Object: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Von Mbujuni (Kilometer 72) ab wird der Gras- 
wuchs sehr spärlich. an seine Stelle tritt kümmerlicher 
Dornbusch. Der Boden wird mit Annäherung an den 
anjarasee immer steiniger. 
anjarasee selbst stellt eine äußerst flache 
Bodendepression dar, die während der Trockenzeit nur 
teilweise mit Wasser angefüllt ist (Abb. 1). Ein Teil 
des trockenen Seebodens ist mit einer einige Millimeter 
starken Natronablagerung und der Rest mit einer 
ganz kurz abgeweideten Grasnarbe bedeckt. Hier 
lummeln sich ungeheure Wildherden, unter denen das 
Gun am zahlreichsten vertreten ist, dann folgen Zebra, 
Kongoni und Gagellen, auch gibt es neben Büffel und 
Elesanten hier zahlreiche Löwen. Ein wirkliches Eldo- 
rado für den Weidmann. 
Während der Ostrand des Sees von einer 10 bis 
40 m hohen Steinbarre eingerahmt wird, die sich gegen 
Norden zu fortsetzt, wird der Westrand von dem 150 
bis 900 m hohen Grabengebirge begrenz 
Die sich hart am Nordrande des . hingiehende 
Trasse durchquert hier eine etwa 8 km breite frucht- 
bare Niederung, die von dem 1 chm in der Sekunde 
führenden Oldjotobache, der hier in den See einmündet, 
durchflossen wird. Hier befindet sich ein etwa 6000 ha 
großer Laubholgwald, in dessen Lichtungen zahlreiches 
Wild steht. Der Oldjotobach wird bei Kilometer 113 
überschritten. Die Trasse nähert sich nun dem Gebirgs= 
fuß, biegt an dem Ostrande des Sees nach Süden ein 
und beg innt nun den Aufstieg an der ersten Bruchstufe. 
Nach Überschreitung mehrerer tief eingeschnittener 
Schluchten wird bei Kilometer 130 die Höhe von etwa 
1200 m erreicht. Nunmehr folgt die Trasse dem süd- 
lich des Sl Dili nach dem Grabenrand zu verlaufenden 
Tale aufwärts bis zur Wasserscheide bei Kilometer 145 
auf Höhe 1380 m. Damit tritt die Linie in die frucht- 
bare Landschaft Engotiek ein. Nun senkt sie sich gegen 
das Tal des Ngaboraflusses, dem sie bis in die Nähe 
des Niarasasees folgt. Zwischen Kilometer 160 und 
Kilometer 164 findet eine schluchtarrige Verengung 
des Tales statt. Hier werden einige Tunnels und 
nicht unerhebliche Felssprengungen und Kunstbauten 
ersorderlich. Der Ngabora führt von Kilometer 162 
ab reichliche Wassermengen, die zur Zeit der Bereisung 
auf 2 chm in der Sekunde geschätzt wurden. 
In der Nähe der Paßhöhe befinden sich schöne, 
noch ziemlich grüne Wiesenflächen, im Tale Obstgarten- 
steppe. auf den Höhen einzelne Schirmakazien. 
gährend von Aruscha bis hierher das ganze Ge- 
stein vullemischen Charakter irug, der nur durch rezente 
Kalkbildungen am Manjarasee unterbrochen wurde, 
tritt hier neben dem vulkanischen Geslein auch Gneis auf. 
Mit der Annäherung an den Engpaß wird das 
Gelände steinig und steril. Es herrscht hier Dornbusch 
vor. Unterhalb des Engpasses dehnt sich das Tal zu 
einer weiten ebenen Fläche aus, die mit hohen Schirm- 
akazien bewachsen ist und in der Busch= und Wiesen- 
parzellen abwechseln. Die eigentliche Flußrinne ist 
5 m tief eingeschnitten und oben 20 bis 40 m breit. 
Hier ist der Bahnbau sehr einfach. Bei Kilometer 180 
wird das Flußtal verlassen, die Linie wendet sich nun- 
mehr dem Nordrande des Njarasasees zu. Zur Rechten 
erhebt sich der gegen 3200 m hohe Vulkan Oldeani, 
dessen Hänge von tiefen Schluchten durchfurcht sind. 
Gegen den NAgabora und den See zu verflachen sich 
die Hänge und gehen in schwach geneigtes, leicht 
welliges Gelände über, das von zahlreichen trockenen 
und hier nur wenige Meter tief eingeschnittenen Wasser- 
rinnen durchfurcht ist. Die Gegend nimmt hier wieder 
sterilen Charakter an, die Zeichen sehr großer Trocken- 
heit machen sich geltend. Hier herrscht alazienartiger 
niedriger Dornbusch vor. 
  
Der See wird hier von einem Vorassuspalmen- 
!1r der sich stellenweise waldartig verbreitert, um- 
ahmt 
Das Gelände ist sehr steinig und von vulkanischer 
Natur. " * 
Längs des Westrandes des Sees und in dessen 
Fortsetzung zieht sich, der Bahnrichtung vorgelagert, 
ein langer, hoher, teilweise wild zerklüfteter Gebirgs- 
zug, der zweite und mächtigere Teil des Grabens oder 
der Bruchstiufe. 
Dieser Gebirgszug, oder noch richtiger begeichnet 
diese Bergwand, zieht sich hinauf zu dem Gebirgs- 
massiv, das von dem über 3000 m hohen Vulkan 
Lemagrut gebildet wird und lehnt sich an den Gipfel 
dieses Berges an, gleichsam als ob die Natur der vor- 
dringenden Kulturentwicklung hier einen starken Riegel 
vorschieben wollte. Doch bei näherem Studium findet 
man, daß unter Benntzung der unteren Berghänge des 
Oldeani und durch Ausfahren des zwischen Oldeani 
und Lemagrut liegenden Taleinschnittes und darauf 
folgender Entwicklung an der Bergwand der Bruchstufe, 
südlich des Old Eilipi die Höhe der Serengeti erreicht 
werden kann (Abb. 2). Diese Entwicklungsmöglichkeit 
liegt der Trasse zugrunde. Bei Kilometer 200 wird 
auf Höhe 1160 der aus dem Kraterinnern des Oldeani 
hervorbrechende Olgedju-Olbossare überschritten und 
nach Überquerung von drei weiteren Schluchten die 
eigentliche Wand erreicht. 
Hier sind zur Ducchstechung stark hervorstehender 
Felsenvorsprünge und Überquerungen dazwischen liegen- 
der Schluchten Tunnels und Viadukte erforderlich 
(Abb. 20, 
Diese Schwierigkeiten des Aufstiegs liegen zwischen 
Kilometer 204 und Kilometer 230. Diese Strecke muß 
als Gebirgsbahn eeeeN werden nnd verursacht 
erhebliche Kosten. Bei Kilometer 230 wird gauf Höhe 
1600 das Hochplateau des südlichen Teils der Serengeti, 
das sich direkt an die Gebirgswand anschließt, erreicht. 
Die Serengeti ist eine sehr flache, etwa 5000 qkm 
große Grassteppe, die in dem bereisten Teile zwischen 
1600 und 1700 m hoch ist. Sie ist mit einem im 
großen Durchschnitt kniehohen, zur Zeit der Be- 
reisung trockenen Graswuchs, da sehr dichten Unter- 
wuchs aufweist, bestanden (Abb. 3 tellenweise war 
das Gras abgebrannt. 267lb0. 5 sie von Lenuten, die 
die Serengeti kennen, darunter die beiden Ansiedler 
Siedentopf, als gutes Wollschafland bezeichnet wird, 
wird ihr von anderer Seite die Entwicklungsmöglich= 
keit wegen ihrer Trockenheit abgesprochen. 
Es ist nicht ohne Interesse, zu erwähnen, daß im 
Zufluß des Lgarasees während der allertrockensten 
ahreszeit, in der die Serengeti durchquert worden 
ist, sehr reichliche Wassertümpel, die allerdings größten- 
teils stark natronhaltiges Wasser enthielten, angetroffen 
worden sind. Jedenfalls diente dieses Wasser außer- 
ordentlich großen, vollständig vertrauten Wildherden, 
unter denen viele Guns, Zebras, Gongoni, Giraffen 
und Gazellen waren, zum Unterhalt. 
in dem, in einer ausgeprägten etwa 20 m tiefen 
Mulde liegenden Zufluß könnte durch Erdwälle Wasser 
für Viehhaltung gewonnen werden 
Dasselbe gilt für den #bftnt, den Oldowai, in 
dessen unterem Laufe auch jederzeit Wasser gegraben 
werden kann. 
Das ebene bis leichtwellige Gelände stellt dem 
Bahnbau keinerlei Hindernisse entgegen, so daß die 
Trasse nahezu der Luftlinie folgen kann. 
Bei ungefähr Kilometer 281 wird der Suba über- 
schritten. 
Hiermit nähert sich die Bahn dem Gebiet der 
westlichen Wembera= und südlichen Mbalusteppe bis zu
	        
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