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anderes ist es natürlich, wenn Leute mit Landes-
erfahrung sich hier niederlassen, um Viehfarmer
und vielleicht auch Pflanzer zu werden. Solche
Leute können es, wie die Erfahrung gelehrt hat,
auch bei geringem Kapital zu etwas bringen.
Die in der Nähe von Leudorf am linken Ussa-
Uf#r angesiedelten Palästinenser können als Klein-
fiedler in dem oben bezeichneten Sinne nicht an-
gesehen werden. Es find dies durchweg Anfiedler,
die pro Familie 200 ha Land erhalten haben.
Davon waren je 100 ha als Kulturland und als
Weideland vorgesehen. Neuerdings haben die
Palästinenser noch erheblich größere Weidegebiete
im Anschluß an ihr Land beantragt. Die Ge-
währung ist auch in Aussicht genommen, da es
sich um außerordentlich tüchtige Leute handelt.
Diese Ansiedler sind für die Bebauung ihres
Landes auf eine nicht zu geringe Zahl von
farbigen Arbeitern angewiesen. Leider ist es
ihnen bisher nicht gelungen, die dem Bedarf
entsprechende Arbeiterzahl zu erlangen. Trotzdem
haben einige, darunter besonders eine über mehrere
erwachsene oder halberwachsene Söhne verfügende
Familie und ein anderer Ansiedler, der hinsicht-
lich der farbigen Arbeiter am besten gestellt war,
Tusgezeichnetes geleistet. Auch die Tätigkeit der
übrigen Ansiedler, die trotz Krankheit und Ar-
beitermangel sich mit der Kultur des Landes die
größte Mühe gegeben haben, ist der Anerkennung
wert. Diese Ansiedler bauen einerseits europäische
Vetreide, Weizen, Roggen, Hafer, Mais, sowie
Kortoffeln und Gemüse jeder Art. Ferner haben
sie verschiedene Obstbäume angepflanzt, wie
Paiche, Apfel, Wein, Orangen. Bereits hierbei
haben die Palästinenser ihr Augenmerk nicht bloß
auf den Absatz im Lande gerichtet, der ja nur
beschränkt sein kann, sondern auch auf den Export
aus der Kolonie heraus, indem sie die in Palästina
begehrtes Ausfuhrprodukt bildenden dortigen
kangen angepflanzt haben. Anderseits aber
— sie auch Kaffee, Kautschuk und Ramie an-
Diese Ansiedler sind also nach dem Umfang
1nd nach der Art ihres Besitzes und ihrer Tätig-
u eher als mittlere Pflanzer und Farmer, denn
Kleinstedler anzusprechen. Es steht bei der
Vonderen Tüchtigkeit der Palästinenser zu hoffen,
Fes ihnen gelingen wird, der sanitären und
dirischaftiichen Schwierigleiten Herr zu werden.
erwa aus Deutschland kommende, mit solchen
Lerhälmissen nicht vertraute Anfiedler in gleicher
S ce mit derartigen Schwierigkeiten
ren · · -
Nicht önnen, möchte ich allerdings be
b. Die Pflanzungen.
Am Kilimandjaro sind eine Reihe von
Kautschukpftanzungen (Manthot Gleziovil) vor-
tionsverhältnissen zu leiden haben.
handen, von denen einige gute Erträge abwerfen
oder in naher Zukunft abwerfen werden, während
andere unter ungünstigen Boden= und Vegeta-
Besonders
hat das Vorkommen der Quecke in einzelnen
Fällen so hohe wiederholte Reinigungskosten er-
fordert, daß die Rentabilität dadurch in Frage
gestellt wird. Auch zu große Höhenlage scheint
der Entwicklung des Kautschuks nicht günstig
zu sein.
Die Erfahrungen mit Baumwolle, die viel-
fach gepflanzt worden ist, sind leider überwiegend
ungünstig gewesen, so daß die große Mehrzahl
der Pflanzer diese Kultur ganz aufgegeben hat.
Nach den Angaben der Pflanzer ist die Baum-
wolle im letzten Jahr an den meisten Orten sehr
gut hochgekommen und sah vielversprechend aus,
doch vernichteten zu zahlreiche Regengüsse die
Ernte. Einzelne Pflanzer am Kilimandjaro haben
weniger schlechte Erfahrungen gemacht und halten
an der Baumwollkultur fest (Uganda-Upland bzw.
Nyassa-Upland), die nach ihrer Auffassung gute
Erfolge verspricht. Die von mir gesehenen Baum-
wollfelder machten einen guten Eindruck. Aller-
dings scheinen die Verhältnisse recht verschieden
zu sein. So ist z. B. das Land auf der Ver-
suchsstation Kibongoto, wo einige Versuchsfelder
damit bepflanzt find, anscheinend nicht besonders
dafür geeignet. Im ganzen genommen glaube
ich nicht, daß der Baumwolle an den Abhängen
des Kilimandjaro und Meru eine große Zukunft
bevorsteht.
Die Hauptkultur für Pflanzungen bildet am
Kilimandjaro wie am Meru der Kaffeebau. Der
Kaffee stand auf den von mir besuchten Plan-
tagen fast überall ausgezeichnet und versprach
reichen Ertrag, soweit schon die Früchte sichtbar
waren. Auf einigen Pflanzungen waren aller-
dings Schädlinge aufgetreten, besonders stark auf
der Pflanzung eines Griechen am Merun, der
längere Zeit auf Urlaub gewesen war und die
Pflanzung von seinem minder erfahrenen Bruder
hatte beauffichtigen lassen. Sowohl Bohrkäfer
wie auch Blattläuse und Kaffeewanzen hatten eine
ganze Anzahl von Bäumen vernichtet. Auch die
auf einer Reihe anderer Pflanzungen vorkom-
mende Hemileis vastatrix machte sich auf dieser
Plantage besonders unangenehm bemerkbar. Im
übrigen wird letztere Krankheit von den Pflanzern
weniger gefürchtet; sie soll angeblich regelmäßig
nicht so weit um sich greifen, um die Pflanzen
zu gefährden.
Verschiedene Kaffeepflanzungen, meist im Besitz#
von Griechen stehend, haben bereits seit mehreren
Jahren gute Erträge gehabt. Von den meisten
Pflanzern wurde mir als der Durchschnittsertrag,
mit dem sicher gerechnet werden könnte, ein
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