Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

GWG 478 2O 
reits ergeben hatte. Zum Teil stimmt Professor 
Zimmermann mit einem gewissen Vorbehalte zu, 
zum mindesten insoweit, als er selbst, wie 
a. e. bezüglich der Bodenbearbeitung, jetzt in 
Aussicht genommen hat, entsprechende Ver- 
suchsreihen zur Klärung der angeregten Fragen 
ausführen zu lassen. Diese mehr oder weniger 
vollkommene Übereinstimmung der Anschauungen 
besteht bezüglich der Punkte 1. Bodenbearbeitung, 
2. ungenügende Reinigung, 3. Düngung. Zu 
letzterem Punkte meint Prof. Zimmermann, daß 
die unserem Dr. Marckwald angegebenen Zahlen 
dieses Versuchs von demselben unrichtig wieder- 
gegeben seien.') Derselbe hat jedoch an ge- 
nannter Stelle ausdrücklich erklärt, er gäbe die 
Zahlen nur „nach den ihm gemachten Angaben“. 
Eine Kontrolle war naturgemäß nicht möglich. 
Herr Pflanzungsleiter Schmidt von der Pflanzung 
Grunewald hat Dr. Marckwald Einsicht in seine 
Notizen gegeben und ihm die Zahlen aus seinen 
Büchern diktiert. Es handelte sich um zwei Ver- 
suchsreihen, von denen jeweils eine ungedüngt 
gelassen, eine andere gedüngt war. Ein Irrtum 
Dr. Marckwalds ist hier ausgeschlossen. In- 
zwischen sind von Dr. Marckwald zum Teil ge- 
meinsam mit Prof. Zimmermann, auf verschie- 
denen Pflanzungen exakte Düngungsversuche ein- 
geleitet worden. Von diesen liegt jetzt von einer 
Pflanzung das zweite Ernteergebnis vor. Bei 
Durchsicht der Erntezahlen ergibt sich, daß die 
gedüngten Bäume eine ganz bedeutende Ertrags- 
steigerung aufweisen. 
Eine vollständige Übereinstimmung der An- 
schauungen ergibt sich bezüglich 
4. Pflanzweite. Hier erklärt Zimmermann 
selbst, daß er die im Jahre 1909 ausgesprochene 
Ansicht, in der er eine Pflanzweite von 4 X 4 m 
für Manihot Glaziovii für normal anspricht, 
fallen gelassen und sich „von dem Vorteile einer 
weiteren Pflanzweite“" überzeugt habe. 
5. Pflanzzeit. In diesem Punkte ist Prof. 
Zimmermann ein offenbares Versehen unterlaufen. 
Er führt in scheinbarem Gegensatz zu Dr. Marck- 
wald die mehr oder weniger frühe Verzweigung 
der Manihotbäume auf die Blütezeit der Pflanzen 
zurück. Nun heißt es aber gerade in dem Be- 
richt Dr. Marckwalds wörtlich: „Die Ursache ist 
wahrscheinlich in der veränderten Blütezeit der 
Pflanzen zu suchen, doch bleiben diesbezüglich 
endgültige Versuche vorbehalten,“ — also kein 
Gegensatz, sondern völlige Übereinstimmung der 
Ansichten. Allerdings hat Dr. Marckwald dann 
in dem in der Kolonial-Abteilung der D. L. G. 
*) Siehe Stand und Aussichten des Kautschuk- 
Plantagenbaues, Reiseeindrücke, Sonderabdruck aus 
Gummizeitung Nr. 8 ff., Jahrg. 26. 
  
gehaltenen Vortrage") u. a. auch mit ange- 
führt, daß die Art der Verästelung mit auf einen 
Käfer zurückzuführen zu sein „scheint“, jedoch aus- 
drücklich gleichzeitig erklärt, daß die Ursache noch 
nicht feststeht. Die hier zum Ausdruck gebrachte 
Anschauung ist die Wiedergabe der Ansicht einiger 
unserer erfahrensten Pflanzer. Die Wichtigkeit 
der Züchtung gerader, unverästelter Bäume wurde 
insbesondere damit begründet, daß Milchzapfung 
nur an diesen möglich sei und daß für die Zu- 
kunft für die Vorbereitung einer einheitlichen 
Standard-Qualität die Möglichkeit der Milch- 
zapfung gegeben sein müsse. Auch für ein Zapfen 
nach der Lewa-Methode erklärte Dr. Marckwald 
das Züchten solcher Bäume als vorteilhaft. Nun 
schreibt S. 4 des Gutachtens Zimmermann aller- 
dings: „Ferner ist es auch für die Anwendung 
der Lewa-Methode nicht von so großer Wichtig- 
keit, daß die Bäume sich erst hoch über dem Boden 
verzweigen," fährt aber dann ohne Unterbrechung 
fort: „Ich habe allerdings durch (im 
Pflanzer 1912 S. 1 beschriebene) Versuche 
nachgewiesen, daß auch für diese Methode 
hohe Stämme rentabler sein dürften, als 
vielverzweigte.“ Also auch hier haben die 
Versuche Zimmermanns die vorher von Dr. Marck- 
wald ausgesprochene Ansicht voll bestätigt. Daß 
die von Dr. Marckwald gemachten Vorschläge 
sich nur auf die Gegenden beziehen sollten, in 
denen nicht mit der Möglichkeit eines Ausbleibens 
der kleinen Regenzeit zu rechnen sei, ist von dem- 
selben gleichfalls ausdrücklich erklärt worden. Für 
die übrigen Gegenden wurden besondere Vor- 
schläge gemacht, bezüglich deren auf den Original- 
vortrag verwiesen sei. 
6. Saatzucht. Zu diesem Punkte wird die 
Richtigkeit der von Dr. Marckwald gemachten Vor- 
würfe voll anerkannt und sind Vorkehrungen zur 
Beseitigung der Mißstände von Prof. Zimmermann 
eingeleitet worden. Bereits früher hat übrigens 
Herr Geheimrat Dr. Busse sich im gleichen 
Sinne im Anschluß an einen Vortrag unseres 
Dr. Frank ausgesprochen. 
II. Kautschukgewinnung. 
1. Zapfen junger Bäume: Zu diesem 
Punkte erklärt Prof. Zimmermann in UÜberein- 
stimmung mit unserem Dr. Marckwald: „Es 
scheine ihm vorteilhafter, das Anzapfen zu junger 
Bäume zu unterlassen. Die Ansicht, daß im 
Harzgehalt des Kautschuks jüngerer und älterer 
Bäume ein wesentlicher Unterschied nicht vorliege, 
ist richtig. Der Unterschied zeigt sich mit aller 
Schärfe erst bei der Verarbeitung zu Fertig- 
  
*) Bericht über die Winterversammlung 1912, 
Berlin, Kolonial-Abteilung S. 19.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.