Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Dühring, des Nachfolgers des Residenten Haupt- 
mann Schwartz, fand die Wahl des Versuchs- 
geländes auch dessen Billigung, was bei seiner 
langen Kenntnis Adamauas von besonderem Werte 
sein mußte. Es kam für mich nun noch darauf 
an zu entscheiden, ob die Versuchsstation nach 
Adamaua oder in die Tsadseeländer — diesem 
Gedanken war ich früher begegnet — verlegt 
werden müßte. Man könnte dabei sagen, daß 
es aus diesem Grunde richtiger gewesen sein würde, 
die Anlage der Versuchsstation bis nach Abschluß 
dieser Bereisung zu verschieben. Ich habe aber 
schon früher dargelegt, daß ich nach Bereisung 
Adamauas bis Garua der überzeugung sein 
mußte, daß die hier vorgefundene Baumwoll- 
kultur Förderung durch die geplante Versuchs- 
station verdiente — und zwar vor der Bearbei- 
tung der Tsadseeländer, auch wenn diese gleich 
günstige oder entwickeltere Baumwollkulturen auf- 
weisen sollten —, da ihre Lage zum Weltmarkte 
eben diese Bevorzugung verlangt. Daher hielt 
ich die Inangriffnahme der Vorarbeiten für nötig, 
um dieses Jahr nicht ungenutzt verstreichen lassen 
zu müssen, was zweifellos die Folge gewesen 
wäre, wenn ich bis zu meiner Rückkehr gewartet 
und damit die ohnehin beschränkte Bestellzeit ver- 
paßt hätte. Die Ergebnisse meiner Reise nach 
Kusseri haben die Richtigkeit meiner Annahme 
dargetan. 
Nach meiner Abreise am 19. Februar über- 
nahm die Residentur in entgegenkommender Weise 
die Beaufsichtigung der nötigen Bauten, bis diese 
von dem landwirtschaftlichen Assistenten Lücke 
fortgesetzt werden konnte. 
Am 3. Mai erreichte mich in Mora die Nach- 
richt von dem Einsetzen der Regenzeit in Garua. 
Ich brach daher dort die gemeinsam mit dem 
derzeitigen Residenten von Kusseri, Hauptmann 
Winkler, geplante Bereisung des am Logone 
zwischen Puß und Bongor gelegenen Teiles des 
Kusseri-Bezirks ab und marschierte geradeswegs 
über Marua, Laf, Mao Lue nach Pittoa. 
Dort fand ich bei meiner Ankunft am 16. Mai 
die Hausbauten für Europäer und farbige Diener 
sowie vier weitere Lehmhütten für Geräte usw. 
fertig vor. Für die weitere Farmvorbereitung 
hatte noch nichts geschehen können; da die nieder- 
gegangenen Regen sehr gering gewesen waren, 
war die Aussaat noch nicht empfehlenswert; ich 
ließ daher neben der Fertigstellung weiterer an- 
gefangener Lehmhütten, welche vor Einsetzen 
stärkerer Regen unter Dach mußten, die für die 
Baumwollaussaat nötigen Flächen weiter vor- 
bereiten, um die vom Gouvernement überwiesenen 
Baumwollsorten unterbringen zu können. 
Die aus der Skizze ersichtlichen Baumwoll-= 
felder sowie die mit Eingeborenenfrüchten be- 
  
  
stellten Flächen sind ausgewählt mit Rücksicht a#f 
den Boden und erscheinen in wirtschaftlich nion 
besonders zweckmäßiger Form auf dem Karten- 
blatt, da bei der zur Verfügung stehenden kurzen 
Zeit diejenigen Stellen bevorzugt wurden, welche 
am wenigsten Arbeit bei ihrer Reinigung be- 
anspruchten. Bei der ausschließlichen Handarben 
ist dieser äußere Mangel überdies ja auch ohne 
Belang. 
Die Baumwollbestellung auf den Schlägen 
I. IV, VI und VII wurde, nachdem am 27. Mai 
ausreichende Niederschläge eingesetzt hatten, am 
31. Mai durch Aussaat der Uplandsorte „Simpkins- 
Prolific“ begonnen und am 13. Juni auf Nr. VII 
abgeschlossen. 
Die Saaten von „Simpkins-Prolific"“ und 
„Togo-Sea-Island“ erwiesen sich leider als keim- 
unfähig. Die dafür vorgesehenen Felder I und VI 
wurden daher mit der einheimischen Baumwolle 
„Hotolomanga“ bestellt, welche ich zur künftigen 
Züchtung und Vermehrung in erster Linie für 
geeignet halte. Von den nach Deutschland ge- 
sandten Sorten ist die eine „Hotolomanga“; das 
Urteil der Fachleute über die probeweise entkernte 
Wolle wird von besonderem Werte sein. 
Gelegentlich meiner Bereisung der Tsadsee- 
länder hatte ich den Sultan von Dikoa beauftragt, 
zwei Lasten Saat von der in Wulgo am Tsadsee 
gebauten Baumwolle nach Pittoa zu senden. 
Diese traf erst lange nach meiner Ankunft in 
Pittoa ein und konnte daher nicht vor dem 4. Juli 
auf Feld XIII ausgesät werden. 
Die vom Gouvernement Überwiesenen drei 
kleinen Baumwollsaatproben „Harsoille“, „Dillon" 
und „Columbia“, von denen die letztere nicht 
keimfähig war, sowie eine zweite, von den Ein- 
geborenen gebaute Baumwollsaat „Hotolo pete“ 
und von mir in Wulgo von typischen Pflanzen 
gesammelte Buo-Saat wurden auf kleineren, ge- 
trennt liegenden Flächen der Felder VIII, XII, 
V. XIV untergebracht. Es stehen daher zur Zeit 
etwa 32 Morgen Baumwolle im Felde. 
Innerhalb der einzelnen Sorten wurden bei 
der Aussaat verschiedene Pflanzweiten angewandt 
sowie nach dem Auflaufen teils auf einen, teils 
auf zwei Pflänzlinge verzogen. Die Anstellung 
von Versuchen zur Erkundung der Ertragfähigkeit 
der verschiedenen Sorten habe ich in diesem Jahre 
noch zurückgestellt, da einerseits die Zeit zu sehr 
drängte und im übrigen das Resultat solcher erst- 
jährigen Versuche mit aus so unterschiedlichen 
Verhältnissen verpflanzten Arten und Sorten, die 
sich erst akklimatisieren müssen, problematisch sein 
muß. Dazu kommt, daß solche Versuche außer- 
ordentlich gleichartige Bodenverhältnisse verlangen, 
welche im ersten Jahre unter dem starken Busch 
einwandfrei auszuwählen ein schwieriges und un-
	        
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