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bestehen, dessen Sinn man in die Formel kleiden
kann: „die durch das gleiche Geschlecht
vermittelte Blutsverwandtschaft wird als
die nähere bewertet.“
Dieses System deckt sich vollkommen mit dem
System des Totemismus, der die Toteme in
Doppelfolge vererbt, wie es am Viktoria Nyanza
noch lebt; es ist Ausdruck eines Clanwesens, das
vermutlich früher überall verbreitet gewesen ist,
wo jetzt einseitige Vater= oder Mutterfolge das
Totem vererben.
Hiernach läßt sich die Nomenklatur folgender-
maßen analysieren und ordnen:
Für Blutsverwandtschaft ist 1. in einer und
derselben Generation, wer mein Haupttotem, das
ich vererben werde, als solches führt, Clangenosse,
Kind zu uns gehörig, „ndugu, mwanakwetu“,
wer mein Nebentotem, das für mich nur persön-
liche Geltung hat, als Haupttotem führt, Ge-
schwister „lumbu“, wer zwar verwandt ist, aber
keins meiner Toteme führt, Vetter „mtani“; 2. in der
höheren Generation ist, wer meines Vaters Haupt-
totem als solches führt, Vater „baba“, „tata“ usw.,
wer meines Vaters Haupttotem als Nebentotem
führt, Tante „shengazi, sengi“ usw. (was vielleicht
„weiblicher Vater“ bedeutet), wer meiner Mutter
Haupttotem als solches führt, Mutter „mama,
nina“, wer meiner Mutter Haupttotem als Neben-
totem führt, Onkel „myomba, mami“ usw. (viel-
leicht mit „männliche Mutter“ wiederzugeben):
3. in der folgenden Generation ist, wer mein
Haupttotem als Haupt= oder Nebentotem führt,
Kind „mtoto, mwana“ usw., wer mein Neben-
totem als Haupt= oder Nebentotem führt, Neffe
„mpwa, mwipwa“ usw.; 4. in der nächsthöheren
Generation ist jeder Ahne „mkun, mukulu“ usw.
(Ausnahme oben für Saramo angeführt), wer
von den Ahnen keines meiner Toteme führt
„sekulu“, die anderen Großvater „tata ja tata"
und Großmutter „mama ja mama“; 5. in der
nächstfolgenden Generation ist jeder Enkel „mju-
kuu, mudzukulu“ usw.
Bei allen diesen Bezeichnungen ist es ganz
einerlei, ob der „ich“ ein Mann oder eine Frau
ist; Einteilungsprinzip ist nicht wie bei uns das
Sexus und der Anteil gleichen Blutes, sondern
es sind die Toteme und der Clan.
Für Eheverwandtschaft ist in derselben Gene-
ration, wessen Kinder eines meiner Toteme führen,
Schwager „mwamu, mulamu“ usw., zuweilen noch
wessen Kinder mit den meinen ein Totem gemein-
sam führen, verschwägert, Schwipschwager „wiwi“;
in der höheren und der folgenden Generation
meist jeder Schwieger „mkwe, buko“ usw., wenn
aber eine Differenzierung stattfindet, so ist nicht
mehr das Totem, sondern das Sexus, wie bei
uns, Gesichtspunkt für die Nomenklatur.
Sowohl der Totemismus als auch die
Verwandtschaftsnomenklatur stehen in enger
Verbindung mit den primitiven religiösen, sozialen
und juristischen Anschauungen der Eingeborenen,
und zwar gibt es verschiedene Varianten in
Einzelheiten, entsprechend den drei Arten der
Vater-, Mutter= und Doppelfolge sowie der
Differenzierungen in den Verwandtschaftsbezeich-
nungen.
Es ist nunmehr nicht verwunderlich, daß und
wie der Neger überall „Brüder“ findet: es find
seine Clangenossen, die er, wenn nicht schon an
den Clannamen, so sicher am Totem erkennt.
So lautet denn auch im Hehe die Begrüßung,
unserer Vorstellung entsprechend: „we nani?“
wer bist, wie heißt du? „we mwanani?“" von
wem stammst du? oder „lukolo lwako?“ welche
Landsmannschaft? „mulongo gani?“ welcher Clan?
und zum Schluß „utsitsile kiki?“ welches Totem?
Der bekannte, überall gefundene Ahnenkult
richtet sich auf die verstorbenen Clanvorfahren;
wo, wie meist, Vaterfolge herrscht, also in männ-
licher Aszendenz, jedoch mit bemerkenswerten
Ausnahmen, z. B. bei den Hehe, deren Fürsten-
geschlecht den Schwiegervater des sagenhaften
Dynastiestifters mit verehrt.
Die Tier= oder Pflanzenspezies, die einem
Clan als Totem dient, scheint zwar in Ostafrika
nirgends kultisch verehrt zu werden. Aber überall
bestehen Verbote, das Totem zu verletzen, nur
für die Clanangehörigen. Meist darf das Tier
nicht getötet werden, immer ist es verboten, es
zu verzehren, oder den Körperteil des Tieres,
der Totem ist, zu genießen, oder das Holz des
Baumes als Brennholz zu benutzen. Die Strafe
für die Übertretung solcher „Speiseverbote“ liegt,
soweit ich ermitteln konnte, überall auf religiösem
Gebiete: sie wird der Rache der Ahnengeister
(Swaheli „wazimu“, Saramo „mikungu“, Hehe
„masocka"“ usw.) überlassen; ein hartnäckiger Aus-
schlag gilt als Folge. Das Wort Swaheli „ju-
buka“, Saramo „dzubuka“, Hehe „tsubuka“ usw.
scheint diesen engen Begriff zu haben: „Ausschlag
bekommen wegen Totemverletzung“. An ihm soll
man bei Waisen ohne Angehörige, z. B. bei geraubten
Sklavenkindern, das Totem erkennen können.
Wichtiger, weil nicht nur das Verhältnis von
Menschen zu Tieren und Pflanzen betreffend,
sondern in das soziale Leben der Menschen unter-
einander eingreifend, sind die Wirkungen auf das
Eherecht. Alle Clangenossen fühlen sich so nahe
blutsverwandt, daß ein Geschlechtsverkehr unter
ihnen Blutschande ist. Kein Mann darf mit