Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Aufschlüsse über den Weg zur Küste, welche jene 
Expedition allerdings selbst nicht erreicht hatte. 
Westlich von den Nubib-Bergen begannen die 
Dünen; sie sind reich mit Gras bewachsen, steigen 
bis 80 km an und fallen nach Westen um 
160 m. Unser Weg, der durch Tier= und Wagen- 
spuren von Diamantenepxpeditionen deutlich gekenn- 
zeichnet war, führte uns noch vor Einbruch der 
Nacht wieder in eine Fläche. In dieser hatte 
eine Patrouille des Zuges Maltahöhe, welche 
auf Pferden beritten bis Chowachasib uns 
vorausmarschierte, um zwischen der Expeditions- 
truppe und Maltahöhe die Fühlung möglichst 
lange, eventuell auf heliographischem Wege, auf- 
rechtzuerhalten, Rast gemacht. Als die Pferde 
der Patrouille, etwa 10 Stück, unsere Kamele 
witterten, gingen sie trotz der Spannfesseln an 
den Beinen, im Galopp nach Westen ab. Da 
die Pferde in Richtung unseres Weges wegliefen, 
blieb uus nichts weiter übrig, als zu halten, 
weil die Pferde so unruhig geworden waren, 
daß nur durch Niederlegen der Kamele an ein 
Einfangen zu denken war. Mitternacht war 
vorüber, als es der Patrouille, die etwa 10 km 
zu Fuß den Pferden nacheilen mußte, endlich 
gelang, ihrer Tiere wieder habhaft zu werden. 
Pferde, auch Maultiere werden durch den Geruch 
des Kamels immer wieder in Aufregung versetzt, 
so lange sie sich nicht durch längeres Zusammen- 
leben daran gewöhnt haben. 
Am nächsten Morgen passierte es mir, daß 
ich mit meinem Kamele, stürzte. Da das Kamel 
jedoch nur nach und nach, nicht gleich in seiner 
ganzen Länge hinstürzt, ist das Stürzen für den 
Reiter mit keiner großen Gefahr verbunden. 
Bei Tagesaubruch erreichten wir die Chowachasib- 
Berge; in ihnen befindet sich eine Wasserstelle, 
die aber nur für wenige Menschen Trinkwasser 
hergibt. Chowachasib liegt 76 km westlich Gorab, 
wir hatten uns unserem Ziele, dem Ozean, also 
schon beträchtlich genähert. 
Vom 12. auf den 13. wurde eine Gewalt- 
tour gemacht: 55 km in elf Wegstunden, unter 
recht schwierigen Verhältnissen, bei hohen Dünen 
und Sandsturm. Bei dem Dünenmarsch nach 
Hauchab bewährte sich der junge Buschmann- 
führer Nowosab; immer führte er so, daß wir 
um die schlimmsten Flugsanddünen herum und 
an gefährlichen Dünenkesseln vorbei kamen, und 
das in stockfinsterer Nacht. Als der anbrechende 
Tag des 13. August uns kurz vor den Hanchab- 
Bergen fand, hatte sich der Sandwind gelegt; 
im Morgenrot boten auch die Dünenkämme und 
Täler, am westlichen Horizont, überragt von dem 
weiß schimmernden Hanchab-Gebirge einen er- 
habenen Anblickl; die Mühen des Nachtmarsches 
  
waren schnell vergessen. Noch galt es einen 
dreistündigen Marsch über einen steilen Gebirgs- 
rücken zurückzulegen, ehe wir an die Wasserstelle 
Hauchab kamen. Kurz davor fiel der greise 
Buschmann Au-Gaib vom Kamelj; infolge 
Altersschwäche konnte er sich nicht mehr im 
Sattel halten. 
Die Wasserstellen Hauchab liegen am Osthange 
des Gebirges gleichen Namens. Dort trafen wir 
mehrere Prospektoren. Das Wasser ist nicht sehr 
ergiebig, von den Diamantensuchern aber doch 
so gut erschlossen, daß einige Kamele getränh 
und unsere Wasserbehälter nachgefüllt werden 
konnten. Die Kamele fanden etwas Stechgras. 
An einem Felsen in der Nähe des Wassers waren 
Buschmannzeichnungen (Pfeile und Teile von 
solchen) zu sehen. Wir wurden auf diese Zeich- 
nungen von einem Namib-Forscher aufmerksam 
gemacht. In der Nähe von Hauchab sind viele 
Schürffelder belegt worden. 
Die Küste konnte von Hauchab nur noch 
höchstens 45 km entfernt sein, und unsere Spannung 
wuchs von Stunde zu Stunde. Tatsächlich legten 
wir bis zur Franziskusbucht 55 km Weg 
zurück, weil wir der Dünen wegen etwas nach 
Norden ausbiegen und oft im Zickzack marschieren 
mußten. Die Kamele hatten auf dem Wege von 
Hauchab nach der Küste schwere Arbeit zu leisten. 
Der 14. August brachte uns noch eine Störung. 
Der Buschmann Au-Gaib war den Strapazen 
der letzten Nacht zum Opfer gefallen und auf 
dem Kamel gestorben. Als es bemerkt wurde, 
hielt die ganze Abteilung; wir konstatierten mit 
Hilfe des Sanitätsunteroffiziers den Tod und 
Au-Gaib wurde in den Dünen von den Ein- 
geborenen begraben. Für uns ein schwerer 
Verlust! Oberleutnant Trenk hatte gerade aui 
Au-Gaib seinen ganzen Expeditionsplan gegründet. 
Aber was half es, wir mußten vorwärts. 
Im Schutze eines Dünentales führte uns 
Nowosab direkt auf die Sylvia-Hügel zu. Man 
hörte deutlich die Brandung und sah das Meer. 
Die aus dem Meere wachsende erste Düne von 
50 m Höhe steigt fast senkrecht an. 
Am Strande waren frische Spuren von 
Menschen, Pferden und Kamelen zu sehen. Und 
als wir uns dem Innern der Franziskusbucht 
näherten, sahen wir, wie zwei berittene Männer 
eben die Bucht nach Norden zu verließen. Trotz 
unserer Rufe schienen die Fremden uns nicht zu 
bemerken oder sie wollten uns nicht bemerken. 
Wir fanden in der Franziskusbucht Süßwasser 
und es wurde beschlossen, hier bis zum Wieder- 
eintritt der Ebbe zu rasten. Bei Flut steht fast 
der ganze Strand unter Wasser, auch das Süß- 
wasser in der Bucht. Die Waseerstelle heißt
	        
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