Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Aus dem Bereiche der Missionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Dem 89. Jahresbericht der Evangelischen 
Missionsgesellschaft zu Basel entnehmen wir 
solgende Daten über den derzeitigen Stand der 
Mission in Kamerun: 
Der Ton der Berichte aus Kamerun klingt sehr 
verschieden. Aus Mangamba, Lobetal und Bombe 
ist wenig Erfreuliches zu berichten. Doch ist von 
Mangamba aus das Werk bedeutend ausgedehnt 
worden, einige neue Außenstationen konnten ge- 
gründet werden, und man fand von Bombe 
aus bei weiteren Reisen freundliche Aufnahme. 
Lobetal weiß fast nur von Rückgang zu berichten. 
Dagegen zeigt Duala mit den Hauptstationen Bonaku 
und Bonaberi einen kräftigen Fortschritr. Diese 
beiden Stationen hatten zusammen fast 400 Heiden- 
taufen. Man bemerkt einen fortschreitenden Einfluß 
des Christentums, eine allmähliche Umwandlung der 
öffentlichen Meinung, ein Zurücktreten heidnischer 
Sitten, da und dort schon ein Uberwiegen des christ- 
lichen Elements über das heidnische, eine Empfäng- 
lichkeit für die Bildung, die die Schulen bieten. 
Durch energische Maßregeln der Regierung hat sich 
auch das äußere Bild von Duala vorteilhaft ver- 
ändert. Es wurden gute, gerade und breite Straßen 
in den Städten angelegt, während früher nur schmale 
und schmutzige Fußpfade von einem Stadtteil zum 
andern führten. Ohne Zweifel sind dadurch auch 
die Gesundheitsverhältnisse verbessert worden. 
Am Fuß und am Abhang des Kamerunberges 
im Stationsgebiet Viktoria und Buea kommt man 
dem Volk der Bakwiri nur langsam nahe, und auch 
die anderen Stämmen angehörigen Küstenbewohner 
zeigen nicht viel Empfänglichkeit, doch darf die Sta- 
tion Vektoria von einigen Fortschritten berichten, in 
Viktoria selber und besonders in Boana, und von 
Buea aus konnten zwei neue Außenstationen Ikaba 
und Ebonje, gegründet werden. 
Den bedeutendsten Fortschritt weist die Station 
Edea mit Sakbajeme am mittleren Sanaga auf. 
Hier konnten nicht nur, hauptsächlich als Frucht 
unserer Schulen, zahlrelche Heiden getauft werden, 
37 in Monga, 89 in Logobi und 55 in Sakbajeme 
aus dem Stamm der Babimbt und Bikok, sondern 
es wurde auch der Einfluß der Mission weiter aus- 
gedehnt. So wurde in der Richtung nach Jaunde 
eine neue Außenstation zwei Tagereisen weiter im 
Innern gegründet. 
Das bedeutendste Ereignis des letzten Jahres in 
der Kamerunmission, vielleicht überhaupt in der 
Basler Mission, war die Niederlassung der Mission 
in Balt. Es ist dem ganzen Charakter des Landes 
nach eine neue Welt, in die die Mission geführt 
worden ist, dieses Bali im Grasland des inneren 
Afrika, eine Welt, der das Evangellum noch fremd 
ist, nach der aber schon der Islam sich ausstreckt. 
Sie bietet unserer Mission eine neue große Ausgabe, 
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für die jetzt die rechte Zeit gekommen ist; vielleicht 
ist es im Blick auf dos Vordringen des Islam die 
höchste Zeit für das Eintreten der Mission. 
Die europäischen Missionare und eingeborenen 
Arbeiter sind folgendermaßen auf die einzelnen Sta- 
tionen verteilt: 
  
  
  
  
  
  
  
  
Europ. Missionare Eingeborene Arbeiter 
S 1. . 
i 8 S 513 S. —— 
Stationen ẽ * * “mr- 9 
E ——— 223 
S SeESS 
1 . 
Bonaktt...10 3 11124 — 25 
Bonaberi 4 11— — 24 — 24 
Bombbe 4 3 — 18 8 — 18 
Mangamba 3 1 25 9 34 
Njasoso 3 2 — 4 2 6 
Lobetal 3 11——— 1910l— 19 
Edeass324 29 
Viktoricg 2 1 —— 7 — 7 
Bue . 4 2 —— 7 — 7 
Balll 2 —— — — — 
Total!1 9 17 D 1| 152 16 169 
  
  
Der stellvertretende Gouverneur von Togo, 
Graf Zech, hat die Station Ho der Norddeutschen 
Missionsgesellschaft besucht und ihr folgenden aner- 
kennenden Brief gesandt: 
„Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar, daß Sie 
mir Gelegenheit gegeben haben, auch die Schulen Ihrer 
Missionsstation zu besichtigen. Ich habe mich davon 
überzeugen können, daß die Fortschritte der Schüler 
in Erlernung der deutschen Sprache sehr erheblich 
sind. Es ist dies um so erfreulicher, als weite Kreise 
in Deutschland an der Ausmerzung des Englischen 
und der Förderung des Deutschen unter den Em- 
geborenen des Schutzgeblets das lebhafteste Interesse 
nehmen. Ich wünsche von Herzen, daß das segens- 
reiche Wirken der Missionsstation Ho auch fernerhin 
auf fruchtbaren Boden falle, und daß die Herren 
Missionare den Dank für ihre aufopfernde Tätigkeit 
in den Früchten ihrer Arbeit reichlich ernten mögen.“ 
  
Am 29. September d. Is. wurde in Lealatele 
in Samoa die katholische Kirche eingewelht. Uber 
den Bau lesen wir im Heft 12 der Zeitschrift „Kreuz 
und Schwert“ folgendes: 
Schon seit vielen Jahren hatte man in den 
Hütten der Eingeborenen das große Unternehmen 
besprochen: eine Kirche aus Stein zu bauen, hier, 
wo die nötigsten Materialien zu einem solchen Bau 
fast gänzlich fehlen. Sand und besonders Kalk sind 
schwer zu haben. Die Eingeborenen müssen 4 bis 5 m 
tauchen, um die Korallensteine, woraus Kalk gebrannt 
wird, aufzufischen. Sie haben so fleißig gearbeitet, 
daß nach drei Jahren die Kirche fertig stand, ein 
herrlicher Beweis, was diese Eingeborenen vermögen, 
wenn sie Lust zu einer Sache haben.
	        
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