Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

Es handelt sich um eine kleinere Form dieser 
Menschenaffen (1,70 m vom Scheitel zur Sohle), 
die nun ihrer wissenschaftlichen Bestimmung 
harrt. Das Fell ist schwarz, bei einem alten 
Männchen der Rücken grau meliert. Hände bei 
jüngeren Tieren hell, mit dem Alter zunehmende 
Schwärze. 
Festgestellt wurde ferner der Leopard, von 
dem ein Exemplar sich leider aus der Falle los- 
riß, ein Wildschwein (augenscheinlich Flußschwein, 
issenge), Kmia (Rothaaraffe, von dem mehrere 
Exemplare erlegt wurden), Ukanda, eine Art 
Buschbock, die von einem Europäer noch nicht 
gesichtet ward, Baumschliefer (mbereri), eine Art 
Fuchs (mbuge- mbuge), die Schakalart gunsu 
mit hellbraun-gelblichem Fell, ferner die Zibetkatze 
und mehrere Wildkatzen. Außerdem erlegte ich 
einen vollkommen blaugefärbten Turako, dessen 
einziges Abzeichen eine ins graue schimmernde 
Brust ist. Die Ornis wird bei dem bevorstehenden 
Abstecher unseres Zoologen einer intensiveren 
Erforschung unterzogen werden; ebenso wird 
Dr. Mildbread auf dem Rückwege von Mikeno, 
dessen steile Zacken wir jetzt hoffen als erste 
Europäer besteigen zu können, vergleichende Stu- 
dien mit dem Rugege-Walde und den Kiwu-Inseln 
vornehmen. 
Auf dem Rückwege nach Kissenyi begegnete 
uns Dr. Czekanowski, der ebendorthin mar- 
schierte, lumsich nach seinem Aufenthalt in Mulereo 
wieder mit der großen Karawane zu vereinen. 
Seine Resultate müssen für die nicht zu lange 
Zeit seines dortigen Aufenthaltes als sehr günstig 
bezeichnet werden. 
Da er ebenfalls dem Grundsatze huldigt, daß 
nur große Sammlungen und ausgedehnte 
Messungen von wissenschaftlichem Nutzen sind, so 
hat er, stets längere Zeit an einem Orte bleibend, 
eingehende soziale Studien machen können. Bei 
den soziologischen Untersuchungen wurde die Haupt- 
aufmerksamkeit dem Klanwesen geschenkt, da diese 
Institution eine allgemein verbreitete Basis der 
sozialen Organisation bildet. Czekanowski hat 
außerdem 750 Schädel gesammelt und 1200 Leüte 
gemessen und eine große Anzahl Ethnographika 
nach Curopa abgesandt, deren Gesamtzahl mit 
ten übrigen Sammlungen der anderen Mitglieder 
Ereits zweitausend Nummern übersteigt. 
Czekanowski ist ebenfalls der Ansicht, daß die 
siel wa tein Zwergvolk find, denn auch seine 
160|9 Messungen ergeben einen Mittelwert von 
Man cm. Der kleinste von ihm gemessene 
ann hatte 143, die kleinste Frau 129 em, der 
größte 171 em. 
bieg der Gesundheitszustand der Europäer war 
des er tadellos, wie in diesem herrlichen Klima 
es Ruanda-Berglandes auch nicht anders zu er- 
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warten war, doch treten Krankheiten der Träger 
verhältnismäßig häufig auf, so daß Dr. v. Raven 
auch an diesen eine größere Anzahl Unter- 
suchungen und Blutproben vornehmen konnte, 
über deren Hauptresultate er folgendermaßen be- 
richtet: 
„Bei meinen Untersuchungen an Einge- 
borenen kam es mir einerseits darauf an, durch 
Benutzung eines größeren Materials Anhalts- 
punkte für die Beurteilung des Vorkommens und 
der Verbreitung einiger Infektionskrankheiten, be- 
sonders solcher, die, vom hygienisch-ärztlichen 
Standpunkt aus betrachtet, den Tropen ein spezi- 
fisches Gepräge geben, wie Malaria, Rückfallfieber, 
Tsetseerkrankungen, Küsten= und Texasfieber, zu 
gewinnen, um aus den Resultaten der Unter- 
suchungen Schlüsse auf eine eventuelle Besiedlungs- 
möglichkeit durch Europäer und die Aussichten 
für Aufzucht von Nutz= und Lasttieren ziehen zu 
können, anderseits aber darauf, festzustellen, ob 
unter Umständen die Gefahr vorlag, daß aus 
verseuchten Bezirken die Krankheiten durch den 
Verkehr in bis dahin noch gesunde Gegenden ver- 
schleppt werden könnten, so daß prophylaktische 
Maßnahmen zur Berhütung dieses Ereignisses am 
Platze und zu empfehlen wären. Für die Fest- 
stellung des ersten Punktes schien mir unser Träger- 
material, das, aus allen Teilen des Bezirkes 
stammend, aus den unter ihm vorkommenden 
Krankheiten einen einigermaßen sicheren Schluß 
auf die gesundheitlichen Zustände in der Heimat 
gestattete, sehr geeignet, und ich stellte dement- 
sprechend an den Leuten bei jeder sich mir bie- 
tenden Gelegenheit eingehendere Untersuchungen, 
besonders des Blutes, an. 
Wenn die Zahl der Untersuchungen keine 
höhere ist, so liegt dies einmal an der Schwierig- 
keit von Blutuntersuchungen während der Reise 
überhaupt, anderseits an der Indolenz der Neger, 
die nach dem Schwinden der Krankheitssymp- 
tome, bei Fieber, eine weitere Behandlung und 
Beobachtung meist für unnötig halten und sich 
ihr entziehen, wenn nicht schon ein Teil aus 
Furcht vor der Medizin der Europäer überhaupt 
jeder Beobachtung ausweicht. In dieser Gruppe 
von Untersuchungen ist auffallend die prozentual 
hohe Zahl von Fieberkranken, deren Krankheit sich 
meist als durch Malaria und in zweiter Linie 
als durch Rückfallfieber bedingt herausstellte. Hier- 
bei möchte ich darauf aufmerksam machen, daß 
die größte Anzahl der Malariakranken ihre Krank- 
heit von Hause mitbrachten, was aus der durch 
Blutuntersuchung festgestellten Zahl alter Fälle 
hervorgeht. Rückfallfieber häufte sich erst in der 
dritten Woche des Aufenthaltes auf der Karawanen-= 
straße.
	        
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