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Dühring, des Nachfolgers des Residenten Haupt-
mann Schwartz, fand die Wahl des Versuchs-
geländes auch dessen Billigung, was bei seiner
langen Kenntnis Adamauas von besonderem Werte
sein mußte. Es kam für mich nun noch darauf
an zu entscheiden, ob die Versuchsstation nach
Adamaua oder in die Tsadseeländer — diesem
Gedanken war ich früher begegnet — verlegt
werden müßte. Man könnte dabei sagen, daß
es aus diesem Grunde richtiger gewesen sein würde,
die Anlage der Versuchsstation bis nach Abschluß
dieser Bereisung zu verschieben. Ich habe aber
schon früher dargelegt, daß ich nach Bereisung
Adamauas bis Garua der überzeugung sein
mußte, daß die hier vorgefundene Baumwoll-
kultur Förderung durch die geplante Versuchs-
station verdiente — und zwar vor der Bearbei-
tung der Tsadseeländer, auch wenn diese gleich
günstige oder entwickeltere Baumwollkulturen auf-
weisen sollten —, da ihre Lage zum Weltmarkte
eben diese Bevorzugung verlangt. Daher hielt
ich die Inangriffnahme der Vorarbeiten für nötig,
um dieses Jahr nicht ungenutzt verstreichen lassen
zu müssen, was zweifellos die Folge gewesen
wäre, wenn ich bis zu meiner Rückkehr gewartet
und damit die ohnehin beschränkte Bestellzeit ver-
paßt hätte. Die Ergebnisse meiner Reise nach
Kusseri haben die Richtigkeit meiner Annahme
dargetan.
Nach meiner Abreise am 19. Februar über-
nahm die Residentur in entgegenkommender Weise
die Beaufsichtigung der nötigen Bauten, bis diese
von dem landwirtschaftlichen Assistenten Lücke
fortgesetzt werden konnte.
Am 3. Mai erreichte mich in Mora die Nach-
richt von dem Einsetzen der Regenzeit in Garua.
Ich brach daher dort die gemeinsam mit dem
derzeitigen Residenten von Kusseri, Hauptmann
Winkler, geplante Bereisung des am Logone
zwischen Puß und Bongor gelegenen Teiles des
Kusseri-Bezirks ab und marschierte geradeswegs
über Marua, Laf, Mao Lue nach Pittoa.
Dort fand ich bei meiner Ankunft am 16. Mai
die Hausbauten für Europäer und farbige Diener
sowie vier weitere Lehmhütten für Geräte usw.
fertig vor. Für die weitere Farmvorbereitung
hatte noch nichts geschehen können; da die nieder-
gegangenen Regen sehr gering gewesen waren,
war die Aussaat noch nicht empfehlenswert; ich
ließ daher neben der Fertigstellung weiterer an-
gefangener Lehmhütten, welche vor Einsetzen
stärkerer Regen unter Dach mußten, die für die
Baumwollaussaat nötigen Flächen weiter vor-
bereiten, um die vom Gouvernement überwiesenen
Baumwollsorten unterbringen zu können.
Die aus der Skizze ersichtlichen Baumwoll-=
felder sowie die mit Eingeborenenfrüchten be-
stellten Flächen sind ausgewählt mit Rücksicht a#f
den Boden und erscheinen in wirtschaftlich nion
besonders zweckmäßiger Form auf dem Karten-
blatt, da bei der zur Verfügung stehenden kurzen
Zeit diejenigen Stellen bevorzugt wurden, welche
am wenigsten Arbeit bei ihrer Reinigung be-
anspruchten. Bei der ausschließlichen Handarben
ist dieser äußere Mangel überdies ja auch ohne
Belang.
Die Baumwollbestellung auf den Schlägen
I. IV, VI und VII wurde, nachdem am 27. Mai
ausreichende Niederschläge eingesetzt hatten, am
31. Mai durch Aussaat der Uplandsorte „Simpkins-
Prolific“ begonnen und am 13. Juni auf Nr. VII
abgeschlossen.
Die Saaten von „Simpkins-Prolific"“ und
„Togo-Sea-Island“ erwiesen sich leider als keim-
unfähig. Die dafür vorgesehenen Felder I und VI
wurden daher mit der einheimischen Baumwolle
„Hotolomanga“ bestellt, welche ich zur künftigen
Züchtung und Vermehrung in erster Linie für
geeignet halte. Von den nach Deutschland ge-
sandten Sorten ist die eine „Hotolomanga“; das
Urteil der Fachleute über die probeweise entkernte
Wolle wird von besonderem Werte sein.
Gelegentlich meiner Bereisung der Tsadsee-
länder hatte ich den Sultan von Dikoa beauftragt,
zwei Lasten Saat von der in Wulgo am Tsadsee
gebauten Baumwolle nach Pittoa zu senden.
Diese traf erst lange nach meiner Ankunft in
Pittoa ein und konnte daher nicht vor dem 4. Juli
auf Feld XIII ausgesät werden.
Die vom Gouvernement Überwiesenen drei
kleinen Baumwollsaatproben „Harsoille“, „Dillon"
und „Columbia“, von denen die letztere nicht
keimfähig war, sowie eine zweite, von den Ein-
geborenen gebaute Baumwollsaat „Hotolo pete“
und von mir in Wulgo von typischen Pflanzen
gesammelte Buo-Saat wurden auf kleineren, ge-
trennt liegenden Flächen der Felder VIII, XII,
V. XIV untergebracht. Es stehen daher zur Zeit
etwa 32 Morgen Baumwolle im Felde.
Innerhalb der einzelnen Sorten wurden bei
der Aussaat verschiedene Pflanzweiten angewandt
sowie nach dem Auflaufen teils auf einen, teils
auf zwei Pflänzlinge verzogen. Die Anstellung
von Versuchen zur Erkundung der Ertragfähigkeit
der verschiedenen Sorten habe ich in diesem Jahre
noch zurückgestellt, da einerseits die Zeit zu sehr
drängte und im übrigen das Resultat solcher erst-
jährigen Versuche mit aus so unterschiedlichen
Verhältnissen verpflanzten Arten und Sorten, die
sich erst akklimatisieren müssen, problematisch sein
muß. Dazu kommt, daß solche Versuche außer-
ordentlich gleichartige Bodenverhältnisse verlangen,
welche im ersten Jahre unter dem starken Busch
einwandfrei auszuwählen ein schwieriges und un-