Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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gebrauchtes Bild zu wiederholen, zur End fläche. 
Das ist kolonialpolitischer, ist auch — und 
zwar in hohem Maße — berriebstechnischer 
Gewinn. Im allgemeinen nimmt auf jeder vor- 
nehmlich dem Überseeverkehr dienenden Bahn 
die Belastung vom Anfangs= zum Endbahnhof 
hin allmählich ab. Die erste Strecke wird noch 
von allen Gütern durchfahren, auf der zweiten 
Strecke fehlen schon die Bersand= und Empfangs- 
güter der ersten Binnenstation, auf der dritten 
Strecke die der beiden ersten Binnenstationen uff. 
Auf dem letzten Abschnitt mangelt es der Bahn 
oft genug an Gütern zur vollen Ausnutzung der 
aus andern Rücksichten in gewisser Häufigkeit ab- 
zulassenden Züge. Wenn hier die Vergrößerung 
des Einflußgebietes der Endstation zu einer Ver- 
vielfältigung ihres Verkehrs verhilft, so wird das 
in der Betriebsrechnung recht hübsch zu Buche 
schlagen. Das ist neben der Bedeutung für die 
allgemeine Kolonialwirtschaft der große Wert des 
Durchstoßens der deutschen Tanganjikabahn bis 
nach Kigoma, das der Anreiz, wenn einmal eine 
Bahn nach Ruanda gebaut wird, sie am Kagera- 
knie enden zu lassen. 
Die Bahnen sollen unmittelbaren oder mittel- 
baren Ausgang zum Meere haben. Wir sahen 
schon, daß ihn in unsern Kolonien die Unter- 
läufe der Flüsse wenigstens für große Linien 
und außerhalb des Mündungsgebietes nicht 
vermitteln können. Die Schiene muß bis zur 
Meeresküste oder — um genau zu sein — minde- 
stens, wie bei Duala, bis an den Mündungsschlauch 
eines großen Stromes reichen; sie muß dort einen 
Platz sinden, wo zwischen Bahn und Schiff gut 
umgeschlagen werden kann. Nicht jede Bahn 
wird freilich einen besonderen Strang zur Küste 
erhalten, einer wird in der Regel mehreren Linien 
dienen können. Das ist rein äußerlich manchmal 
ein Umweg für die eine oder die andere Strecke, 
braucht es aber, wie wir uns erinnern, verkehrs- 
technisch nicht zu sein, weil sich ein Frachtstück 
auf gemeinsamer, dementsprechend verkehrs- 
reicherer Strecke billiger befördern läßt als auf 
einer spärlicher ansgenutzten Sonderlinie von 
gleicher Länge. Aber auch die bis zur Küste 
n Struͤnge wird man hier zur besseren 
Am#n# g der Hafenanlagen und zur Berein- 
heitlichung und Vereinfachung des Verkehrs mög- 
lichst zusammenführen. Vor einem Zuviel und vor 
Künstlichkeiten ist zu warnen. Das gilt namentlich 
für die Anziehungskraft, welche die Hauptstadt des 
Landes ausübt, wenn sie an der Küste liegt; man 
prüfe, ob das ihre natürliche und deswegen voraus- 
sichtlich dauernde oder mur ihre zufüllige, vielleicht 
mur einstweilige Lage ist und ob fle in den 
späteren größeren Verhältnissen für das ganze 
Land so viel bedeuten wird wie heute. Die Ge- 
  
stalt der Kolonie, namentlich ihre Küstenbillung, 
wird das Maß der Zusammenführung der Linien 
wesentlich beeinflussen. Das auf schmaler Küste 
nach dem Innern breit ausladende Kamerun wird 
sie straffer zusammenziehen als das mit der Lang- 
seite ans Meer grenzende Südwestafrika. Dieses 
wieder wird durch die Ungegliedertheit seiner Küste 
zu stärkerer Vereinigung gezwungen als das 
zwar mit verhältnismäßig kürzerer Küste, aber 
mit mehreren guten Meerhäfen ausgestattete On- 
afrika. « 
Sonderfälle verlangen natürlich auch hier 
Sonderregelung. Nehmen wir wieder die Kagera- 
bahn. Ein selbständiger Strang zur Küste wird 
nicht in Frage kommen; dafür ist der Weg zu 
weit und die Einmündung in andere Verkehrs- 
straßen zu leicht: in die Tanganjikabahn bei Ta- 
bora oder an den — mit dem Meere genügend 
verbundenen — Biktoriasee. Die zweite Lösung ist 
in der Anlage weit billiger als die erste, aber 
sie führt nicht nur den Ruandaverkehr einstweilen 
ganz der Ugandabahn zu — an sch, wie 
wir fanden, noch kein Unglück —, sondern macht 
ihn auch für später, wenn eine deutsche Bahn 
zum Biktoriasee führt, zum Gegenstande des Wen- 
bewerbs zwischen der englischen und der deutschen 
Linie. Der Bau der Bahn Tabora—Kagera aber 
sichert uns den gesamten Ruandaverkehr, auch zur 
Nährung der Strecke von Tabora bis zur Küste, 
entwickelt das Gebiet zwischen Tabora und dem 
Kogeraknie, verbindet die Nordwestecke der Kolonie 
politisch und strategisch straff mit den Kernlanden, 
gibt Gelegenheit, zu gegebener Zeit mit kurzem 
Stcharm, also mit geringen Opfern, den Biktorio- 
see zu erreichen, erfordert aber erhebliches Geld. 
Nur genauere Bergleichsentwürfe werden zur 
Entscheidung führen kännen; hier wird der all- 
hemeine Plan schon mehr ins einzelne gehen oder 
die Frage einstweilen offen lassen müssen. 
Allgemeine Vorarbeiten. 
Der Gesamtplan für die Kolonie sei in großen 
Umrissen entworfen. Es handle sich nun um die 
Borbereltung zum Bau einer bestimmten Linie. 
schaffung der Gelder beschlossen werden kunn. 
Es gab eine Zeit, wo die Kolonialverwaltung s 
wenig Bewegungsfreiheit haue, daß sie das Geld 
zu Vorarbeiten von Fall zu Fall von den geset- 
hgebenden Körperschoften erbitten mußte. Damt
	        
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