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reits ergeben hatte. Zum Teil stimmt Professor
Zimmermann mit einem gewissen Vorbehalte zu,
zum mindesten insoweit, als er selbst, wie
a. e. bezüglich der Bodenbearbeitung, jetzt in
Aussicht genommen hat, entsprechende Ver-
suchsreihen zur Klärung der angeregten Fragen
ausführen zu lassen. Diese mehr oder weniger
vollkommene Übereinstimmung der Anschauungen
besteht bezüglich der Punkte 1. Bodenbearbeitung,
2. ungenügende Reinigung, 3. Düngung. Zu
letzterem Punkte meint Prof. Zimmermann, daß
die unserem Dr. Marckwald angegebenen Zahlen
dieses Versuchs von demselben unrichtig wieder-
gegeben seien.') Derselbe hat jedoch an ge-
nannter Stelle ausdrücklich erklärt, er gäbe die
Zahlen nur „nach den ihm gemachten Angaben“.
Eine Kontrolle war naturgemäß nicht möglich.
Herr Pflanzungsleiter Schmidt von der Pflanzung
Grunewald hat Dr. Marckwald Einsicht in seine
Notizen gegeben und ihm die Zahlen aus seinen
Büchern diktiert. Es handelte sich um zwei Ver-
suchsreihen, von denen jeweils eine ungedüngt
gelassen, eine andere gedüngt war. Ein Irrtum
Dr. Marckwalds ist hier ausgeschlossen. In-
zwischen sind von Dr. Marckwald zum Teil ge-
meinsam mit Prof. Zimmermann, auf verschie-
denen Pflanzungen exakte Düngungsversuche ein-
geleitet worden. Von diesen liegt jetzt von einer
Pflanzung das zweite Ernteergebnis vor. Bei
Durchsicht der Erntezahlen ergibt sich, daß die
gedüngten Bäume eine ganz bedeutende Ertrags-
steigerung aufweisen.
Eine vollständige Übereinstimmung der An-
schauungen ergibt sich bezüglich
4. Pflanzweite. Hier erklärt Zimmermann
selbst, daß er die im Jahre 1909 ausgesprochene
Ansicht, in der er eine Pflanzweite von 4 X 4 m
für Manihot Glaziovii für normal anspricht,
fallen gelassen und sich „von dem Vorteile einer
weiteren Pflanzweite“" überzeugt habe.
5. Pflanzzeit. In diesem Punkte ist Prof.
Zimmermann ein offenbares Versehen unterlaufen.
Er führt in scheinbarem Gegensatz zu Dr. Marck-
wald die mehr oder weniger frühe Verzweigung
der Manihotbäume auf die Blütezeit der Pflanzen
zurück. Nun heißt es aber gerade in dem Be-
richt Dr. Marckwalds wörtlich: „Die Ursache ist
wahrscheinlich in der veränderten Blütezeit der
Pflanzen zu suchen, doch bleiben diesbezüglich
endgültige Versuche vorbehalten,“ — also kein
Gegensatz, sondern völlige Übereinstimmung der
Ansichten. Allerdings hat Dr. Marckwald dann
in dem in der Kolonial-Abteilung der D. L. G.
*) Siehe Stand und Aussichten des Kautschuk-
Plantagenbaues, Reiseeindrücke, Sonderabdruck aus
Gummizeitung Nr. 8 ff., Jahrg. 26.
gehaltenen Vortrage") u. a. auch mit ange-
führt, daß die Art der Verästelung mit auf einen
Käfer zurückzuführen zu sein „scheint“, jedoch aus-
drücklich gleichzeitig erklärt, daß die Ursache noch
nicht feststeht. Die hier zum Ausdruck gebrachte
Anschauung ist die Wiedergabe der Ansicht einiger
unserer erfahrensten Pflanzer. Die Wichtigkeit
der Züchtung gerader, unverästelter Bäume wurde
insbesondere damit begründet, daß Milchzapfung
nur an diesen möglich sei und daß für die Zu-
kunft für die Vorbereitung einer einheitlichen
Standard-Qualität die Möglichkeit der Milch-
zapfung gegeben sein müsse. Auch für ein Zapfen
nach der Lewa-Methode erklärte Dr. Marckwald
das Züchten solcher Bäume als vorteilhaft. Nun
schreibt S. 4 des Gutachtens Zimmermann aller-
dings: „Ferner ist es auch für die Anwendung
der Lewa-Methode nicht von so großer Wichtig-
keit, daß die Bäume sich erst hoch über dem Boden
verzweigen," fährt aber dann ohne Unterbrechung
fort: „Ich habe allerdings durch (im
Pflanzer 1912 S. 1 beschriebene) Versuche
nachgewiesen, daß auch für diese Methode
hohe Stämme rentabler sein dürften, als
vielverzweigte.“ Also auch hier haben die
Versuche Zimmermanns die vorher von Dr. Marck-
wald ausgesprochene Ansicht voll bestätigt. Daß
die von Dr. Marckwald gemachten Vorschläge
sich nur auf die Gegenden beziehen sollten, in
denen nicht mit der Möglichkeit eines Ausbleibens
der kleinen Regenzeit zu rechnen sei, ist von dem-
selben gleichfalls ausdrücklich erklärt worden. Für
die übrigen Gegenden wurden besondere Vor-
schläge gemacht, bezüglich deren auf den Original-
vortrag verwiesen sei.
6. Saatzucht. Zu diesem Punkte wird die
Richtigkeit der von Dr. Marckwald gemachten Vor-
würfe voll anerkannt und sind Vorkehrungen zur
Beseitigung der Mißstände von Prof. Zimmermann
eingeleitet worden. Bereits früher hat übrigens
Herr Geheimrat Dr. Busse sich im gleichen
Sinne im Anschluß an einen Vortrag unseres
Dr. Frank ausgesprochen.
II. Kautschukgewinnung.
1. Zapfen junger Bäume: Zu diesem
Punkte erklärt Prof. Zimmermann in UÜberein-
stimmung mit unserem Dr. Marckwald: „Es
scheine ihm vorteilhafter, das Anzapfen zu junger
Bäume zu unterlassen. Die Ansicht, daß im
Harzgehalt des Kautschuks jüngerer und älterer
Bäume ein wesentlicher Unterschied nicht vorliege,
ist richtig. Der Unterschied zeigt sich mit aller
Schärfe erst bei der Verarbeitung zu Fertig-
*) Bericht über die Winterversammlung 1912,
Berlin, Kolonial-Abteilung S. 19.