Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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anderes ist es natürlich, wenn Leute mit Landes- 
erfahrung sich hier niederlassen, um Viehfarmer 
und vielleicht auch Pflanzer zu werden. Solche 
Leute können es, wie die Erfahrung gelehrt hat, 
auch bei geringem Kapital zu etwas bringen. 
Die in der Nähe von Leudorf am linken Ussa- 
Uf#r angesiedelten Palästinenser können als Klein- 
fiedler in dem oben bezeichneten Sinne nicht an- 
gesehen werden. Es find dies durchweg Anfiedler, 
die pro Familie 200 ha Land erhalten haben. 
Davon waren je 100 ha als Kulturland und als 
Weideland vorgesehen. Neuerdings haben die 
Palästinenser noch erheblich größere Weidegebiete 
im Anschluß an ihr Land beantragt. Die Ge- 
währung ist auch in Aussicht genommen, da es 
sich um außerordentlich tüchtige Leute handelt. 
Diese Ansiedler sind für die Bebauung ihres 
Landes auf eine nicht zu geringe Zahl von 
farbigen Arbeitern angewiesen. Leider ist es 
ihnen bisher nicht gelungen, die dem Bedarf 
entsprechende Arbeiterzahl zu erlangen. Trotzdem 
haben einige, darunter besonders eine über mehrere 
erwachsene oder halberwachsene Söhne verfügende 
Familie und ein anderer Ansiedler, der hinsicht- 
lich der farbigen Arbeiter am besten gestellt war, 
Tusgezeichnetes geleistet. Auch die Tätigkeit der 
übrigen Ansiedler, die trotz Krankheit und Ar- 
beitermangel sich mit der Kultur des Landes die 
größte Mühe gegeben haben, ist der Anerkennung 
wert. Diese Ansiedler bauen einerseits europäische 
Vetreide, Weizen, Roggen, Hafer, Mais, sowie 
Kortoffeln und Gemüse jeder Art. Ferner haben 
sie verschiedene Obstbäume angepflanzt, wie 
Paiche, Apfel, Wein, Orangen. Bereits hierbei 
haben die Palästinenser ihr Augenmerk nicht bloß 
auf den Absatz im Lande gerichtet, der ja nur 
beschränkt sein kann, sondern auch auf den Export 
aus der Kolonie heraus, indem sie die in Palästina 
begehrtes Ausfuhrprodukt bildenden dortigen 
kangen angepflanzt haben. Anderseits aber 
— sie auch Kaffee, Kautschuk und Ramie an- 
Diese Ansiedler sind also nach dem Umfang 
1nd nach der Art ihres Besitzes und ihrer Tätig- 
u eher als mittlere Pflanzer und Farmer, denn 
Kleinstedler anzusprechen. Es steht bei der 
Vonderen Tüchtigkeit der Palästinenser zu hoffen, 
Fes ihnen gelingen wird, der sanitären und 
dirischaftiichen Schwierigleiten Herr zu werden. 
erwa aus Deutschland kommende, mit solchen 
Lerhälmissen nicht vertraute Anfiedler in gleicher 
S ce mit derartigen Schwierigkeiten 
ren · · - 
Nicht önnen, möchte ich allerdings be 
b. Die Pflanzungen. 
Am Kilimandjaro sind eine Reihe von 
Kautschukpftanzungen (Manthot Gleziovil) vor- 
tionsverhältnissen zu leiden haben. 
  
handen, von denen einige gute Erträge abwerfen 
oder in naher Zukunft abwerfen werden, während 
andere unter ungünstigen Boden= und Vegeta- 
Besonders 
hat das Vorkommen der Quecke in einzelnen 
Fällen so hohe wiederholte Reinigungskosten er- 
fordert, daß die Rentabilität dadurch in Frage 
gestellt wird. Auch zu große Höhenlage scheint 
der Entwicklung des Kautschuks nicht günstig 
zu sein. 
Die Erfahrungen mit Baumwolle, die viel- 
fach gepflanzt worden ist, sind leider überwiegend 
ungünstig gewesen, so daß die große Mehrzahl 
der Pflanzer diese Kultur ganz aufgegeben hat. 
Nach den Angaben der Pflanzer ist die Baum- 
wolle im letzten Jahr an den meisten Orten sehr 
gut hochgekommen und sah vielversprechend aus, 
doch vernichteten zu zahlreiche Regengüsse die 
Ernte. Einzelne Pflanzer am Kilimandjaro haben 
weniger schlechte Erfahrungen gemacht und halten 
an der Baumwollkultur fest (Uganda-Upland bzw. 
Nyassa-Upland), die nach ihrer Auffassung gute 
Erfolge verspricht. Die von mir gesehenen Baum- 
wollfelder machten einen guten Eindruck. Aller- 
dings scheinen die Verhältnisse recht verschieden 
zu sein. So ist z. B. das Land auf der Ver- 
suchsstation Kibongoto, wo einige Versuchsfelder 
damit bepflanzt find, anscheinend nicht besonders 
dafür geeignet. Im ganzen genommen glaube 
ich nicht, daß der Baumwolle an den Abhängen 
des Kilimandjaro und Meru eine große Zukunft 
bevorsteht. 
Die Hauptkultur für Pflanzungen bildet am 
Kilimandjaro wie am Meru der Kaffeebau. Der 
Kaffee stand auf den von mir besuchten Plan- 
tagen fast überall ausgezeichnet und versprach 
reichen Ertrag, soweit schon die Früchte sichtbar 
waren. Auf einigen Pflanzungen waren aller- 
dings Schädlinge aufgetreten, besonders stark auf 
der Pflanzung eines Griechen am Merun, der 
längere Zeit auf Urlaub gewesen war und die 
Pflanzung von seinem minder erfahrenen Bruder 
hatte beauffichtigen lassen. Sowohl Bohrkäfer 
wie auch Blattläuse und Kaffeewanzen hatten eine 
ganze Anzahl von Bäumen vernichtet. Auch die 
auf einer Reihe anderer Pflanzungen vorkom- 
mende Hemileis vastatrix machte sich auf dieser 
Plantage besonders unangenehm bemerkbar. Im 
übrigen wird letztere Krankheit von den Pflanzern 
weniger gefürchtet; sie soll angeblich regelmäßig 
nicht so weit um sich greifen, um die Pflanzen 
zu gefährden. 
Verschiedene Kaffeepflanzungen, meist im Besitz# 
von Griechen stehend, haben bereits seit mehreren 
Jahren gute Erträge gehabt. Von den meisten 
Pflanzern wurde mir als der Durchschnittsertrag, 
mit dem sicher gerechnet werden könnte, ein 
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