Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 582 20 
Ponape galt im Innern als unwegsam. 
Durchhaue erschienen wegen der kreuz und quer 
liegenden Stämme des vor mehreren Jahren 
durch einen Taifun gefällten Hochwaldes als 
unausführbar. Doch mußte ein Versuch gemacht 
werden, da der Bezirksamtmann in Ponape ohne 
Schiff mit noch soviel Truppen abgeschnitten ge- 
wesen wäre wie zur spanischen Zeit. Der mit 
60 Soldaten unternommene Versuch gelang. In 
zwei Monaten wurde ein etwa 20 km langer 
Durchhau quer durch die Insel nach Kiti und 
ein rechts abgehender Durchhau nach Paliker 
hergestellt. Die Baumstämme machten viel Arbeit, 
aber es ging. Anfang März marschierten ein Teil 
des Landungskorps und einige schwarze Soldaten 
in zwölfstündigem Marsche nach Kiti. Jetzt müssen 
nur noch etwa 20 km Zweigwege angelegt werden, 
was in Bälde geschehen soll. Ponape ist dann 
in allen seinen Teilen durch weiße Truppen er- 
reichbar. Dann dürften Aufstände für die Zukunft 
wohl kaum mehr zu befürchten sein. Daneben 
find durch diese Arbeit wertvolles Land und 
Wasserkräfte der allgemeinen Nutzung erschlossen 
worden. 
Im Anschluß an das Landungsmanöver fanden 
in Kiti, Mutok und Metalanim an Bord des 
„Jaguar“ Verhandlungen zwecks Einführung einer 
Arbeitssteuer statt. Sämtliche Häuptlinge der 
betreffenden Landschaften hatten sich sofort ein- 
gefunden und dem Vorschlage der Regierung zu- 
gestimmt. Das Schiff drang jedesmal so tief wie 
möglich in die schmalen Korallenhäfen vor, so 
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daß zur Verwunderung der Häuptlinge ihre Hütten 
in bequemer Reichweite unter den Geschützen 
lagen. Die Eingeborenen hatten das für unmöglich 
gehalten, denn das letzte Schiff, an das die alten 
Leute sich noch erinnerten, war der Südstaaten- 
kreuzer „Alabama“, der im Jahre 1862 vier 
Walfischsänger in Mutokhafen verbrannt hatte; 
in den übrigen Häfen waren nur die kleinen 
spanischen Flußkanonenboote gewesen. 
In Ponape herrscht noch Lehenssystem. Nach 
dem Tode eines Mannes fällt sein Land an einen 
anderen, von dem Häuptling zu bestimmenden 
Mann. Die Folge ist der Mangel von Interesse 
an dem Ausbau des Besitzes und, da sich nach 
dem Tode des Vaters die Familie notgedrungen 
zerstreut, auch absoluter Mangel an Familiensinn. 
Die Steuer legt nun jedem Manne zwischen 
16 und 45 Jahren die Pflicht auf, fünfzehn Tage 
im Jahre für die Regierung um den ortsüblichen 
Tagelohn von 1.¾ zu arbeiten. 50 v. H. des 
Arbeitslohnes erhalten die Namarakis oder Häupt- 
linge, 50 v. H. die Arbeiter. Dafür wird das 
Land freies Eigentum der Leute und die bis- 
herigen Naturalienabgaben fallen fort. Da die 
Insel 800 Männer zählt, so beträgt der jährliche 
Arbeitslohn gegen 12 000 .K. Durch diese Steuer 
werden also nicht nur die Eingeborenen zur 
Leistung eines Beitrages zu den öffentlichen Lasten 
herangezogen, sondern es wird damit auch eine 
Hauptursache der bisherigen Streitigkeiten unter 
den Eingeborenen, das Lehenssystem, beseitigt. 
  
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Kolonialwirtschaftliche (Mitteilungen. 
Kus dem „TKropenpflanzger“. 
Das Juniheft des „Tropenpflanzer“ enthält 
an erster Stelle einen längeren Aufsatz von H. 
L. W. Costenoble-Guam über die Behandlung 
eingeborener und anderer farbiger Ar- 
beiter und über die Frauenfrage in den 
Kolonien. Der Verfasser legt zunächst dar, daß 
ein sich stets gleichbleibendes ernstes Wesen, ge- 
paart mit gerechter Strenge, die Hauptbedingung 
für ein erfolgreiches Wirken des Europäers der 
farbigen Rasse gegenüber sei. Sodann wird die 
Verpflegungs= und Wohnungsfrage der Farbigen 
behandelt, die Maßregeln gegen besonders häufig 
auftretende Krankheiten derselben werden eingehend 
besprochen. Was die Frauenfrage anbelangt, so 
hält es der Verfasser, auf langjährige Erfahrung 
gestützt, für notwendig, daß die weiße Frau dem 
Manne in den Tropen zur Seite steht; die ge- 
sunde Frau wird dies ohne besondere Nachteile 
  
können. Welche Folgen die Mischung der weißen 
mit farbigen Rassen habe, zeige die Entwicklungs- 
geschichte des spanischen Kolonialreichs, dessen Zu- 
sammenbruch großenteils auf die ausgedehnte 
Rassen-Neuzucht in den einzelnen Kolonien zurück- 
zuführen sei. Für Kranke und Genesende, haupt- 
sächlich auch für die Frauen, befürwortet der 
Verfasser die Anlage von Höhenluftkurorten. In 
einem weiteren Artikel bespricht Ch. Böhringer, 
Stuttgart-Colombo, die Cinchona= und Kaut- 
schukkultur in Ceylon; er zeigt, wie erstere 
der aufstrebenden Kautschukkultur immer mehr 
weichen mußte, während auf Java die Cinchona- 
kultur zu einer Vollendung gedieh, die jeden 
Wettbewerb anderer Länder ausschließt. Th. F. 
Koschny, Costa Rica, empfiehlt in einem Aufsatz 
„Zur Forstkultur in den Kolonien“" die An- 
pflanzung zweier zentralamerikanischer Bäume, 
und zwar des sog. Laurel, Cordia gerascanthus,
	        
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