Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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lungserleichterungen zur Verfügung gestellt 
werden sollen. 
Die heutige Hackkultur der Eingeborenen ver- 
mag nur etwa den fünften Teil dessen zu leisten, 
was bei Verwendung des Pfluges bewirtschaftet 
werden kann. Professor Warburg hat berechnet, 
daß der Neger in Nordamerika mit dem Pfluge 
das 25 fache an Baumwolle zu produzieren ver- 
mag als der Neger in unseren afrikanischen 
Kolonien, der bekanntlich, wenn er einen Hektar 
unter Kultur hat, hiervon höchstens ein Fünftel 
mit Baumwolle und den Rest mit Nahrungs- 
mitteln bestellt. Die Anwendung der Pflugkultur 
wird aber außer der Möglichkeit, ein erheblich 
größeres Areal unter Kultur zu nehmen als bei 
der Hackkultur, eine Steigerung der Erträge auf 
der gleichen Fläche Landes zur Folge haben, da 
das Land bedeutend tiefer bearbeitet werden kann, 
als es bei der Hackkultur möglich ist. 
Der frühere langjährige Bezirksamtmann von 
Tanga, Regierungsrat Meyer, ist der Ansicht, 
daß durch die Einführung der Pflugkultur in die 
koloniale Landwirtschaft ein Umschwung der Ver- 
hältnisse hervorgerufen würde, wie er in Europa 
durch die Erfindung der Dampfmaschine hervor- 
gerufen worden ist. 
Koloniale Fachausstellungen. 
Die Erkenntnis, daß kolonialwirtschaftliche 
Ausstellungen das heimische Wirtschaftsleben günstig 
beeinflussen und namentlich Wissenschaft, Handel 
und Industrie zur Mitarbeit an der Erschließung 
und Entwicklung unserer Kolonien anspornen, 
veranlaßte das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
schon in der ersten Zeit seines Bestehens, Aus- 
stellungen in sein Programm aufzunehmen. 
In den Jahren 1896 bis 1907 hat das 
Komitee größere kolonialwirtschaftliche Ausstellung 
veranstaltet oder sich beteiligt: in Hamburg 
(Ausstellung der deutschen Landwirtschafts-Gesell- 
schaft), Berlin (Gartenbau-Ausstellung), Kassel, 
Eisenach, London, Daressalam, Zanzibar 
und Palime (landwirtschaftliche Ausstellungen), 
Berlin (Baumwoll-Erntebereitungsmaschinen- 
Ausstellung) 1908, St. Louis (Weltausstellung). 
Über hundert Wanderausstellungen kolonialer 
Produkte wurden abgehalten bei zahlreichen 
Handelskammern, Gewerbevereinen, bei Ab- 
teilungen der deutschen Kolonial-Gesellschaft, 
handelsgeographischen Vereinen, Naturwissen- 
schaftlichen und Kriegervereinen usw. An über 
50 Schulen wurden Schulsammlungen kolo= 
nialer Produkte geliefert. Einer Anzahl städtischer 
Museen wurden koloniale Sammlungen üÜber- 
wiesen. Schließlich wurden Sonderausstellungen 
der wissenschaftlich-wirtschaftlichen Expe- 
  
ditionen des Komitees in verschiedenen Städten 
des Reiches abgehalten. 
Die vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee im 
kolonialen Ausstellungswesen gemachten Erfahrun- 
gen lassen sich, wie folgt, zusammenfassen: 
Wie beim Ausstellungswesen im allgemeinen, 
so sind es auch beim kolonialen Ausstellungswesen 
die Fachausstellungen, welche wirklich praktischen 
Nutzen schaffen. Während bei allgemeinen Ko- 
lonialausstellungen die Lieferanten nach den 
Kolonien mit den uns wohlbekannten tausend 
Gebrauchsgegenständen den breiten Raum ein- 
nehmen und ohne Negertänze die schaulustige 
Menge nur flüchtig interessieren, üben Fachaus- 
stellungen, die einen neuen Industriezweig, der 
bisher nur in den älteren Kolonialländern heimisch 
war, vorführen oder bestimmte koloniale Rohstoffe 
und Produkte, die bisher nur vom Auslande be- 
zogen werden konnten, in ihrer Verarbeitung 
zeigen, einen starken und nachhaltigen Eindruck 
auf Forscher und direkte Interessenten aus; sie 
drängen Wissenschaft, Handel und Industrie, sich 
immer mehr mit der Entwicklung unserer Schutz- 
gebiete zu befassen. Solche Ausstellungen inter- 
essieren auch unsere intelligente deutsche Arbeiter- 
aft. 
Als nächste Fachausstellung ist die Einführung 
eines weiteren neuen Maschinen-Industriezweiges, 
von Baumwoll-Olgewinnungs-Maschinen, 
geplant, die außer den bisher fast ausschließlich 
in Amerika gefertigten Maschinen den weiteren 
Fortschritt der Baumwollkultur und der Ver- 
arbeitung von deutsch-kolonialer Baumwolle zu 
Halb= und Ganzfabrikaten zur Darstellung 
bringen soll. 
Ferner ist eine Ausstellung deutsch-kolo- 
nialer Hölzer in ihrer Verarbeitung in Aus- 
sicht genommen, zu welcher mehrfache Anregungen 
aus den Kreisen der deutschen Industrie und aus 
den Kolonien vorliegen. Über die schwierige 
Lage bestimmter Holz verarbeitender Industrie- 
gruppen hinsichtlich der Beschaffung ihrer Roh- 
hölzer und ihrer Abhängigkeit vom Auslande sei 
hier nur folgendes bemerkt: 
Die deutsche Bleistiftindustrie, der eine führende 
Rolle auf der Welt zukommt, leidet Mangel an 
billigen Zedernhölzern. Die deutsche Pfeifen- 
industrie ist ebenfalls um die Beschaffung von 
Bruyerenholz verlegen. Die Parkett= und Holz- 
pflasterungsindustrie, die Kunsttischlerei, Holz- 
drechslerei hängen hinsichtlich ihrer Hölzer wesent- 
lich vom Auslande ab. 
Unter diesen Umständen scheint es an der 
Zeit, die Hölzer der großen Waldgebiete unserer 
Kolonien Deutsch-Ostafrika und Kamerun, 
die jetzt durch die bewilligten Eisenbahnen ihrer 
Erschließung entgegengehen, den Interessenten in
	        
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