Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Kolonialwirtschaftliche OMitteilungen. 
zur ölrohstoffversorgung aus den HRolonien. 
Zum ersten Male ist am 3. November die Ol- 
rohstoff-Kommission des Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Komitees zusammengetreten. Der Zweck 
dieser neuen Organisation ist, eine vermehrte Olroh- 
toffversorgung Deutschlands aus den e igenen Kolonien 
Verbeizuführen. Der Einfuhr von Olrohstoffen in 
Deutschland im Werte von über 380 Millionen Mark 
im Jahre 1911 steht eine Ausfuhr aus den deutschen 
Kolzien im Werte von nur 22 Millionen Mark gegen- 
über. 
An der ersten Sitzung der Olrohstoff-Kommission 
nahmen teil Vertreter des Reichs-Kolonialamts, des 
Hamburgischen Kolonialinstituts und des Kgl. Material- 
prüfungsamts. Auf Vorschlag des Vorsitzenden Supf 
wurden als Programm für die Arbeiten der Kom- 
mission zunächst die folgenden Leitsätze aufgestellt: 
Propaganda für den Eisenbahnbau unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Erschließung vor- 
handener und aussichtsreicher Olrohstoffgebiete. 
Beschaffung und Verteilung von Saat an die 
hneitschaftichen Versuchsstationen der Re- 
gierur 
. Umfang von Pflanzprämien 
prämien. 
. Förderung der Olpalmen= und Kokosplantagen 
der Europäer mit maschineller Erntebereitung 
durch technische Begutachtung und Beratung, 
F. B. in Deutsch-Ostafrika durch die technischen 
Stellen des Komitees in Daressalam, Lindi 
  
  
10 
und Cualitäts- 
4— — 
  
und Tanga. 
5. Förderung von Maßnahmen zur Verhinderung 
des Verderbens von Olsamen und früchten 
beim Transport. 
6. Studium der Fortschritte der Technik auf dem 
Gebiete des Härtens der Fette und Ole. 
7. Begutachtung der Qualitäten in Deutschland 
und „Einrichtung einer Olrohstoff- Protiulten. 
sammlung. 
Gerichlerstattung über den jeweiligen Stand des 
Weltmarktes der wichtigeren kolonialen Olroh- 
sioffe und Produkte und über den jeweiligen 
Stand und die Rentabilität der! bbetreffenden 
Kulturen in den deutschen Kolonie 
. Herausgabe von üeichtfaliiuchen Kulkuranleitungen 
über wichtige ölliefernde Pflanzen. 
Die Verhandlungen beschäftigten sich ferner ins- 
besondere mit dem heutigen Stand der maschinellen 
Verarbeitung der Olpalmenfrüchte, mit der Frage der 
Verwendung von Palmöl in der Speisefett-Industrie, 
der Bedeutung der Kokospalmen für die Kolonien 
und für Deutschland und der Frage des Aubaues von 
Olrohstoffen als Ersatz für Kautschuk, und führten zu 
* 
  
folgenden Beschlüssen: 
— 
. Das Komitee stellt dem Gouvernement von 
Deutsch-Ostafrika Olpalmensaat aus Tog 
zur kostenfreien Verteilung in Deutsch-Ostafrika 
zur Verfügung. Eine diesbezügliche Bekannt- 
machung enthält die Nr. 34 des „Amtlichen An- 
zeigers für Deutsch-Ostafrika“. 
Das Komitee stellt dem Gouvernement von 
Neuguinea auf dessen Antrag einen Rizinus- 
Schälapparat für Handbetrieb # Versuchszwecken 
in der Kolonie zur Verfügur 
Es ist die Produktion eler 3 Fezialsorte von 
Palmöl in den Lolonien. Enzustreben, welches 
garantiert nicht mehr #a säure, 
nicht wehr als ½ v. H. Wiser und ucht mehr 
als ½ v. H. Schmug enthält. 
Das Komitee begrüßt die zunehmende Bedeutung 
der Kokosbalmenkultur in den Kolonien als ein 
geeignetes Mittel, um Deutschland von dem Im- 
vort fremdländischer Kopra allmählich unab- 
hängig zu machen. Es bittet die Regierung, 
der Kokoskultur der Eingeborenen weitgehende 
Unterstützung zuteil werden zu lassen 
Als Ersatz für die sich derrsneri#e Kautschuk 
produktion in Südkamerun schlägt das Komitee 
dem Gouvernement von Kamernn vor, die Ein- 
geborenen daselbst zur Kultur von Ol= und 
Kokospalme, Sesam und Erdnuß zu veranlassen. 
. Dem Gouvernement von Deutsch-Ostafrika- 
schlägt das Komitee vor, die Kultur von Lein-, 
Rüb= und Senssaat in der K olRie, nach Möglich= 
keit zu erproben und einzubür 
. Das Komitee beschließt, leichfahüche Kultur- 
anleitungen über die Olpalme, Kokospalme, 
Lein-, Rüb= und Seufsaat herauszugeben. 
Einen Appell an die Olrohstoffe verarbeitende 
Industrie zu richten: Mittel aufzubringen für 
Vorarbeiten zur „Olrohstoffversorgung Deutsch- 
lands aus den eigenen Kolonien. Als Anhalt 
für die Höhe des Beitrages ist darauf binzu- 
weisen, daß z. B. die Terthindustrie Beiträge in 
Höhe von 10 v. H. Beiträge zur Berufs- 
genossenschaft an die e beträge r Bere 
des Komitees leistet. Die Beiträge der Olroh= 
stoffe verarbeitenden Industrie sind analog der 
Beitragsleistung der Metall-, Eisen- und Ma- 
schinenindustrie auf die Dauer von fünf Jahren 
zu erbitten. Die Propaganda soll in Verbin- 
dung mit den drei bestehenden Verbänden: Ver- 
band der Deutschen Olmühlen, Berlin= Vereini- 
gung Deutscher Stearin= und Kerzenfabriken, 
Hamburg. Verband der Seifenfabrikanten, 
Aschersleben, durchgeführt werden. 
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Einc eingehendere Berichterstattung über die Ver- 
handlungen behält sich das Komitee vor. 
Aus fremden Kolonien und Produktionsgebieten. 
Voraussichtliche Baumwollernte in Rußland 
im Jahre 1913.7) 
Nach den in der Sektion für Landwirtschaft und 
kandwirtshastliche Statistik zu. Mitte September 1913 
v* Val. „D. Kol. Bl.“ 1913, S. 823 f. und S. 911. u. 
geiammesten Nachrichten erfolgten in den mittelasia- 
tischen Besitzungen Rußlands, in Trauskaspien, 
Wachstum und Entwicklung der Baumwollstauden an- 
fangs infolge der kalten Witterung recht langsam, nach 
der ersten Behäufelung der Pflanzen jedoch erholten 
sie sich schnell. In der letzten Zeit haben jedoch die 
Baumwollplantagen an einzelnen Stellen stark unter
	        
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