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Interessante Fingerzeige für eine rationellere
Aufbereitungsmethode des Palmkern= und Palmöles
ergab das Studium der Poissonschen Fabrik in
Cotonou, wo im vergangenen Jahre Maschinen
eines neuen, von dem französischen Ingenieur
Paulmyer gebauten Systems zur Aufstellung ge-
langten. Diese Maschinen, die von der Firma
L. F. Fournier & Cie. in Marseille hergestellt
werden, zeichnen sich dadurch aus, daß sie ohne
Anwendung von Schälmaschinen und ohne Zusatz
von Wasser, d. h. nach einer rein „trockenen“
Methode arbeiten. Sehr wichtig ist die in der
Fabrik von Poisson gemachte Erfahrung, daß
auch ältere Früchte in der Maschine gepreßt
werden können, wodurch der Betrieb einer Ol-
fabrik während des ganzen Jahres ermöglicht
wird. Mit dieser Maschine werden aus den
Olpalmfrüchten 16½ bis 18½ v.H. Ol gewonnen,
während die Eingeborenen daraus nur 10 bis
11 v. H. erhalten; das bedeutet eine Steigerung
des Ertrages um 50 bis 80 v. H.
Was die Einführung der Olpalmenkultur in
Deutsch-Ostafrika anbelangt, so dürfte zunächst die
Anlage einer Versuchspflanzung an einem kli-
matisch geeigneten Punkte der Kolonie zu emp-
fehlen sein. Die aus Westafrika eingeführten
Samen wären in Saatbeeten auszusäen, und es
dürfte zweckmäßig sein, die gezogenen Pflänzchen
zunächst an europäische Pflanzungsunternehmungen
zu verteilen. Die Verteilung von Samen an
Eingeborene im ersten Stadium der Einführung
der Kultur würde erfolglos sein. Sobald die
ausgepflanzten Olpalmen zu tragen beginnen, also
nach etwa 5 bis 6 Jahren, vermehrt sich die
Olpalme auf natürlichem Wege durch Selbst-
besamung. Zur Organisation und weiteren Aus-
breitung der Kultur sowie zur Einführung der
maschinellen Erntebereitung ist dann eine Reihe
weiterer Versuchsjahre erforderlich.
Ein ausführlicher Bericht Dr. Soskins über
seine Studienreise wird im „Tropenpflanzer“" ver-
öffentlicht werden. Das Komitee beschloß außerdem,
zwecks Einführung der Olpalmenkultur in Deutsch-
Ostafrika eine von Dr. Soskin auf Grund seiner
in Westafrika gesammelten Erfahrungen auszu-
arbeitende Anleitung in Deutsch und Kisnaheli
herauszugeben.
Holzexrpedition nach Kamerun.
liber ihre kürzlich abgeschlossene Holzerpedi-
tion nach Kamerun berichten die Professoren
Dr. Büsgen und Dr. Jentsch:
Die Expedition hatte den Zweck, durch eine
genauere Untersuchung des Kamernner Urwaldes
in forstwirtschaftlicher und botanischer Beziehung,
besonders in den Gebieten, die binnen kurzem
durch Bahnen dem Welthandel erschlossen werden,
weitere Grundlagen für die spätere wirtschaftliche
Nutzung der reichen Waldgebiete des Schutzgebietes
zu schaffen.
Nach Ankunft im Schutzgebiete Ende Oktober
unternahm die Expedition die erste Waldreise nach
dem Flußgebiet des Mungo und hinauf in die
Manengubaberge. Der Marsch erstreckte sich von
Mpundu über Mundame nach den Mungoschnellen,
von dort über Nijasosso nach der Manenguba-=
Bahnstrecke und an dieser entlang wieder zurück.
Zu beiden Seiten der Bahn befindet sich dichter
Wald, der teilweise reich an Ebenholz ist. Die
zweite Tour wurde den Sanaga hinauf nach
Edea, von hier zum Kelefluß und über Lokune
wieder zurück nach Edea unternommen. Die
durchreisten Wälder waren teils primärer, teils
sekundärer Natur. In den sekundären Wäldern
herrschten besonders drei Bäume vor: Der
bekannte Schirmbaum (Musanga Smithü,, der
Wollbaum (Ceiba pentandra) und Rauwolfia
macrophylla, die alle drei durch weiches, bisher
nicht genutztes Holz ausgezeichnet sind. Wie eine
genaue Untersuchung des Schirmbaumholzes in
Deutschland ergab, verspricht dieses ein (zwar nicht
für billige Massenerzeugnisse, jedoch für spezielle
Zwecke) große Vorteile bietender Rohstoff zu werden;
der Faserstoff ist zur Herstellung von feinen Illu-
strationsdruckpapieren sowie für die Herstellung
von Zellulose, aus der Kunstseide hergestellt werden
soll, sehr geeignet.
Der Reichtum an starken, zur Nutzung ein-
ladenden Stämmen ist im sekundären Wald nicht
besonders groß. Forstassessor Schorkopf, der im
Auftrage des Gouvernements an den Reisen teil-
nahm, schätzt ihn im Mungogebiet pro Hektar auf
etwa 10 bis 15 Stämme, was bei deren gewal-
tigen Dimensionen etwa 200 bis 250 Festmetern
Schaftmasse entspricht. Der primäre Wald ist
reicher an hohen und mittelhohen Stämmen; nach
Schorkopfs Schätzung kommen auf den Hektar
etwa 30 bis 40 mit 300 bis 350 Festmetern
Schaftmasse. Der Schirmbaum fehlt im primären
Walde vollständig; er ist eine Leitpflanze des
sekundären Waldes. Schorkopf schätzt das Flächen-
verhältnis des primären zum sekundären Wald
im Mungogebiet auf ¼ zu ¾ des Waldlandes,
im Gebicte südlich des Sanaga auf ½ zu 25
oder gar ½ zu 78.
Um die einzelnen Bäume wissenschaftlich zu
bestimmen und für alle Zeiten festzulegen, ist
reiches Blüten= und Früchtematerial gesammelt
worden. Außerdem wurden durch verschiedene
Aufnahmen von Probeflächen die vorhandenen
Holzmassen in ihrer ungefähren Menge ermittelt.
Die nähere Prüfung, welche Holzarten besonders
als Handelsholz in Frage kommen, wird nach den
nach Deutschland herübergesandten Holzproben