Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

G 953 20 
dem Komitee am 14. Oktober geantwortet, daß es be- 
treffs Deutsch-Ostafrikas mit der vorläufigen Versetzung 
von Kautschuk aus der zweiten in die billigere dritte 
Tarifklasse sein Eideren erklärt habe. Ferner 
sei u. a. eine Tarifermäßigung auch für Chlorkalzium 
in Aussicht genommen worden. Wegen Herabsetzung 
der Seefrachten behalte sich das Reichs-Kolonialamt 
weitere Mitteilungen vor. 
Kautschuk in Kamerun. 
Plantagenkautschuk. 
über den Stand der Kautschukkultur in 
Kamerurn berichtete Direktor Picht von der Deutsch hen 
Kautschuk-Aktiengesellschaft u. a. das Folgen 
Die seit etwa 1900 in Kamerun Sozzzunge 
einheimische Kickxzia elastica hat die auf sie gesetzten 
Hoffnungen bisher nicht erfüllt. Wenn auch die 
Qualität eine vorzügliche ist, so entspricht der Ertrag 
den seinerzeitigen Feststellungen 
Dr. Schlechters. Es ist zu hoffen, daß Zapfmethoden 
efunden werden, die eine höhere Ausbeute zur Folge 
aben. Durch die später einfetzende Kakao-Mischkultur 
ist freilich bei den meisten Gesellschaften ein Ausgleich 
geschaffen, so daß infolge der dadurch eintretenden 
Verteilung der Reinigungskosten sich die Fickriarestände, 
wenn auch spärlich, noch verzinsen und damit si 
dem heutigen Stande, der Fläche nach, erhalten dieften 
In den letzten Jahren haben die Pflanzungen 
Kameruns sich fast alle der aussichtsreicheren Hevea- 
Kultur zugewandt. Die Heveen haben sich allgemein 
sehr gut in Kamerun entwickelt, und die Erträge der 
zapffähigen Bäume stehen denen gleichaltriger Ostasiens 
in nichts nach. Von großer Bedeutung sind die in 
Kamerun ausgeführten Arbeiten von Dr. Fickendey, 
Leiter der Versuchsanstalt für Landeskultur in Victoria, 
wonach durch Abschaben der Korkrinde vor dem An- 
zapfen eine wesentliche Ausbenteerhöhung erzielt wird. 
as die Rentabilität der Hevea in Kamerun an- 
belangt, so dürften die Gestehungskosten denen in 
Ostasien etwa gleichkommen unter der Voraussetzung, 
daß die Regierung es ermöglicht, mit den als Zapfern 
tätigen Arbeitern mindestens zweijährige Verträge zu 
machen und die Löhne keine Erhöhung erfahren. 
Anfang 1912 waren in Kamerun 3800 ha mit 
Kautschuk in Reinkultur und 3950 ha mit Kakao und 
Kautschuk bestanden. Die Erträge an Plantagenkaut-- 
schuk stiegen in den Jahren 1909/1911 von 690 auf 
3160 bzw. 7080 kg und es ist anzunehmen, daß mit 
eintretender „Zapfreife der Heveen der Export rasch 
zunimmt. Sind einmal die Bestände im Vollertrag, 
so dürften etwa 600 t Kautschuk von den Pflanzungen 
zu erwarten sein. 
  
  
Wildkautschuk. 
sber die Notlage des Kautschukhandels in 
Süd= und Neukamerun referierte Geschäftsführer 
Pelizaens von der Bremer Westafrika-Gesellschaft 
u. a. wie folgt: 
Der Handel in Süd= und Neukamerun ist bekanntlich 
bei dem Mangel an modernen Verkehrsmitteln gänzlich 
vom Wertstande des Kautschuks abhängig. Andere 
Transportmittel als Trägerbeförderung in Lasten 
à 30 kg brutto sind zur Zeit nicht vorhanden wegen 
Fehlens genügend schiffbarer Flüsse, Eisenbahnen und 
Lastauto-Verkehrswege. Der beschlossene Ausbau der 
Straßen zu Lastautowegzen nimmt natürlich lange Zeit 
in Anspruch und außerdem wird das Lastauto immer 
ein sehr teures Beförderungsmittel bleiben. 
Solange Kautschuk noch hoch im Berte stand, 
lonnte der Handel sich immer weiter ausdehnen und 
  
Kautschuk= Kommission 
  
hat seine Fühler bis an die äußersten Grenzen erstreckt. 
Die Kautschuk-Ausfuhr aus Kamerun betrug: 
1910: 1960 t laut Statistik des Reichs-Kolonialamts 
1,07 ilionen Mark (höchster Preisstand bis 
11.2 für 1 k 
70 t laut Statiftik des Reichs-Kolonialamts 
1 „03 Millionen Mark (Durchschnittspreis etwa 
1911: 
— 44), 
was den Kerl der gesamten sonstigen Ausfuhr Kame- 
runs an Palmkernen, Ol und Kakao, die 1911 zu- 
— mnur 9 Millionen Mark betrug, sübersteigt. 
ch 
Preissturz von Fnsa leus die ganze Kolonie, eter 
und Handel, betroffen hat. 
iuemo der im Dezember 1912 noch 7.“ 
pro Kilogramm wertete. ist allmählich auf den heutigen 
Stand von etwa 3,40 / pro Kilogramm herabgesunken, 
und man muß voraussichtlich mit einem schließlichen 
Wert von etwa 3 &¾ pro Kilogramm für die Folge 
rechnen, während der Einstand sich auf etwa 6,40 6 
pro Kilogramm bis zur Ablieferung in Hamburg 
beläuft. Damit ist für den Handel von Südkamerun, 
in welchem Millionen Berte investiert sind, eine außer- 
ordentlich schwere und gefahrvolle Notlage herein- 
Die möglichen Mittel zur Schaffung einer Abhilfe 
sind die folgenden: 
1. Herabsetzung des Einkaufspreises nebst Verein- 
fachung und Verbilligung der bisherigen Einkaufs- 
gepflogenheiten durch Anbrhnen eines direkten 
Verkehrs mit den Produzenten, was Abschaffung 
vieler kostspieliger schwarzer Händler und so e- 
nannter Monatsarbeiter zur Folge haben wü 
4. Fernere Verbilligung der AUnkosten durch zumisee 
Herabsetung der Trägerlö 
Vor allem Verbesserung der Onalität durch Ein- 
führung besserer Aufbereitungsmethoden, wofür 
sich solche empfehlen, welche die, französische Com- 
pagnie „Forestidre“, vermöge der ihr früher zur 
Verfügung stehenden Machtmittel, erfolgreich durch- 
geführt hat, nebst Verhinderung von direkten Ver- 
fälschungen und Vernnreinigungen, wie sie sich 
besonders in letzter Zeit unangenehm bemerkbar 
machten. 
4. Vorläufige Aufhebung des Ausfuhrzolles. (Nach 
Beispiel des belgischen Kongos.) 
Die Verbilligung des Einkaufes wird angestrebt 
durch Herbeiführung einer Zentralisation im Wege der 
Errichtung bestimmter Verkaufsstellen für Kautschuk, 
und die Qualitätsverbesserung durch amtliche Kontrolle 
beim Sroduzenten 
Eine fernere wesentliche Hilfe würde die Bereit- 
willigkeit der verarbeitenden deutschen Industrie sein, 
dieses Kolonialprodukt Kameruns künftig im Interesse 
seiner wirtschaftlichen Behanwtung zu begünstigen und 
vorzugsweise mitzuverarbeiten. 
Beschlüsse des Standord, Ansschuffes der Kautschuk- 
Kommission 
  
r* 
Dem neu eingesetzten Stanae. „Ausschuß der 
Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees la en die wichtigsten heute 
im Handel heedüthen. s—- ausschuhporlen aus 
Ostafrika zur Ansicht v 
Es wurde beschlossen: 
. Zur Vorbereitung der Schaffung von einheit- 
lichen Marken wird Zuächst eine planmäßige 
wissenschaftliche und fabrikatorische Prü- 
ung vorgenommen, welche Eigenschaften und 
  
—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.