Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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produkten. Die von Zimmermann als wünschens- 
wert erklärten exakten Untersuchungen nach dieser 
Richtung hin sind in unserem Institute bereits 
vor Jahren begonnen worden und werden ständig 
vervollständigt. Für Distrikte, aus denen spyste- 
matisch Proben eingesandt wurden, ist bereits 
einwandfreie Aufklärung erfolgt. Prof. Zimmer- 
mann stellt sich jetzt übrigens vollkommen auf 
den Standpunkt unseres Dr. Marckwald, denn er 
sagt in seinem Gutachten, das er mit Genehmi- 
gung des Kaiserlichen Gouvernements von Deutsch- 
Ostafrika über die Pflanzungen der Muhesa 
Rubber Plantations Ltd. erstattete: „Verschiedene 
Beobachtungen schienen mir unzweifelhaft dafür 
zu sprechen, daß auf den meisten deutsch-ostafri- 
kanischen Plantagen und auch auf denen der 
Muhesa Rubber Plantations zu früh mit dem 
Anzapfen der Bäume begonnen wird. Es dürfte 
hierauf zurückzuführen sein, daß die Bäume auf 
den meisten Pflanzungen auch dann, wenn sie 
ein Alter von 5 bis 10 Jahren erreicht haben, 
keine wesentlich höheren Erträgnisse liefern, als 
2-bis 4jährige. Es erscheint mir auf alle Fälle 
rationeller, die Bäume in der Jugend möglichst 
zu schonen, damit sie dann später auch wirklich 
große Erträge liefern können. Bäume, die nicht 
mindestens einen Stammumfang von 40 cm be- 
sitzen, würden wohl am zweckmäßigsten überhaupt 
nicht angezapft und auch dann noch einigermaßen 
geschont.“ 
2. Zapfzeit. Auch in diesem Punkte teilt 
Zimmermann jetzt vollkommen die Ansichten 
unseres Dr. Marckwald, denn er sagt in dem ge- 
nannten Gutachten über die Muhesa Rubber 
Plantations: „Ich möchte aus diesem Grunde 
dringend anraten, die Bäume in den trockensten 
Monaten, soweit irgend möglich, zu schonen. Zu- 
gunsten dieser Maßregeln möchte ich noch an- 
führen, daß auf derjenigen Pflanzung, die zur 
Zeit wohl in Deutsch-Ostafrika die größten Er- 
träge geliefert hat (Kwandoro), die Bäume in 
diesem Jahre nur 7 Monate angezapft wurden.“ 
3. Schlechte Zapfmesser. Hier tritt 
Zimmermann der Ansicht entgegen, die Dr. Marck- 
wald (Reiseeindrücke S. 15) über ein neues Zapf- 
instrument geäußert hat. Dr. Marckwald schreibt 
hier ausdrücklich: „Die Benutzung scheint ein 
leichtes und einfaches Arbeiten zu gestatten. Ein 
endgültiges Urteil über den Wert des Zapf- 
messers kann heute noch nicht gegeben werden.“ 
Er gibt damit die Erfahrungen wieder, die er 
selbst während eines kurzen Aufenthaltes auf der 
betreffenden Pflanzung sammeln konnte und emp- 
siehlt auf Grund seiner Eindrücke weitere Ver- 
suche. — Was den von Zimmermann gerügten 
Konstruktionsfehler angeht, so ist die von dem- 
selben ausgesprochene Ansicht nicht zutreffend, da 
  
die betreffenden Messerchen an dem Rade soweit 
voneinander entfernt stehen, daß keine Drehung 
in der Wunde erfolgt. Die Vernarbung ist, so- 
weit an bereits gezapften Bäumen festgestellt 
wurde, nicht erschwert, sondern erleichtert. 
4. Koagulationsmittel. Zu diesem Punkte 
äußert Prof. Zimmermann gewisse Zweifel daran, 
ob die behauptete Schädlichkeit der Essigsäure den 
Tatsachen entspräche. Er begründet diese Zweifel 
zunächst damit, daß „nach dem Mitte 1911 er- 
schienenen Buch von Schidrowitz (Rubber S. 66) 
noch in jener Zeit etwa 99⅜¾ v. H. des ostafiati- 
schen Plantagenkautschuks mit Essigsäure koaguliert 
wurden,“ und weiter damit, daß die Unter- 
zeichneten selbst einen von Prof. Zimmermann 
mit Essigsäure koagulierten Kautschuk als hervor- 
ragende Qualität bezeichnet hätten. Was zunächst 
die Angabe in dem Buche von Schidrowitz an- 
belangt, so ist es ja gerade dieser von Professor 
Zimmermann zitierte Verfasser, der an derselben 
von Zimmermann angeführten Stelle seine Be- 
denken gegen die Verwendung der Essigsäure zum 
Ausdruck bringt, und seine Überzeugung, 
daß die Essigsäurekoagulation falsch sei 
und daß eine vollständige Beseitigung 
dieser Methode eintreten müsse. Schidrowitz 
schreibt wörtlich: = Athough numerous other 
methods have been suggested and tried, it is 
the fact that at the present time probably 
99¾ per cent of all plantations rubber is 
coagulated with acetie acid. It is Fet too 
early to Say definetly that this is the most 
suitable method from every point of view on 
the contrary I am inclined to believe, that 
ultimately some possibly radical modifi- 
cation on the present system will have 
to be introduce, but for all practical pur- 
poses a description of the plantations coagu- 
lation method at it is begins and ends with 
acetic acid.= 
Es ist nicht gut verständlich, wie Professor 
Zimmermann in seinem Gutachten gerade diese 
Stelle als Beweis für die Vorzüge der Essig- 
säurekoagulation anführen konnte. Die Koagu- 
lation der Essigsäure hat in ihren Folgen auch 
dazu geführt, daß der ostasiatische Plantagen- 
kautschuk, der noch vor kurzer Zeit über Wild- 
para bezahlt wurde, jetzt ständig unter demselben 
wertet. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung des 
Umstandes, daß Wildpara rund 15 v. H. Wasch- 
verlust hat, ergibt sich eine durchschnittliche Unter- 
bewertung des Plantagenkautschuks um nicht 
weniger als 20 v. H. Auch Wallace"“) sagt, 
daß der Kautschuk aus den Malay States nicht 
so gut sei, wie er sein müßte und könnte, weil 
*) India Rubber Journal 1910, 31. Oktober.
	        
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