungen, nicht einmal vorübergehende 
Temperatursteigerungen zeigte, während das 
Kontrolltier innerhalb der gewöhnlichen Inku- 
bationszeit schwer an Horse-sickness erkrankte 
und starb. 
Damit war bewiesen, dals die erste Virus- 
Serumkombination den Tieren einen erheblichen 
Grad von aktiver Immunität verlichen hatte. 
Ein Rest von passiver Immunität konnte es aus 
dem Grunde nicht sein, weil die zweite Injektion 
von Virus zwölf Tage nach der Seruminjektion 
gegeben wurde; also zu einer Zeit, wo die 
Wirkung des Serums vorübergegangen war. 
(Schlufs folgt.) 
Nolsontal-Wirtschaftliches Romitee. 
Aus dem Vorwort des demnächst erscheinenden 
VIII. Jahresberichtes pro 1903/04 des Kolonial- 
Wirtschaftlichen Komitees bringen wir nachstehendes 
zur Kenntniß:
	        
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