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Aufschlüsse über den Weg zur Küste, welche jene
Expedition allerdings selbst nicht erreicht hatte.
Westlich von den Nubib-Bergen begannen die
Dünen; sie sind reich mit Gras bewachsen, steigen
bis 80 km an und fallen nach Westen um
160 m. Unser Weg, der durch Tier= und Wagen-
spuren von Diamantenepxpeditionen deutlich gekenn-
zeichnet war, führte uns noch vor Einbruch der
Nacht wieder in eine Fläche. In dieser hatte
eine Patrouille des Zuges Maltahöhe, welche
auf Pferden beritten bis Chowachasib uns
vorausmarschierte, um zwischen der Expeditions-
truppe und Maltahöhe die Fühlung möglichst
lange, eventuell auf heliographischem Wege, auf-
rechtzuerhalten, Rast gemacht. Als die Pferde
der Patrouille, etwa 10 Stück, unsere Kamele
witterten, gingen sie trotz der Spannfesseln an
den Beinen, im Galopp nach Westen ab. Da
die Pferde in Richtung unseres Weges wegliefen,
blieb uus nichts weiter übrig, als zu halten,
weil die Pferde so unruhig geworden waren,
daß nur durch Niederlegen der Kamele an ein
Einfangen zu denken war. Mitternacht war
vorüber, als es der Patrouille, die etwa 10 km
zu Fuß den Pferden nacheilen mußte, endlich
gelang, ihrer Tiere wieder habhaft zu werden.
Pferde, auch Maultiere werden durch den Geruch
des Kamels immer wieder in Aufregung versetzt,
so lange sie sich nicht durch längeres Zusammen-
leben daran gewöhnt haben.
Am nächsten Morgen passierte es mir, daß
ich mit meinem Kamele, stürzte. Da das Kamel
jedoch nur nach und nach, nicht gleich in seiner
ganzen Länge hinstürzt, ist das Stürzen für den
Reiter mit keiner großen Gefahr verbunden.
Bei Tagesaubruch erreichten wir die Chowachasib-
Berge; in ihnen befindet sich eine Wasserstelle,
die aber nur für wenige Menschen Trinkwasser
hergibt. Chowachasib liegt 76 km westlich Gorab,
wir hatten uns unserem Ziele, dem Ozean, also
schon beträchtlich genähert.
Vom 12. auf den 13. wurde eine Gewalt-
tour gemacht: 55 km in elf Wegstunden, unter
recht schwierigen Verhältnissen, bei hohen Dünen
und Sandsturm. Bei dem Dünenmarsch nach
Hauchab bewährte sich der junge Buschmann-
führer Nowosab; immer führte er so, daß wir
um die schlimmsten Flugsanddünen herum und
an gefährlichen Dünenkesseln vorbei kamen, und
das in stockfinsterer Nacht. Als der anbrechende
Tag des 13. August uns kurz vor den Hanchab-
Bergen fand, hatte sich der Sandwind gelegt;
im Morgenrot boten auch die Dünenkämme und
Täler, am westlichen Horizont, überragt von dem
weiß schimmernden Hanchab-Gebirge einen er-
habenen Anblickl; die Mühen des Nachtmarsches
waren schnell vergessen. Noch galt es einen
dreistündigen Marsch über einen steilen Gebirgs-
rücken zurückzulegen, ehe wir an die Wasserstelle
Hauchab kamen. Kurz davor fiel der greise
Buschmann Au-Gaib vom Kamelj; infolge
Altersschwäche konnte er sich nicht mehr im
Sattel halten.
Die Wasserstellen Hauchab liegen am Osthange
des Gebirges gleichen Namens. Dort trafen wir
mehrere Prospektoren. Das Wasser ist nicht sehr
ergiebig, von den Diamantensuchern aber doch
so gut erschlossen, daß einige Kamele getränh
und unsere Wasserbehälter nachgefüllt werden
konnten. Die Kamele fanden etwas Stechgras.
An einem Felsen in der Nähe des Wassers waren
Buschmannzeichnungen (Pfeile und Teile von
solchen) zu sehen. Wir wurden auf diese Zeich-
nungen von einem Namib-Forscher aufmerksam
gemacht. In der Nähe von Hauchab sind viele
Schürffelder belegt worden.
Die Küste konnte von Hauchab nur noch
höchstens 45 km entfernt sein, und unsere Spannung
wuchs von Stunde zu Stunde. Tatsächlich legten
wir bis zur Franziskusbucht 55 km Weg
zurück, weil wir der Dünen wegen etwas nach
Norden ausbiegen und oft im Zickzack marschieren
mußten. Die Kamele hatten auf dem Wege von
Hauchab nach der Küste schwere Arbeit zu leisten.
Der 14. August brachte uns noch eine Störung.
Der Buschmann Au-Gaib war den Strapazen
der letzten Nacht zum Opfer gefallen und auf
dem Kamel gestorben. Als es bemerkt wurde,
hielt die ganze Abteilung; wir konstatierten mit
Hilfe des Sanitätsunteroffiziers den Tod und
Au-Gaib wurde in den Dünen von den Ein-
geborenen begraben. Für uns ein schwerer
Verlust! Oberleutnant Trenk hatte gerade aui
Au-Gaib seinen ganzen Expeditionsplan gegründet.
Aber was half es, wir mußten vorwärts.
Im Schutze eines Dünentales führte uns
Nowosab direkt auf die Sylvia-Hügel zu. Man
hörte deutlich die Brandung und sah das Meer.
Die aus dem Meere wachsende erste Düne von
50 m Höhe steigt fast senkrecht an.
Am Strande waren frische Spuren von
Menschen, Pferden und Kamelen zu sehen. Und
als wir uns dem Innern der Franziskusbucht
näherten, sahen wir, wie zwei berittene Männer
eben die Bucht nach Norden zu verließen. Trotz
unserer Rufe schienen die Fremden uns nicht zu
bemerken oder sie wollten uns nicht bemerken.
Wir fanden in der Franziskusbucht Süßwasser
und es wurde beschlossen, hier bis zum Wieder-
eintritt der Ebbe zu rasten. Bei Flut steht fast
der ganze Strand unter Wasser, auch das Süß-
wasser in der Bucht. Die Waseerstelle heißt